Hybrid

419 18 1
                                    

Hyunjin POV.

Nach einem anstrengenden Tag freute ich mich riesig endlich nachhause gehen zu können. Auf dem Weg zu meinem Auto ging ich an einer dunklen Gasse vorbei, aus welcher ich leises Schluchzen vernahm. Meine Neugier siegte über meine Vernunft und ich näherte mich der Geräuschquelle. Im kläglichen Licht, das die kaputte Straßenlaterne noch spendete erkannte ich einen jungen Mann, welcher weinend auf dem Boden kauerte. Er schien gerademal ein Jahr jünger zu sein als ich. Seine Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihm und er war von oben bis unten schmutzig. Auf seinem Kopf konnte ich zwei große Wüstenfuchsohren erkennen. Er war ein Hybrid. Sein gesamtes Erscheinungsbild weckte meinen Helferinstinkt. Vorsichtig trat ich näher an ihn heran und er zuckte zusammen, als er mich bemerkte. "Bitte tun sie mir nicht weh", wimmerte er. Ich schüttelte den Kopf und sagte:"Keine Sorge. Ich tu dir nichts. Aber was machst du ganz alleine hier?" Er schien zu überlegen ob er mir antworten sollte oder nicht und entschied sich für ersteres. "Ich bin aus dem Zirkus abgehauen, wo ich war", antwortete er. Natürlich. Hybriden wurden in Zirkussen oft als Attraktionen gehalten.

Langsam schien er sich etwas zu entspannen. Da es allmählich aber echt kalt wurde sollte ich langsam nachhause, aber ich konnte ihn unmöglich hier sitzen lassen. Da kam mir eine Idee. "Willst du vielleicht mit zu mir? Dort kannst du auch etwas essen und wieder zu Kräften kommen", schlug ich vor und warf parallel einen Blick auf seinen abgemagerten Körper. Ihm schien es nicht ganz geheuer zu sein, da er ein Stück wegrutschte. "Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dir nicht wehtun", versuchte ich ihn zu beruhigen. Tatsächlich nickte er langsam und ich half ihm auf die Füße. Gemeinsam gingen wir zu meinem Auto und kaum saß er auf dem Beifahrersitz fielen auch schon seine Augen zu.

Als ich zuhause war trug ich ihn ins Gästezimmer und legte ihn auf dem Bett ab. Sanft deckte ich ihn zu und verließ das Zimmer wieder. Da es inzwischen schon sehr spät war zog ich mich um und legte mich ebenfalls ins Bett.

Jeongin POV.

Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich drehte mich auf die andere Seite.
Ich kuschelte ich mich in die weiche Bettdecke, welche über mir lag und mich warmhielt. Sekunde...Bettdecke? Vor Schreck riss ich die Augen auf und fiel aus dem Bett, was ein lautes Poltern zur Folge hatte. Verdammt! Ich setzte mich auf und musterte das Zimmer in dem ich mich befand. Es war in hellen und freundlichen Farben gehalten. Ganz anders als der dunkle, enge Käfig, welchen ich gewohnt war. Plötzlich ertönten Schritte und instinktiv machte ich mich kleiner. Im nächsten Moment ging die Tür auf und ein junger Mann betrat das Zimmer. Da erinnerte ich mich. Er hatte mir gestern Abend angeboten mit zu ihm zu kommen. Als er auf mich zukam bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Wird er mich bestrafen? Bestimmt hatte ich ihn durch das laute Poltern geweckt. Schließlich kannte ich es nicht anders. Immer wenn ich etwas falsch gemacht hatte, war ich bestraft worden. Ich kniff die Augen zusammen und wartete auf den ersten schmerzhaften Schlag oder Tritt, welcher jedoch nicht kam. Als ich meine Augen wieder öffnete sah ich in seinem Gesicht jedoch nur einen Ausdruck von Besorgnis. Keine Spur von Wut. "Hast du dir wehgetan?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. Seine dunkelbraunen Augen, mit denen er mich musterte, strahlten die pure Wärme aus. Im Allgemeinen war er ziemlich hübsch. Bevor ich zu sehr anfing ihn anzustarren wandte ich schnell den Blick ab. "Willst du dich duschen?", fragte er im nächsten Moment und ich nickte. Zusammen gingen wir ins Badezimmer und er gab mir Shampoo und Duschgel. "Ich hol dir gerade noch was zum Anziehen", sagte er und verschwand. Als ich alleine war atmete ich tief durch. Das alles war so ungewohnt. Vor drei Tagen war ich noch einem Zirkus und konnte von einem weichen Bett, einer Dusche und Klamotten, die nicht zerissen und schmutzig waren nur träumen. Im nächsten Moment ging die Tür wieder auf. Er legte die Klamotten auf den Boden und sagte:"Wenn du fertig bist komm in die Küche. Du hast bestimmt Hunger." Ich nickte und er verließ das Zimmer. Da fiel mir ein dass ich seinen Namen noch gar nicht wusste. Ich konnte ihn ja später fragen.

Als ich fertig war machte ich mich auf die Suche nach der Küche, welche zum Glück nicht schwer zu finden war. Kaum hatte ich diese betreten stellte er einen Teller, auf welchem sich die Pancakes stapelten vor meiner Nase ab. "Guten Appetit." Bevor ich jedoch anfing zu essen fragte ich leise:"Wie heißen sie eigentlich?" "Hyunjin. Du kannst mich ruhig duzen. Und wie heißt du?" Hyunjin. Ein schöner Name. "Ich bin Jeongin", antwortete ich. Hyunjin lächelte. Während ich aß unterhielten wir uns ein wenig, bis etwas mein Bein streifte und ich erschrocken zusammenzuckte. Als ich nach unten sah erblickte ich einen kleinen Hund, der mich neugierig musterte. "Das ist Kkami. Du brauchst keine Angst zu haben. Er ist harmlos", erklärte Hyunjin. Ich streichelte ihn und als er scheinbar genug hatte lief er wieder weg. Hyunjin warf einen Blick auf seine Armbanduhr und seufzte. "Ich muss jetzt los. Fühl dich wie zuhause", sagte er und verließ die Wohnung. Für einen Moment blieb ich noch regungslos sitzen. Eine einzelne Frage schwirrte mir durch den Kopf: Wieso war er so nett zu mir?

Ich hoffe euch gefällt dieser Oneshot💖 Es wird noch einen zweiten Teil geben.

Hyunin Oneshots || Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt