Geister

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Ein Reiter kam ins Dorf galoppiert. Eilig sprang er vom Pferd und lief, ohne sich weiter um sein Pferd zu kümmern, zum Häuptlingshogan. Kurz davor blieb er stehen und schaute sich gehetzt um. Gidi hatte den Krieger, der nicht zu ihrem Dorf gehörte, entdeckt und trat aus der Hütte.

„Was führt den Krieger zu uns?", fragte sie, in der Hoffnung, dass er die englischen Worte verstand. Doch dieser machte eine Bewegung der Verwirrung und fragte:

„Nitsas-Ini?"

Gidi antwortete ihm in der Zeichensprache, dass sie ihren Mann holen wolle und ging hinunter zum See. Da sie das Gefühl hatte, dass Eile geboten war, rief sie, ganz gegen die Erziehung der Diné, laut nach ihrem Mann, der gerade im Begriff stand schwimmen zu gehen.

Nitsas-Ini seufzte. Er hatte gehofft, dass sich seine Frau nach über zwanzig Jahren den Regeln der Diné angepasst hätte, doch immer wieder brachte sie ihn mit ihrem unüberlegten Tun in Verlegenheit. Die anderen Männer, die mit am See standen, scherzten laut, als der Häuptling sich Gidi zuwandte.

„Squaw, was ist so wichtig, dass du alle Regeln brichst und laut nach mir rufst?"

„Ein Krieger, der in großer Eile auf einem abgehetzten Mustang in unser Dorf kam und nach dir fragte", konterte sie.

Betont langsam stieg Nitsas-Ini den Berg hinauf zu seinem Hogan, seine Frau dabei geflissentlich übersehend.

Gidi verdrehte die Augen. 'Männer', dachte sie, 'empfindlich wie Babys und so flexibel wie ein Messer...'

Unterdessen hatte der Häuptling den Krieger begrüßt und ihn zum Sitzen aufgefordert. Dann hörte er sich an, was der Mann zu sagen hatte:

„Nitsas-Ini mag Chelee (Pferd / Jicarilla) verzeihen, dass er so in Eile ist. Ich komme aus dem Tal der grauen Mustangs, in dem die Jicarilla ihr Zeltdorf aufgebaut hatten. Gestern Nacht haben", und nun flüsterte der Krieger nur noch, „Geister unser Dorf überfallen und alles niedergebrannt. Durch Zufall bin ich dem Angriff entkommen, da ich auf der Suche nach den Kräutern der Nacht war. Ich sah von weitem, wie die Geister über unser Dorf herfielen und alles anzündeten. Als ich endlich unsere Zelte erreichte, stand alles in Flammen und ich fand nur noch die Leichen meiner Brüder und Schwestern. Ich hörte aus der Ferne das grausame Lachen der Dämonen. Niemand, selbst der tapferste Krieger, kann es mit den Geistern aufnehmen. Darum kam ich her, um den großen Häuptling um Rat und Hilfe zu bitten."

„Kann Chelee mir die Geister beschreiben?", flüsterte nun auch Nitsas-Ini, der das Wort Geister nur ungern aussprach.

Der Jicarilla nickte, hielt sich die Hand vor den Mund und hauchte:

„Sie waren weiß, ihre Köpfe liefen spitz zu und sie schwebten über dem Boden. Lichtblitze zuckten aus ihren Armen und verbrannten alles, was um sie herum war, ohne dass sie selbst in Flammen aufgingen."

Nitsas-Ini nickte bedächtig. Er hatte großen Respekt vor Geistern, die in der Lage waren, alles zu vernichten und denen er nichts entgegenzusetzen hatte.

„Chelee mag sich ausruhen. Nitsas-Ini wird für ihn sorgen."

Der Häuptling rief einen Knaben zu sich, der in der Nähe weilte, und bat ihn, den Gast in den Besucherhogan zu führen. Dann winkte er Gidi zu sich, die aus einiger Entfernung den beiden Männern zugeschaut hatte.

„Weib, bitte sorge dafür, dass der Krieger der Jicarilla Nahrung und Wasser bekommt und dann hol unseren Sohn her!"

Gidi holte aus ihren Vorräten etwas Maisbrot und Trockenfleisch, füllte einen Wasserbeutel und brachte alles dem Jicarilla. Dann suchte sie ihren Sohn auf, der im Hogan seines Großvaters saß.

Nitsas-IniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt