Jeongin POV.
Mittlerweile war ich schon zwei Wochen hier und hatte mich recht gut eingewöhnt. Seungmin und ich verstanden uns nun noch besser und hatten den jeweils anderen auch wirklich gut kennengelernt, da wir jeden Tag mehrere Stunden miteinander verbrachten. Es war schön einen Freund gefunden zu haben. Allerdings hatte das meine Meinung zum Leben nur geringfügig geändert. Doch dis Therapeuten hier leisteten wirklich ganze Arbeit, damit ich sah, dass es ihrer Meinung nach wieder bergauf gehen würde.
"Wie geht es dir heute Jeongin?", fragte mein Therapeut Chan bei unserer nächsten Einzelsitzung, nachdem er uns beide ausgiebig mit Wasser und Bonbons versorgt hatte. Da ich wusste, dass es ihn wirklich interessierte, und dass es nicht nur eine lapidare Höflichkeitsfrage war, dachte ich kurz nach und antwortete:"Eigentlich ganz gut." Kurz zögerte ich, doch dann fügte ich hinzu:"Ich vermisse nur Hyunjin. Bevor ich hierher gebracht wurde war er mein einziger Freund und er war es auch, der mich gefunden hat, nachdem ich versucht habe Selbstmord zu begehen." Chan nickte und wir redeten noch etwas über mein bisheriges Leben, da genau dort die Gründe lagen, warum ich mein Leben hatte beenden wollen. Als die Zeit um war verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg zur Musiktherapie. Ich hatte herausgefunden, dass es mir großen Spaß machte selbst Musik zu machen und in diese konnte ich auch all meine Gefühle legen, ohne mich zwingen zu müssen diese auszusprechen.
Eines Abends knapp drei Wochen später lag ich auf meinem Bett und war dabei etwas zu zeichnen. Erst als ich fertig war achtete ich überhaupt darauf, was zu sehen war. Ich hatte mich selbst gezeichnet. Auf dem Bild drohte ich in einem tiefen Meer zu ertrinken. Eine meiner Hände ragte aus dem Wasser. Der Himmel am oberen Rand des Bildes war mit einigen Wörtern beschriftet. Zukunft. Möglichkeiten. Glück. Leben. Jedoch sprang mir auf dem Bild noch etwas anderes mehr ins Gesicht. Eine andere Person, die meine ausgestreckte Hand ergriffen hatte. Und diese Person hatte ausgerechnet Hyunjins Gesichtszüge. Noch dazu ragten ihm aus dem Bild große, weiche Flügel aus dem Rücken. Oh Gott, was hatte ich hier bitte gezeichnet? Was hatte das zu bedeuten? Plötzlich klingelte mein Handy zum wiederholten Mal innerhalb der letzten Woche. Ein Blick auf das Display zeigte mir, dass Hyunjin schon wieder anrief. Sein Timing war fast schon lächerlich witzig, wenn man bedachte, dass ich ihn gerade als Engel gezeichnet hatte, der mich vor dem Ertrinken bewahrte. "Willst du nicht so langsam mal rangehen? Vielleicht ist es ja wichtig", erwiderte Seungmin und ich erkannte einen leicht genervten Unterton in seiner Stimme. Mit einem leichten Seufzen nahm ich mein Handy und verließ das Zimmer. Auf dem Flur nahm ich den Anruf an und lehnte mich gegen die Wand. "Oh Gott sei Dank. Ich versuche schon ewig dich zu erreichen", sagte Hyunjin. "Ja, ich weiß", erwiderte ich eine Spur zu unfreundlich, was mir danach jedoch leid tat. Er brachte mich einfach durcheinander. Hyunjin seufzte:"Tut mir leid. Das sollte kein Vorwurf sein. Ich hab mir nur Sorgen gemacht." Durch seine Worte wurde mir aufeinmal ganz warm ums Herz. "Wie geht's dir?", wollte er wissen und ich konnte eine Bettdecke rascheln hören. Unweigerlich schlich sich das Bild von Hyunjin in meinen Kopf, wie er auf seinem Bett lag, sein weites Schlafshirt und eine Jogginghose an und seine Haare zu einem unordentlichen Knoten gebunden. In mir regte sich nun der Wunsch bei ihm zu sein und in seinen Armen zu liegen. Stopp. Das ging nicht. Würde es nie. "Jeongin? Bist du noch dran?" Schlagartig wurde ich in die Realität zurückgeholt. "Ja, ich bin noch dran. Und es geht mir gut. Na ja auf jeden Fall besser wie noch vor drei Wochen. Aber das ist nicht schwer." Daraufhin senkte sich eine fast schon erdrückende Stille über unser Gespräch. Man merkte, dass Hyunjin damit haderte, was er sagen sollte. Schließlich brach ich das Schweigen und wir führten noch ein bisschen Smalltalk, bis ich zum Abendessen musste. Wir verabschiedeten uns und ich machte mich mit Seungmin auf den Weg zur Cafeteria.
Bei meiner nächsten Therapiestunde mit Chan konnte ich nur an Hyunjin und diese verdammte Zeichung denken, weshalb ich überhaupt nicht bei der Sache war. Warum hatte er den Notarzt gerufen? Wieso wollte er, dass ich weiterlebte? Chan holte mich zurück ins Hier und Jetzt, als er mit seiner Hand vor meinem Gesicht herumwedelte. "Du bist heute ein wenig abwesend wie ich sehe", sagte er lächelnd. "Entschuldigung." Er hingegen schüttelte den Kopf und fragte:"Woran denkst du? Vielleicht kann ich dir helfen." Also erzählte ich ihm von meiner Zeichnung und den offenen Fragen im Bezug auf Hyunjins Handeln. "So wie sich das für mich anhört willst du erfahren, was deine Zukunft und das Leben noch für dich bereithält, aber du schaffst es nicht alleine. Das ist aber nichts wofür man sich schämen muss. Manchmal brauchen wir alle ein wenig Hilfe. Von wem ist völlig egal. Und du möchtest von ihm Hilfe bekommen, nicht wahr?" Herrgott warum konnte Chan Menschen lesen, wie andere Leute Bücher? Aber er hatte Recht. Ich konnte einfach nichtmehr sauer auf Hyunjin sein und wollte, dass er mir half in die Zukunft zu blicken. Also nickte ich. "Warum fragst du ihn nicht einfach, ob er dich besuchen kommen möchte?" "Na ja, das letzte Mal, als wir uns gesehen haben hab ich ihn praktisch aus meinem Krankenhauszimmer geworfen. Und ich habe Angst." Verwundert sah er mich an und fragte:"Wovor?" "Davor, dass er mich anders behandelt, weil er jetzt weiß, dass ich schwach bin." Nun trat ein fürsorglicher, fast schon väterlicher Blick in Chans Augen. "Bloß, weil du jetzt Hilfe bekommst heißt das noch lange nicht nicht, dass du schwach bist Jeongin. Diese Sichtweise, nach der Männer Schwächlinge sind, wenn sie Gefühle zeigen oder sich Hilfe egal welcher Art holen, wenn sie sie brauchen, ist veraltet. Meiner Meinung nach bist du sehr stark, da du all das, was man dir angetan hat, jahrelang ertragen hast. Da du mir mal erzählt hast, dass Hyunjin dich weiterhin kontaktiert bedeutet das, dass er an dir festhält. Hat er denn bisher irgendeine Veränderung in seinem Verhalten gezeigt?" Kurz dachte ich nach. "Na ja ich merke, dass er manchmal nicht weiß, was er sagen soll, wenn es um mich und meinen Aufenthalt hier geht." "Dann hat er vielleicht Angst etwas falsches zu sagen, was dich verletzen könnte. Wie wäre es, wenn du es wenigstens versuchst? Ansonsten wirst du es nie wissen." Da hatte er Recht. Also stimmte ich zu. Nachdem die Zeit um war und ich den Raum verließ nutzte ich den frisch aufgekeimten Mut, bevor er wieder verschwand, ging in mein Zimmer und schrieb Hyunjin eine Nachricht, in welcher ich fragte, ob er mich besuchen wolle. Seine Antwort folgte ein paar Minuten später. Er stimmte zu und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Eins war klar: wir mussten ganz dringend reden.
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Hyunin Oneshots || Stray Kids
FanfictionHier findet ihr verschiedene Oneshots mit Hyunin. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und ihr könnt mir gerne eure Vorschläge, Wünsche usw. mitteilen wenn ihr diese haben solltet❤ Ich besitze keine Rechte an den Bildern und Videos, welche ich in d...