Elian
Adrenalin durchfuhr meinen Körper. Ich dachte nicht lange nach und rannte zu Levin.
Dieser hatte bereits seinen ersten Schritt auf die Straße getan. Ich griff nach seinen Handgelenk und zog ihn wieder auf den Bürgersteig.
Der Autofahrer fuhr hupend und vermutlich auch fluchend an uns vorbei.
"Das war knapp.", sagte Levin lachend und nun sah er schon etwas klarer aus.
Wahrscheinlich vom Schreck.
"Ja...", sagte ich nur und ließ sein Handgelenk los.
Gott, wie peinlich. Ich hab ihn die ganze Zeit weiter festgehalten.
"Ich glaube du bist echt korrekt.", sagte Levin. "Willst du Mal was unternehmen?"
War das sein Ernst? Was zum Teufel hat er eingenommen? Wieso will er was mit mir unternehmen, wenn er mich eigentlich hasst und mobbt.
Ich schüttelte leicht den Kopf, denn ich kannte Levin gut genug, dass ich wusste, dass er immer eine Antwort erwartete.
"Bitte Elian... Lass mich dir zeigen, dass ich eigentlich ganz okay bin. Und außerdem..."
Er unterbrach sich selbst und schaute auf unsere Füße, während ich darauf wartete, dass er mehr sagte.
Sieht aus als hätten wir heute die Rollen getauscht.
"Außerdem...", fing er den Satz wieder an. "Außerdem brauch ich deine Hilfe..."
Meine Hilfe? Er? Levin braucht meine Hilfe?
Tatsächlich glaubte ich sogar, dass er diesen Satz Ernst meinte.
"Warum?", fragte ich.
Levin schüttelte nur den Kopf, sein Gesicht immer noch nach unten gerichtet. "Lass uns das klären, wenn ich nüchtern bin. Nicht so... Und nicht hier..."
"Okay."
Ich entfernte mich vorsichtig einen Schritt von ihm und beobachtete was er tat. Trotz allem vertraute ich ihm weiterhin kein Stück. Er hatte doch bestimmt irgendwas vor. Ich wusste nur nicht genau was.
Nun schaute er mich wieder an und nicht nur das. Er schaute mir direkt in die Augen, als wolle er in meine Seele sehen. Seinen Augen sahen feucht aus. Ich konnte nicht erkennen ob das vom Alkohol kam, von der Müdigkeit oder von dem kalten Wetter. Oder er weinte...
Aber wieso sollte er? Es war doch nichts passiert. Irgendwie werde ich aus diesem Typen nicht schlau.
"Komm gut nach Hause.", sagte er.
"Ähm... Ja... Du auch..."
Und mit diesen Worten drehte ich mich um und lief den Bürgersteig hoch. Ich schaute nochmal zurück und sah Levin immer noch an der gleichen Stelle stehen. Doch dieses Mal schaute er mich nicht an, sondern auf den Boden. Kurz überlegte ich wieder zu ihm zu laufen und ihn nach Hause zu bringen. Aber warum sollte ich das tun? Wir waren nicht befreundet.
Nein, er hasste mich. Er tat mir soviel Leid an, da bringe ich ihn doch jetzt nicht nach Hause. Soll er doch sehen wie er heim kommt.
Trotzdem konnte ich dem Drang nicht widerstehen mich erneut zu ihm umzudrehen. Ich war bereits soweit weg, dass ich nur noch eine Silhouette sehen konnte. Levin lief langsam in die entgegengesetzte Richtung und ich hoffe für ihn auch in die Richtige.(...)
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht das ganze Woche über Levins Worte nachgedacht habe. Und ab und an ertappte ich mich selbst dabei, wie ich auf mein Handy schaute um zu sehen ob Levin mir eine Nachricht geschrieben hat.
Doch es kam nichts.
Aber was hab ich erwartet? Er war voll wie 10 Eimer und kann sich bestimmt gar nicht mehr an unsere Begegnung erinnern.
"Bro, wo zum Teufel warst du am Wochenende?", hörte ich Dominik fragen.
"War beschäftigt.", antwortete Levin.
"Womit?"
"Mit deiner Mom."
Und da hatte ich meine Bestätigung, dass Levin wieder voll und ganz der Alte war und nichts mehr von letzter Woche wusste.
"Was glotzt du so, du Schwuchtel?", rief Dominik zu mir rüber.
Scheiße, ich hab die beiden angestarrt. Ich bin so dumm.
Schnell schaute ich zu Boden und lief den Flur entlang zum Klassenzimmer. Die Pause war sowieso gleich vorbei und ich wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen.
Die Tür zum Klassenzimmer war Gott sei Dank aufgeschlossen und so konnte ich noch die letzten paar Minuten der Pause in Ruhe genießen.
"Levin sagt, dass er meine Mutter gefickt hat und deswegen am Samstag nicht da war.", erklärte Dominik an Emma gewandt.
"Na dann hoff Mal nicht, dass Levin dein Stiefpapa wird."
"Das wünscht er sich noch.", mischte Levin sich ins Gespräch ein und setzte sich auf den Tisch von Dominik.
Ich kramte meine Sachen hervor für die nächste Stunde und sah im Augenwinkel wie Dominik auf mich zukam.
"Brauchst du das Buch?", fragte er.
Ich antwortete ihm nicht. Natürlich brauche ich das Buch. Schließlich war es für den Unterricht.
"Ich denke er braucht es nicht.", meinte Emma und nahm Dominik mein Buch ab. "Ich hab meins vergessen. Und Herr Cassens gibt ja immer sofort Minuspunkte wenn man seine Sachen nicht vollständig hat. Das kann ich mir nicht leisten. Aber du ja bestimmt wohl."
Sie grinste mich an und ging dann weg.
"Idiot.", lachte Dominik.
"Heb einmal deine Stimme!", rief Billy mir zu. "Einmal! Beweis das du Eier hast und leg dich mit einem von uns an! Dann kannst du beweisen, dass du kein Weichei bist!"
"Ist er aber!", sagte Dalia lachend.
Mein Blick traf den von Levin, welcher zwischen den anderen Idioten saß. Er lachte nicht. Erst als Dominik ihn mit der Schulter anstupste, erwachte er aus seiner Starre und fing auch an zu Lachen.
"Setzt euch! Wir wollen anfangen!", rief Herr Cassens durch den Raum. "Holt die Bücher raus!"
Ich seufzte leise. Das wird ja eine tolle Stunde...
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Forgive me
RomanceIn der Schule fällt Elian immer wieder zum Opfer der Mobbingattacken von Levin und seiner Clique. Auch zuhause kann er sich nicht zurückziehen, denn seine Eltern hassen ihn, weil er schwul ist. Die einzige Möglichkeit seinem Leben für einen kurzen M...