Elian
Die Sonnenstrahlen weckten mich langsam und sanft aus dem Schlaf. Kurz wunderte ich mich wo ich war, doch dann fiel mir wieder ein, dass auch ich irgendwann in Levins Armen eingeschlafen war.
Ich setzte mich aufrichtig hin, im gleichen Moment ging die Tür auf und Levin kam wieder rein.
"Alter, ich hab solche Kopfschmerzen.", stöhnte er.
Ich wollte ihm gerne antworten, doch ich war sprachlos. Seine Haare waren nass und er stand oberkörperfrei vor mir. So gut es ging, versuchte ich nicht zu sehr zu starren. Das war aber gar nicht so einfach. Denn sein Körper sah echt gut aus, noch besser als ich gedacht hätte. Ich meine, man sah Levin an, dass er muskulös ist. Aber ich hätte nicht gedacht, dass er wirklich SO muskulös ist.
Er zog sich einen Pullover an und ließ sich dann neben mich ins Bett fallen.
"Wenigstens hab ich nicht gekotzt. Achso und wir schwänzen heute übrigens."
Erst jetzt fiel mir ein, dass es ja mitten in der Woche war und wir eigentlich zur Schule müssten.
"Wie spät ist es?", fragte ich überrascht.
"Zehn. Lohnt sich nicht in die Schule zugehen. Außerdem habe ich Kopfschmeeerzeeen!", rief er und hielt sich den Kopf, weswegen ich lachen musste.
"Lach nicht.", murmelte er, doch ich sah das Grinsen auf seinem Gesicht.
"Du hast doch selbst Schuld."
"Weiß ich. Danke, für die aufmunternden Worte."
"Wissen deine Eltern, dass du nicht zur Schule gehst?"
"Ja, ich hab ihnen einfach eine Nachricht geschrieben, dass ich krank bin und zuhause bleibe. Damit war das Thema gegessen. Ich hoffe deine Eltern machen keinen Stress, dass du diese Nacht nicht zuhause warst?"
"Nein, das passt schon."
Sie haben es wahrscheinlich nicht mal mitbekommen, dass ich weg bin. Und wenn doch, dann ist es ihnen sowieso egal.
"Gut, das ist cool. Ich hätte auch gerne so lockere Eltern. Dann lass und einfach... keine Ahnung... Schlafen oder so."
Gerade als er den Satz zu Ende ausgesprochen hatte, klingelte sein Handy. Er stöhnte und holte es aus seiner Hosentasche.
"Oh Gott.", sagte er nur, sprang vom Bett auf und nahm das Telefonat an.
Ich verstand nicht viel, hörte nur, dass der Mann auf der anderen Seite Levin zu irgendwas einlud.
"Ja, cool.", sagte Levin. "Das passt mir.... Okay.... Gut, dann verbleiben wir so... Ja, vielen Dank."
Mit einem Lächeln auf den Lippen legte Levin auf.
"Wer war das?"
"Das war der Trainer von einem Basketballteam und er hat mich gerade zum Probetraining eingeladen."
"Cool, wusste gar nicht, dass du dich für Basketball interessierst."
"Ich will das einfach mal ausprobieren. Ein bis zweimal in der Woche in einem Verein zu trainieren mit anderen Leuten ist besser als alleine im Fitnessstudio."
Ich stimmte ihm nickend zu auch, wenn ich keine Ahnung hatte ob das wirklich so ist. Schließlich bin ich weder in einem Verein, noch gehe ich ins Fitnessstudio.
"Meine Eltern werden mich dafür hassen, aber das ist mir echt egal."
"Wieso?"
Levin seufzte und ich sah sofort, dass sich seine Stimmung trübte. Er setzte sich wieder neben mich aufs Bett. Seine Augen fingen an wütend zu funkeln. Diesen Ausdruck kannte ich gut genug von ihm. Viel zu oft hatte er mich so angeschaut.
Reflexartig fing mein Herz an schneller zu schlagen, meine Hände fingen an zu schwitzen und tief in mir rief eine Stimme, dass ich sofort abhauen sollte.
"Sie interessieren sich überhaupt nicht für meine Interessen. Sie sehen nur meine Noten und mein äußerliches Erscheinungsbild. Sie vergleichen mich immer mit Fella. Fella ist eine verfickte Streberin und der Stolz von unseren Eltern. Und dann komm ich. Ich geh ihnen zu oft feiern, ich geh zu oft zum Fitness, ich lerne zu wenig, die ganze Welt dreht sich nur um mich, ich will immer meinen Willen durchsetzen... Die ganze Scheiße, macht mich echt fertig. Und jetzt hab ich entschieden einfach das zu machen, was ich für richtig halte. Mir egal was meine Eltern sagen."Levin
Meine Kopfschmerzen wurde im Verlaufe des Tages immer besser. Das könnte aber auch an der Aspirin liegen die ich mir eingeworfen habe. Elian war am Nachmittag irgendwann gegangen. Was ich zwar schade fand, aber er sagte er müsse noch zu seiner Oma. Das verstand ich natürlich.
