Living with my Enemy....!

Kapitel 95) Warum hast du uns das nie erzählt...?

Leons Sicht...

„Was hast du uns verschwiegen? Wie kommt es, dass du Kontakt zu Julian hast? Wir haben seit Jahren nichts mehr von ihm gehört." Das ist wahr, nachdem das damals mit Julian und mir passiert ist, haben nicht nur er und ich den Kontakt abgebrochen. Auch bei Marc und Tim hat er sich nie wieder gemeldet. Während ich ja wusste, was los war, hatten Tim und Marc absolut keine Ahnung und sie haben es auch nie verstanden. Eigentlich hätte ich ihnen viel früher alles erzählen sollen, aber ich konnte es irgendwie nicht. Durch meinen Opa habe ich mich für die Sache mit dem Kuss geschämt und es ihnen deshalb nie erzählt. Und jetzt, wo ich über vieles anders denke, war irgendwie nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Aber die beiden verdienen die Wahrheit.

„Es war tatsächlich ein Zufall. Es war am Tag der Klassenparty. Luca und ich waren an der Bushaltestelle, um nach Hause zu fahren. Da stand Julian plötzlich vor uns und ich war total überrascht. Wir haben uns aber nur ganz kurz begrüßt und dann kam auch schon der Bus. Irgendwann habe ich ihn dann im Apple Store getroffen und ich beschloss, mit ihm was trinken zu gehen und zu quatschen. Das tat ich, weil ich vorher mit Luca über die ganze Situation gesprochen habe. Ich habe ihm alles von damals erzählt. Alles, was ihr wisst und was ihr nicht wisst. Dass es überhaupt etwas gibt, was ihr nicht wisst, ist falsch. Und ich hoffe einfach, dass ihr mir das verzeihen könnt. Wie ihr ja wisst, hat Julian einen großen Bruder und wir alle waren ja immer eifersüchtig auf ihn, weil er schon Erfahrung mit Mädchen hatte, und das wollten wir auch. Dass wir erst elf waren und daher eigentlich noch Zeit hatten, wollte keiner von uns hören. Irgendwann, als ihr beide im Feriencamp wart, unterhielten Julian und ich uns über die Sache. Und da hatte Julian eine Idee. Damit wir beide Erfahrungen sammeln konnten, schlug er vor, dass wir beide uns küssen könnten, um es so zu üben. Für mich war das kein Problem, da ich früher nichts seltsam daran fand, wenn Jungs sich küssen. Also haben wir uns geküsst. Plötzlich kam aber Opa rein und er erwischte uns. Ihr wisst, wie der drauf war. Er rastete also komplett aus. Während er mich anschrie, beschimpfte er Julian und warf ihn raus. Von da an tat er alles, um mir seinen Schwulenhass ins Gehirn einzupflanzen. Und einige Wochen später eskalierte es dann richtig."

... „Und von da an habe ich nie wieder was von Julian gehört, bis er auf einmal vor mir stand."

Ich erzählte den Beiden alles, was passiert war ganz ausführlich und jetzt warte ich auf ihre Reaktion. Diese lässt auch nicht lange auf sich warten. „Verdammt! Das ist echt hart. Julian tut mir leid, aber wenn ich das so höre, dann bin ich echt froh, dass es ihm jetzt gut geht. Warum hast du uns das denn nie erzählt?" „Naja Marc, weißt du, ich hatte ja selbst jahrelang einen großen Hass auf Schwule, weshalb ich mich ja auch für den Kuss geschämt habe. Und vor allem dafür, dass mir der Kuss gefallen hat." Ich muss schlucken, denn der letzte Satz ist mir plötzlich so rausgerutscht und ich wollte es den beiden eigentlich gar nicht sagen. Aber jetzt ist es passiert.

„Naja gut, verstehe ich irgendwie. Wie geht es Julian denn jetzt? Ist er glücklich? Hat er eine Freundin?"

„Lustigerweise, Tim, hat sich herausgestellt, dass Marc nicht der Einzige aus unserer Clique ist, der auf Jungs steht. Julian ist ebenfalls schwul und er wusste es damals schon. Das war auch überhaupt erst der Grund dafür, dass er mich geküsst hat. Denn er war verknallt in mich." „Ernsthaft jetzt? Ey, warum steht eigentlich immer ständig jeder auf dich? Bin ich überhaupt existent auf diesem Planeten?" „Ich weiß ja nicht, ob du das schon mitbekommen hast, Marc, aber du hast einen Freund. Und für ihn bist du sogar ein eigener Planet. Der einzige Planet in seiner Umlaufbahn, um genau zu sein. Also hör auf dich zu beschweren. Wenn ich sehe, wie sehr Eric dich liebt, dann ist es fast schon unmöglich, darauf nicht eifersüchtig zu sein."

Marc fängt nach meinen Worten an zu grinsen, weil er ganz genau weiß, dass ich Recht habe. „Ja gut, stimmt wohl. Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass ich nicht verstehe, warum Leute ständig in dich verliebt sind. Du bist ein richtiger Proll und wenn man dich erlebt, dann weiß man, dass der Mensch vom Affen abstammt."