Fuck

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*John POV*

Unser Urlaub lag nun schon zwei Monate zurück und Ari geht es richtig dreckig. Raf erzählt immer, dass sie dauernd heult und nichts richtig hinkriegt. Marten hat sich bei keinem von uns mehr blicken lassen und war untergetaucht. Sein Auto und Chopper waren nicht bei seiner Wohnung und auch von ihm war seit drei Wochen weit und breit keine Spur. Ich hatte ihm schon mehrere Nachrichten geschrieben und auch angerufen, doch es blieb alles unbeantwortet.

Raf meinte, dass Ari sich nun immer einschließt und ewig im Bad ist. Er hatte die Befürchtung, dass sie sich selbst verletzte, denn immer wieder fand er kleine Blutspritzer im Bad. Er sprach sie wohl schon öfters drauf an, doch sie hatte ihm nicht geantwortet und sich eingeschlossen. Auch ich hatte schon versucht mit ihr zu reden, doch mir hatte sie ebenfalls nicht geantwortet.

Wir wollten Marten hinzuziehen, doch der antwortete auch auf diese Nachrichten nicht. Unsere letzte Hoffnung waren Kontra und Nathan, die heute mal bei Ari und Raf vorbei schauen wollten. Ich und Jonas waren vor zwei Tagen nach Berlin gefahren, doch wir hatten ja kein Glück, wollten aber trotzdem bei unserem Patenkind bleiben.

„Hey John, wie gehts" begrüßt mich Max und schlägt kurz mit mir ein. „Joa geht nh" antworte ich ihm, worauf Max einen zustimmenden Laut macht und ich seinen Sohn begrüße. „Ich geh mal nach Ari gucken" sagt Nathan und verlässt das Wohnzimmer. In der Zeit in der Nathan mit Ari redet, bleiben wir in der Küche, trinken Kaffe und essen Croissants.

Etwa eine Stunde später kommt Nathan mit Ari zurück und setzt sich zu uns. Ari bleibt dicht bei Nathan, an den sie sich fast schon festklammert, und drückt ihr Gesicht gegen seine Brust. Wir waren irgendwann auf die Couch gewandert, da es auf Dauer nun mal einfach bequemer ist. Maxs Sohn sieht niedergeschlagen aus und spricht auch im laufe des Tages nicht besonders viel. Irgendwann gegen Nachmittag ist Ari in Nathan's Armen eingeschlafen, worauf er uns erzählt, was Ari ihm gesagt hat.

„Ich hab sie gefragt ob das stimmt, dass sie sich... naja ritzt" fängt er an, wobei Raf zustimmend nickt. Nathan nimmt darauf vorsichtig Aris rechten Arm in die Hand und zieht den Ärmel ihres dunkel blauen Pullis hoch. Zum Vorschein kommen ein paar Krusten und Verbände an ihren dünnen Armen, die in den Pulli bestimmt drei mal passen würden. Raf seufzt, schließt die Augen und fährt sich mit den Händen durch sein unrasiertes Gesicht, bis ein niedergeschlagenes „fuck" seinen Mund verlässt.

„War es falsch die Beziehung zwischen den beiden zu verbieten" fragt Raf irgendwann, aber lässt sein Gesicht dabei weiterhin von seinen Händen verdeckt. „Nein" sagt Jonas kurz darauf ehrlich und betrachtet, wie ich, sein Patenkind. „Aber sie tut mir so leid. Es gab bis jetzt keinen Tag, an dem sie nicht geweint hat. Ich mein guck doch wohin das führt" bringt Raf seine Gedanken zum Ausdruck, worauf ich auch was dazu sage.

„Trotzdem können die beiden nicht zusammen sein Raf... deine Entscheidung war vollkommen richtig" beruhige ich meinen langjährigen Freund und klopfe ihm leicht auf die Schulter. „Aber was soll ich jetzt machen ? Ich mein sie isst nichts, sie tut sich verdammt noch mal selber weh... was kommt dann als Nächstes. Ich hab keine Lust Ari neben Milena zu begraben" ich nicke verstehend und sammle meine kurz meine Gedanken. „Vielleicht wäre es ganz gut wenn sie zu ner Therapeutin geht. Ich mein... wie sollen wir ihr helfen" gebe ich ihm schließlich meinen Rat. „Ist glaub ich am schlausten... du kannst ja auch mit ihr gehen" schließt Max sich mir an, woraufhin Joe und Raf nicken.

„Hat Marten eigentlich auf deine Nachrichten geantwortet ?" fragt Max nach einigen Minuten, was ich jedoch nur mit einem enttäuschten Kopf schütteln verneinen kann. Ich muss sagen, dass ich sowas nicht von meinem Cousin erwartet hätte. Früher habe ich am meisten Zeit mit ihm, von meinen Cousins, verbracht und er war wie ein Bruder für mich. Wir haben uns schon immer gut verstanden und da wir beide nur Schwestern haben, wurden wir immer enger.

Ich wollte ihn nachher noch mal versuchen anzurufen und ihm von Ari erzählen, jedoch geht das nur wenn er auch drangeht. Abends kochten wir Nudeln mit Tomaten Soße, von denen Ari jedoch nur ganz wenige aß und sich kurz darauf übergeben musste. Raf erzählte uns, dass das fast jeden Tag so ging, da einfach so gut wie nichts mehr in ihren Magen reinpasst.

Die nächsten Wochen verliefen ähnlich. Ari aß fast nichts, wollte nicht zur Therapie gehen und von Marten war nach wie vor keine Spur. Die Nachrichten und Anrufe gingen zwar durch, blieben aber alle ungelesen und unbeantwortet. Ich war schon ein paar mal in der Angels Rock Bar gewesen um die Jungs zu fragen, ob sie was wüssten, doch auch die hatten keine Antworten für mich. Ich erzählte ihnen, dass es Ari schlecht ging und sie sich umgehend bei einem von uns melden sollten, falls sie was von Marten hören sollten.

Raf und ich schrieben jeden Tag, doch seine Nachrichten machten mich von Tag zu Tag besorgter. Ari aß wohl wirklich fast gar nichts mehr, trank höchstens ein Glas Wasser am Tag, kiffte aber täglich und ließ sich beim besten Willen nicht überreden, zur Therapie zu gehen. Aus der Schule musste Raf sie auch schon ein paar mal abholen, da sie entweder ohnmächtig geworden war, oder gekotzt hat. Auch ihre Freunde sorgten sich sehr um sie, Marten war mittlerweile seit fast 3 Monaten weg und so langsam kam der Winter.

*Marten POV*

Müde wälzte ich mich in meinem Bett herum und fragte mich wieso ich auf einmal wach war, bis ich mein klingelndes Handy bemerkte. Ohne drüber nachzudenken oder drauf zu schauen ging ich dran und hielt mir das Handy ans Ohr. „Oh Gott zum erreich ich dich endlich Marten. Raf hat mir gerade geschrieben, dass er mit Ari ins Krankenhaus fährt. Er war wohl kurz einkaufen und als er wieder kam lag Ari ohnmächtig, in ihrem Blut, im Badezimmer" ertönt die aufgebrachte Stimme meines Cousins, worauf ich mich erschrocken aufsetzte und ihm weiter zuhöre.

„Wenn du sie wirklich liebst musst du sofort herkommen" sagt er noch, wobei ich schon aufstehe und mir die ersten Sachen zusammen suche. „Ja Äh ich komm sofort, klar" sage ich ihm und ziehe mir den Jogginganzug an. „Wo bist du denn man und wie lange brauchst du nach Berlin. Sag mir jetzt bitte nicht, dass du in Neuseeland oder so bist" „Ne ich bin in Kiel, komme so schnell ich kann. Ich denke ich brauch so 3 Stunden" antworte ich John, lege auf, schnapp mir Chopper und fahr so schnell es geht nach Berlin. Ich hatte Glück und da nirgendwo Stau war habe ich etwas weniger als 3 Stunden nach Berlin gebraucht.

Am Krankenhaus angekommen springe ich aus dem Auto und beeile mich, um so schnell es geht bei Ari zu sein. „In welchem Zimmer ist Adriana Ragucci" frage ich eine Krankenschwester sobald ich in der achten Etage angekommen bin. „822" antwortet sie mir etwas verwirrt, was ich jedoch nicht weiter beachte, da ich direkt zu dem besagten Zimmer hinrenne, anklopfe und schließlich reingehe. Toni ist der erste der mich sieht und mir kurz zunickt, was ich erwidere und das Einzelzimmer vollständig betrete.

„Marten" stößt John erleichtert aus als er mich sieht, schlägt kurz mit mir ein und macht dann den zweiten Stuhl frei, auf welchen ich mich hinsetzte. Ari schläft, hat eine Infusion in der Hand und auf der anderen Seite eine Blut Spende in der Armbeuge. Um ihre Handgelenke sind Verbände und in der Nase hat sie eine Sauerstoffversorgung.

Raf hält vorsichtig ihre linke Hand und streichelt diese leicht, was ich ihm nun bei der rechten Hand gleich tue. Mit der Zeit merke ich Rafs Blick auf mir und bringe leise aber ehrlich ein „Es tut mir leid" heraus, während ich in seine Augen schaue. Raf nickt und sagt ruhig „Ist ok", wonach ich etwas erleichtert ausatme und einen leichten Druck an meinem Finger wahrnehme. „Marten ?"

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Ach ja, soviel zu Happy End...
Nein Spaß, die Story ist noch lange nicht zu Ende 😄 aber ich kann euch schon mal so viel sagen, ab jetzt gehts aufwärts 👍🏻

RAF's kleine Prinzessin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt