Kapitel 99 - Epilog 6

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Letzte Reise – Rückreise

Aufbruch  


Schon seit Tagen war die Bergende, die nun an Ausmaß und Masse dem Mutterschiff der Taelon in nichts nachstand unterwegs. Auf der Brücke hielten sich, neben der Pilotin, fast immer die gleichen Wesen auf.
Meist, wenn sie nicht gerade Unterricht hatten, waren das Jakob und Talara und mit ihnen oft Vincent. Doch schon am zweiten Tag waren auch die beiden jungen Männer, Taemin und sein Partner Jaden, bei ihr aufgetaucht und der jüngere der beiden bombardierte die Hüterin regelrecht mit Fragen und Tho'rha gewährte ihm bald Zugang zu den Datenbanken des Schiffes, was ihr ein wenig Ruhe verschaffte, denn nun konnte der junge Mann all seine Fragen direkt an ihr Schiff stellen und dieses ließ die Informationen in einem Datenstrom erscheinen, mit dem er auch schnell zu interagieren gelernt hatte.
Jaden stand oft bei ihr, wenn sein Partner lernte und ließ sich von ihr die Steuerung des Schiffes und die Navigation im All erklären.
„Wie programmiert ihr diese Schiffe?"
„Gar nicht.", lächelte die Hüterin „Die Sternenflutwanderer leben im All, sie kennen mehr Routen und Wege, als wir."
„Und warum tut Ja'a'nira dann was du willst?"
„Weil sie es so will. Wenn sie einen anderen oder sichereren Weg weiß, als den, den ich ihr vorschlage, dann sagt sie es mir und wir überlegen gemeinsam, welcher Weg der bessere ist, so es die Zeit zulässt."
„Tho'rha?", erklang plötzlich die Stimme des Schiffes bei ihnen.
„Ja?", erwiderte die Hüterin „Was ist?"
„Wir nähern uns dem Übergangspunkt und sollten nun bald in den Interdimensionsflug übergehen."
„Okay, bereite alles vor. Ich werde inzwischen unsere Passagiere unterrichten."
Schon vor dem Start hatte Tho'rha die Passagiere geschult, was zu tun war, wenn die Durchsage kam, dass sie sich dem Übergangspunkt näherten, oder aus anderen Gründen den Flugmodus wechselten und so öffnete sie nun nur noch einen allgemeinen Kommunikationskanal und sagte laut „An alle Passagiere! Wir nähern uns dem Übergangspunkt und gehen in wenigen Minuten in den Interdimensionsflug. Trefft bitte alle nötigen Vorbereitungen."
„Ich würde gern hier bleiben und dir zusehen.", bat Jaden und vom Platz des jungen Taemin kam ein „Ich auch."
„Gut, kein Problem."
Neben der Pilotin wuchs nun ein Sitz aus dem Boden und Taemins Platz wurde in einen Schutzkokon eingehüllt und als Jaden sich auf der zusätzlichen Sitzgelegenheit nieder gelassen hatte, geschah bei ihm das Gleiche.
Kurz darauf gingen auch von den Quartieren der anderen Menschen und ihrem Privatquartier die Meldungen ein, dass alles bereit war und die Hüterin strich sanft über die Steuerkontrollen an ihrem Sessel.
Im nächsten Moment ging das Schiff in den Interdimensionsflug und Tho'rha bat es um Außensicht.
„Dies ist die normale Ansicht der Interdimension im Flug, doch gerade fährt die Anlage hoch, die künstlich das erzeugt, was mich vor zehn Jahren hierher brachte.", erklärte sie und wandte sich dann an ihr Schiff „Ja'a'nira, bitte starten, wenn du bereit bist."
„Anlage auf voller Leistung, das Chaos beginnt.", erwiderte das Schiffswesen und Tho'rha nahm die Hände von den Kontrollen und ließ sich bequem nach hinten sinken. Im selben Augenblick schloss sich auch um ihren Sitz ein energetischer Schutzschirm.
„Warum wurdest auch du jetzt in einen solchen Kokon eingeschlossen?", fragte Jaden nach.