Ich lag jetzt hier im Bett und dachte über Elian nach. Oder besser gesagt über uns beide. Ich musste mir jetzt endlich über meine Gefühle klar werden. Ich mag Elian, wirklich gerne. Aber war ich verknallt in ihn? Immer wenn ich ihn sah, spürte ich wie mein Herz schneller schlug und wie ich sofort glücklicher wurde. Ich war gerne in seiner Nähe und ich hatte immer noch ein verdammt schlechtes Gewissen wegen den ganzen Sachen die ich ihm angetan habe. Elian war zu gut für mich. Trotzdem hatte er mich gestern im Park vom Boden gekratzt und ist bei mir geblieben als ich ihn darum bat. Es fühlte sich richtig an ihn in den Armen zu halten. Und es fühlte sich richtig an mit ihm über meine Eltern zu reden. Irgendwie hatte ich das komische Gefühl, dass er genau wusste wovon ich redete.
War es bei ihm vielleicht auch so? Hatten wir vielleicht die gleichen verkorksten Eltern? Vielleicht sind wir uns ja ähnlicher als wir denken.
"Elian! Möchtest du etwas essen, Schatz?", rief meine Mutter von der Treppe hoch.
"Ja, ich komme!", rief ich zurück.
Um meine Frage zu beantworten: Ja, ich war verknallt.
Aber davon wollte ich niemandem erzählen. Denn ich hab keine Ahnung wie ich meinen Eltern das beibringen soll oder wie sie reagieren werden. Deswegen schob ich den Gedanken zumindest beim Essen erstmal nach hinten.
"Geht es dir besser?", fragte mein Vater.
"Ja, wird langsam."
"Willst du morgen noch zuhause bleiben? Dann gehen wir noch zum Arzt.", schlug meine Mutter mir vor.
"Ne, ich kann morgen ruhig wieder zur Schule."
Sie nickte verständnisvoll.
"Meine Lehrerin sagte heute zu mir, dass die anderen Schüler sich etwas bei mir abgucken können, was das mündliche anging."
Ich musste mein bestes geben dem Impuls zu widerstehen die Augen zu verdrehen.
Wir haben doch gerade über meine Gesundheit gesprochen und keine Minute später fing Fella wieder an über sich selbst zu sprechen.
Meine Eltern lobten sie stolz, doch das blendete ich vollkommen aus. Ich war das schwarze Schaf und es gab Dinge die sie noch nicht wussten, welche mich nur noch mehr zum schwarzen Schaf machen werden.
"Nur damit ihr schonmal Bescheid wisst.", fing mein Vater an und das konnte meistens nichts Gutes heißen. "In zwei Monaten wird die neue Stadtbibliothek wieder eröffnet. Ich schicke euch den genauen Termin nochmal zu, aber dann könnt ihr den Tag schon mal freihalten."
Wusste ich es doch. Es kann nichts gutes heißen. Darauf hatte ich ja richtig Bock.
"Da freue ich mich schon drauf.", sagte Fella begeistert.
"Das war mir klar.", sagte meine Mutter grinsend. "Du kleiner Bücherwurm. So viele Bücher kann man ja gar nicht drucken, wie du liest."
Kein Wunder, wenn man keine Freunde hat, hat man auch Zeit.
"Ja, das stimmt. Ich werde da denke ich ganz viel Zeit verbringen in meiner Freizeit."
Apropos Freizeit...
Ich denke jetzt ist der richtige Zeitpunkt mich noch mehr zum schwarzen Schaf zu machen.
"Ich hab am Donnerstag ein Probetraining."
Verwundert schauten meine Eltern mich an. Das habe ich auch tatsächlich erwartet.
"Wofür?", fragte mein Vater
"Basketball.", sagte ich nur und führte meine Gabel zum Mund.
"Levin, das Thema hatten wir schon.", fing meine Mutter an. "Du wirst da nicht hingehen. Wir haben dir schon gesagt, dass du zu wenig Zeit für die Schule hast."
"Ich weiß und ich hab euch doch auch gesagt, dass ich dafür einmal weniger ins Studio gehe. Und wenn wirklich mal viele Arbeiten oder die Prüfung ansteht, dann lass ich das Training halt auch sausen. Und wenn es doch zu viel wird, dann melde ich mich wieder ab."
"Levin, du wirst da nicht hingehen.", sagte mein Vater bestimmend.
"Okay.", sagte ich nur. "Ich bin fertig mit dem Essen, darf ich aufstehen?"
"Wir haben das Thema noch nicht besprochen.", meinte meine Mutter.
"Ich hab doch okay gesagt. Ihr wollt nicht, dass ich dahin gehe. Das habe ich verstanden. Und trotzdem werdet ihr mich davon nicht abhalten können. Es ist mein Leben."
Ohne auf eine weitere Antwort zu warten, stand ich einfach vom Tisch auf.
Ich werde jetzt keine erneute Diskussion anfangen die zum Streit führt.
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Forgive me
RomanceIn der Schule fällt Elian immer wieder zum Opfer der Mobbingattacken von Levin und seiner Clique. Auch zuhause kann er sich nicht zurückziehen, denn seine Eltern hassen ihn, weil er schwul ist. Die einzige Möglichkeit seinem Leben für einen kurzen M...