Kapitel 81) Das Treffen...!

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Leons Sicht...

Pünktlich zu meinem Feierabend steht Julian vor dem Laden, um mich abzuholen. „Du bist ja echt pünktlich." „Pünktlichkeit ist eine meiner Stärken. Komm, lass uns direkt gehen."

Wir brauchen nur ein paar Minuten, bis wir das Café erreichen. Es ist nicht besonders voll, weshalb wir auch direkt einen guten Platz finden.

„Ich war echt überrascht über deine Einladung, Leon." „Naja, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen und ich dachte mir, dass wir einfach mal reden können. Und ich freue mich, dass du direkt zugestimmt hast."

„Nun gut, erzähl mal, Leon. Warum arbeitest du im Apple Store? Du meintest ja, dass es da eine lange Geschichte gibt. Wenn du es mir allerdings nicht erzählen magst, dann ist das natürlich völlig okay."

Mir war klar, dass es nicht lange dauern würde, bis er mit einem kritischen Thema anfängt. Aber ich wollte dieses Treffen, also muss ich mich auch diesen Dingen stellen. Ich habe nur Angst, wie Julian auf alles reagieren wird, wenn ich es ihm erzähle.

„Naja, mein Stiefbruder steckte in Schwierigkeiten und ich habe ihm geholfen, alles zu regeln." „Was meinst du damit, dass er in Schwierigkeiten steckte, und du ihm geholfen hast?" „Er hat ein echt teures Handy geklaut und es wurde danach beschädigt. Der Ladenbesitzer wollte die Polizei rufen, aber ich habe ihm angeboten, dass ich den Schaden abarbeiten würde, wenn er bitte nicht die Polizei ruft. Und so haben wir praktisch einen Deal abgeschlossen, weshalb ich jetzt da arbeite." „Dein Stiefbruder ist so drauf? Er sah eigentlich echt harmlos aus, als ich euch gesehen habe. Deshalb hätte ich ihm das jetzt nicht zugetraut."

„Er ist auch harmlos. Diesen Mist hat er nicht freiwillig gemacht. Luca wurde bedroht und erpresst. Und weil das sozusagen meine Schuld war, habe ich entschieden, ihn da rauszuboxen." Keine Ahnung, warum ich ihm das alles erzähle, aber ich habe wohl das Bedürfnis, komplett ehrlich zu ihm zu sein. „Jetzt machst du mich echt neugierig. Warum war es deine Schuld?"

„Luca hatte sehr lange sehr große Angst vor mir und der Erpresser hat diese Angst ausgenutzt, um Luca zu erpressen. Weißt du, Luca und ich gehen seit der Fünften in eine Klasse und ich habe Luca jahrelang das Leben zur Hölle gemacht. Ich habe ihn gemobbt und das verdammt übel. Deshalb hatte er so große Angst vor mir."

„Du ein Mobber? Das habe ich jetzt wirklich nicht erwartet. Und was ist der Grund?" Jetzt wird es ernst und jetzt wird sich zeigen, ob Julian mich dafür hassen wird.

„Du weißt ja noch, wie das mit uns beiden damals geendet hat. Also unsere Freundschaft." „Oh ja, das weiß ich verdammt gut. Deinen Opa werde ich wahrscheinlich niemals vergessen."

„Nachdem Opa uns damals erwischt hat und bevor er dich angegriffen hat, da hat er alles dafür getan, mir seine schwulenfeindlichen Gedanken einzupflanzen. Also wie eine Art Gehirnwäsche. Und damit war er erfolgreich. Er hat es geschafft, dass ich auch anfing Schwule zu hassen. Als Luca und ich auf die Schule kamen, erfuhr ich irgendwann, dass er schwul ist und ich fing an, ihn fertig zu machen. Am Anfang war es halt ganz normales Mobbing, aber ich wurde immer schlimmer. Es verging eigentlich kein Tag, an dem ich nicht auf ihn losging und ihn schlug. Marc und Tim halfen mir immer, wobei Marc nie selbst zugeschlagen hat. Nur Tim hin und wieder. Das ging immer weiter und wurde immer heftiger, bis es vor, fast einem Jahr komplett eskalierte."

Ich pausiere und warte erstmal auf Julians Reaktion. Seinen Gesichtsausdruck kann ich allerdings noch nicht wirklich deuten.

„Wow, das ist krass. Und ich weiß auch noch nicht wirklich, was ich dazu sagen soll. Aber was meinst du damit, dass es eskaliert ist?"

„Ich war an dem Tag wütend, weil ich mich mit meinem Vater gestritten habe und in meiner Wut ging ich zur Schule, um mich mit Fußballtraining abzulenken. Es war ein Samstag, weshalb ich niemanden in der Schule erwartet hatte. Also rief ich Tim und Marc an, damit sie vorbeikommen. Als sie kamen gingen wir auf die Toilette, wo ich meine Wut zum Ausdruck brachte. Und dann bemerkten wir plötzlich, dass Luca in einer der Kabinen war und alles mitbekommen hatte. Da sind bei mir alle Sicherungen durchgebrannt und ich bin komplett ausgerastet. Ich bin auf ihn losgegangen und habe ihn brutal zusammengeschlagen. Immer und immer wieder habe ich ihn getreten und geschlagen. Auch als er längst bewusstlos war, habe ich nicht aufgehört. Wenn Marc und Tim mich nicht irgendwann zurückgehalten hätten, dann hätte ich erst aufgehört, wenn er tot gewesen wäre.

Living with my Enemy....!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt