Leons Sicht...
Marc ist vorhin in Lucas' Zimmer gegangen und ich habe mich entschieden zu lauschen. Ja ich weiß, das soll man nicht machen, aber ich möchte einfach wissen, worüber die beiden reden.
Ich habe mich also neben seine Tür gestellt und lausche. Es geht um die Situation mit Markus heute in der Schule. Marc meinte schon, dass er mit Luca darüber reden wolle, weil ihm aufgefallen ist, dass Luca irgendwie komisch reagiert hat. Da ich in dieser Situation total auf Markus konzentriert war, habe ich nicht auf Luca geachtet.
Deshalb möchte ich jetzt gerne wissen, was los ist.
„Man ja, es ist einfach nicht fair. Leon hat mir so schlimme Dinge angetan, weil er mich dafür hasst, dass ich schwul bin. Und jetzt erfährt er, dass sein bester Freund ebenfalls schwul ist und es ist völlig okay für ihn. Außerdem musste ich all das jahrelang ertragen und du hast mir nie geholfen. Du bist selbst schwul und hast zugelassen, dass er mir wehgetan hat. Für etwas, was dich ebenfalls betrifft. Du als sein bester Freund hättest vielleicht vieles verhindern können."
Lucas' Ton ist erstaunlicherweise zickig.
„Tut mir leid, dass ich gerade so rumzicke." „Schon gut, ich habe es verdient. Du hast absolut Recht mit allem. Es hätte niemals so weit kommen dürfen. Gerade, weil ich ebenfalls schwul bin, hätte ich dir helfen müssen. Aber ich war feige. Ich habe Leon geholfen dich fertig zu machen und das war falsch. Mein eigenes Geheimnis zu bewahren war mir wichtiger, als dein Leben und dafür schäme ich mich. Es tut mir leid, Luca, bitte glaub mir. Ich hatte nicht den Mut zu mir zu stehen und habe daher viele Fehler gemacht. Die ganze Zeit habe ich mitgemacht und mein Gewissen völlig ignoriert. Und hätte Leon dich nicht zusammengeschlagen, hätte ich wahrscheinlich immer noch nichts dagegen getan. Dafür gibt es keine Entschuldigung, trotzdem sollst du wissen, dass ich es sehr bereue."
Marcs Worte lassen mich zwar schlucken, aber vor allem Lucas' Worte zuvor geben mir sehr stark zu denken. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, dass es Luca so fertig machen würde, dass ich mit Marcs Sexualität klarkomme. Aber eigentlich hätte es wissen müssen.
„Ich kann dich ja schon irgendwie verstehen, aber ich hoffe, dass du mich auch ein bisschen verstehst. Und jetzt mitzubekommen, dass Leon damit klarkommt, dass du schwul bist, tut einfach weh." „Verstehe ich. Ich kann dir nur wieder sagen, dass es mir leidtut. Naja, ich werde jetzt wohl auch wieder rübergehen zu Leon. Also mach's gut." „Marc warte. Ich...also, ehm... Leon hat mir erzählt, dass du und Tim ihn damals davon abgehalten habt, mich totzuschlagen. Und dass du den Krankenwagen gerufen hast. Also danke, dass du mir das Leben gerettet hast." „Dafür solltest du mir nicht danken, da ich eindeutig viel zu spät eingegriffen habe."
Plötzlich geht die Tür auf und Marc kommt raus. Er sieht mich natürlich sofort, aber sagt nichts, sondern geht einfach wieder in mein Zimmer und ich folge ihm. „Du solltest doch nicht lauschen." „Ich weiß, tut mir leid."
Da er weiß, dass ich eh alles gehört habe, muss dazu nichts mehr gesagt werden, weshalb eher nur ein peinliches Schweigen entsteht...
Zwei Tage später...
„Liebling, ich kann dich heute leider nicht zum Arzt fahren. Kannst du allein fahren? Tut mir wirklich leid, aber mein Chef hat für heute Nachmittag ein Meeting angesetzt. Schaffst du das allein?" „Ja, ich denke schon, Mama. Mach dir keine Gedanken."
Monica und Luca reden, während ich nur stumm daneben stehe und einfach zuhöre. Luca sagt zwar, dass es für ihn kein Problem ist allein zu fahren, aber irgendwie glaube ich, dass es ihm doch lieber wäre, wenn er nicht allein ist.
Deshalb warte ich, bis Monica außer Hörweite ist. „Soll ich dich begleiten? Dann musst du nicht allein zum Arzt?" „Ehm, ach Quatsch. Das musst du wirklich nicht, Leon." „Komm schon, dass ist kein Problem für mich. Ich merke doch, dass du eigentlich nicht allein hingehen willst." Man merkt ihm an, dass er mit sich kämpft, ob er jetzt zustimmen soll, oder nicht.
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Living with my Enemy....!
Teen FictionLuca führt jeden Tag einen Kampf. Ort des Geschehens ist seine Schule. Dort hat er es alles andere als leicht, denn er hat nicht nur keine Freunde dort, sondern sein Mitschüler Leon und dessen Freunde machen ihm jeden Tag das Leben zur Hölle. Nachd...