„Um mich vor dem zu schützen, was mich vor zehn Jahren mein Gedächtnis kostete.", gab die Hüterin zurück.
Im selben Augenblick begann der Raum um das Schiff wie verrückt zu wirbeln und grelle Energieentladungen schossen am Rand ihres Blickfeldes hin und her.
Jaden warf einen Blick auf die Pilotin und sah, dass ihre ineinander verschränkten Hände regelrecht verkrampft wirkten. Die ganze Haltung der Hüterin drückte eine immense Anspannung aus, auch wenn sie auf den ersten Blick entspannt wirkte.
Plötzlich traf eine Energieentladung das Schiff, durchdrang die Schilde und durchschlug die Außenhaut und teilte sich dann auf und schlug in alle drei Schutzkokons gleichzeitig ein. Die Hüterin zuckte nur kurz zusammen, während die beiden jungen Männer aufschrien.
Als Sekunden später der Übergang erfolgt war und das Schiff aus der Interdimension in den Normalraum fiel und die Schutzmaßnahmen auflöste, sprang Tho'rha auf und wandte sich zunächst dem jüngeren der beiden Männer zu.
„Geht es dir gut?" Taemin nickte und richtete sich in seinem Sitz auf und als Tho'rha sich Jaden zuwandte, war auch dieser gerade dabei sich in seinem Sitz wieder aufzurichten.
„Alles in Ordnung?", fragte die Hüterin trotzdem nach.
„Ja, ja. Ich hab mich nur sehr erschreckt."
„Ihr wirkt beide ein bisschen blass um die Nasen.", stellte die Hüterin fest „Ich schlage vor, dass ihr euch erst mal ein wenig ausruht."
„Okay.", kam von Jaden und beide verließen Arm in Arm die Brücke.
Dann wandte sich Tho'rha an ihr Schiff.
* Und wie geht es dir?*
* Den Umständen entsprechend. Doch es wäre mir lieb, wenn wir erst mal hier bleiben und ich ein wenig ruhen und regenerieren könnte.*
* Okay, machen wir erst mal eine Pause.*
Sie öffnete einen schiffsweiten Kanal und sagte laut „Ja'a'nira hat beim Übergang leider einige kleinere Schäden erlitten – nichts schwerwiegendes oder gefährliches – aber sie braucht einige Stunden Ruhe und Regeneration. Deshalb gehen wir nun in den schiffsweiten Ruhemodus und ich bitte darum, dass sich möglichst alle hinlegen und vielleicht ein wenig schlafen.
Wir setzen unseren Flug in einigen Stunden fort."
Nach kurzer Zeit waren aus allen Quartieren die Bestätigungen eingegangen und Tho'rha erhob sich aus ihrem Sitz.
* Ich werde mich nun auch zur Ruhe begeben.*
* Ich wünsche dir eine angenehme Ruhephase.*
* Ich dir auch.*
Als die Hüterin zu ihrem Quartier ging, verringerte sich bereits die Lichtstärke in sämtlichen Gängen und nur die Notbeleuchtung blieb an und als sie den Raum betrat, kam Vincent gerade aus dem angrenzenden Quartier in dem ihrer beider Kinder wohnten.
„Talara schläft bereits, Jakob wollte noch ein wenig lesen.", berichtete er.
„Und Lena?"
„Sie wollte drüben bleiben und schläft auch bereits."
„Gut. Dann sind ja alle gut versorgt. Lass uns auch ein wenig ruhen. Ich brauche eine Weile unter der Energiedusche."
Tho'rha hatte inzwischen ihr Kleid geöffnet und ließ es nun einfach zu Boden gleiten und gleichzeitig ihre Fassade verschwinden.
Vincent, der an sie heran getreten war, schaute mit glitzernden Augen auf die ätherische Gestalt der Kimera herab.
„Du bist so wunderschön.", hauchte er und strich über die äußere Begrenzung ihres Körpers, was einen schillernden Schauer über den gesamten Leib der Hüterin verursachte.
Als er ihr Gesicht in seine Hände nahm, schaute sie zu ihm auf und ihre Lippen fanden sich in einem innigen Kuss.


Kurze Zeit später lag das ätherische Wesen neben dem Hünen im Bett, der nun ebenfalls nicht einen Fetzen Stoff mehr am Leib trug und beide waren intensiv miteinander beschäftigt. Als er in sie eintauchte, wechselte sie blitzschnell ihre Positionen, so dass sie auf ihm hockte und begann ihn sehr langsam und vorsichtig, jedoch schnell intensiver und härter zu reizen und als er brüllend explodierte, ließ sie sich auf ihn fallen und zum ersten Mal verschmolzen sie miteinander und wurden im Wortsinne Eins.
Tho'rha übergoss jede Zelle ihres befellten Gefährten mit gleißendem Feuer, von dem sie beide wussten, dass es niemals zu löschen wäre, egal was noch geschehen mochte und Vincent taumelte von Explosion zu Explosion, bis ihm endgültig die Sinne schwanden und es dunkel wurde um ihn.
Eine Weile später löste sich die ätherische Gestalt aus dem Hünen, rollte ihn in eine ungefährliche und bequeme Haltung und stieg aus dem Bett, um sich auf den Energiestrom zu begeben.
Plötzlich spürte sie, dass sie nicht mehr mit Vincent allein im Raum war und sah sich um.
Mit vor Schreck geweiteten Augen stand Lena im Zugang zum anderen Quartier und starrte sie an.
„Was ... was hast du mit ihm gemacht?", stotterte sie „Und wer bist du?"
Langsam trat die Hüterin an die andere Frau heran und bildete gleichzeitig eine Fassade, die den Anschein erweckte, als trüge sie einen hellgrünen Jumpsuit.
„Es ist alles in Ordnung mit Vincent, er schläft nur.", erklärte sie leise „Und wer ich bin, weißt du doch. Ich bin Jeanne, nur hast du mich nun auch in meiner natürlichen Erscheinungsform gesehen, genauso wie Vincent vor Jahren schon."
„A ... aber du warst durchsichtig und du bist aus ihm heraus gekrochen."
„Lena, ich bin ein Wesen aus purer Energie. Wenn ich wollte, könnte ich durch Wände gehen. Es gibt so gut wie nichts Materielles, das in der Lage ist, mich aufzuhalten."
Langsam fing sich die Blondine wieder und Tho'rha sah den Augenblick gekommen, ihr ihre Hand entgegen zu strecken.
„Komm, setzen wir uns. Ich glaube, das wird ein wenig länger dauern."
Lena nickte nur und ließ sich von der Hüterin zu dem kleinen Tischchen führen und ließ sich auf dem Sitz nieder, den sonst Vincent benutzte. Sofort begann sich dieser ihrem Körper anzupassen, was sie erschrocken mit einen kleinen Schrei aufspringen ließ.
Tho'rha legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie behutsam wieder auf das Möbel.
„Keine Angst", lächelte sie „der Sessel passt sich nur deinem Körper an, damit du es maximal bequem hast und dich entspannen kannst."
Langsam formte sich nun das Möbel zu einer sehr bequemen Sitzgelegenheit mit erhöhtem Fußteil, so dass die Blonde fast lag.
„Möchtest du einen Saft, ein Wasser?"
* Gib bitte etwas Beruhigendes hinein, ihr Herz schlägt noch immer viel zu schnell.*, bat die Hüterin energetisch ihr Schiff und dieses bestätigte ebenso.
Kurz darauf gab es einen leisen Ton im Raum und ein Fach in der Wand öffnete sich in dem auf einem kleinen Tablett ein Glas mit einer tiefroten Flüssigkeit stand.
* Oh, Kirschsaft! Gute Idee!*, lobte die Hüterin und brachte das Tablett zu Lena an den Tisch.
Die junge Menschenfrau nahm einige Schlucke von dem Getränk und begann dann ihre Fragen zu stellen und Tho'rha erklärte ihr ruhig, was diese wissen wollte.
Nach geraumer Zeit wurde Lena müde und die Hüterin geleitete sie zurück in den Nebenraum und half ihr sich hinzulegen, bevor sie sich unter ihren Energiestrom verfügte, um noch ein wenig zu regenerieren.
Als Vincent erwachte, lag Tho'rha noch unter dem Strom und regenerierte, also nahm er die Decke vom Bett, legte diese sich um die Schultern und ließ sich mit überkreuzten Beinen vor dem Strom nieder und beobachtete das Zusammenspiel von Energiewesen und Energiestrom.


Viele Stunden später, als alle an Bord wieder wach waren, setzte sich das Schiffswesen wieder in Bewegung und seinen Weg Richtung Welt der Drei Völker fort.
Bewusst hatte Tho'rha entschieden, nicht in den Interdimensionsflug zu gehen, damit sich die Menschen langsam daran gewöhnen konnten, nun in einer gänzlich anderen Welt zu sein.



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(2053 Wörter)

Ways of Destiny - Wege des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt