Der Ölprinz

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Gidi, Ch'il und Gah saßen zusammen vor Gahs Hogan und plauderten lebhaft miteinander. Die drei Frauen bezeichneten sich als Schwestern, nachdem Nitsas-Ini Gah und Ch'il adoptiert hatte.

Gah trug wieder neues Leben unter ihrem Herzen, konnte sich kaum noch bewegen und war froh, dass Gidi und Ch'il ihr zur Seite standen. Sie hatte keine weiteren Verwandten außer ihren zweijährigen Sohn, dessen Vater bei einem Überfall ums Leben gekommen war. Damals hatte Nitsas-Ini die Frau adoptiert, sie zu seiner Schwester ernannt und somit in die Häuptlingsfamilie aufgenommen. Kurze Zeit darauf war sie die Frau von Khasti-tine geworden.

Ch'il erzählte gerade von einem Ereignis, welches sie mit Schi-so, dem Sohn Gidis, erlebt hatte, als ein Krieger ins Dorf geritten kam. Gah schaute auf, doch es war nicht ihr Mann, sondern Tsé (Fels), der zusammen mit Khasti-tine auf Kundschaft geritten war.

Nitsas-Ini hielt sich in der Nähe der drei Frauen auf und schaute überrascht auf den Späher, der eilig auf ihn zugelaufen kam. Gespannt lauschten die Schwestern dem Gespräch der beiden Krieger.

„Was treibt Tsé zur Eile an?", fragte Nitsas-Ini seinen Kundschafter.

„Die Nijoras haben das Kriegsbeil ausgegraben. Die Späher der Diné konnten beobachten, wie Mokaschi seine Krieger sammelte. In einigen Tagen werden sie gegen die Diné ziehen."

„Beobachtet Khasti-tine weiterhin die Nijoras?"

„Ja, so ist es. Als ich ihn verließ, sendete Mokaschi gerade Boten aus, um einen Kriegstrupp zu sammeln. Er hat alle Yuma-Stämme zu denen auch die Nijoras zählen, aufgefordert, ihn zu unterstützen."

„Tsé kann sich jetzt ausruhen, denn er muss die Diné in kürzester Zeit zu den Nijoras führen."

Gah seufzte auf:

„Ich glaube nicht, dass unser Kind mit der Geburt warten wird, bis sein Vater zurück ist."

„Ich werde dir zur Seite stehen", versprach Ch'il der jungen Frau, während Gidi näher zu ihrem Mann trat. Doch dieser schickte sie weg, er konnte jetzt keine Ablenkung gebrauchen und musste seinen Häuptlingspflichten nachgehen.

Nitsas-Ini ließ alle Unterhäuptlinge der umliegenden Clans zusammenrufen und schon einige Stunden später trafen sich diese im Hogan der Beratung. Er erklärte seinen Unterführern die Lage und man beschloss, nicht auf den Angriff der Feinde zu warten, sondern ihnen entgegenzureiten. So konnten sie das Dorf und die umliegenden Clans schützen und gleichzeitig den Punkt bestimmen, an dem eine eventuelle Schlacht stattfinden würde.

Sofort wurden Reiter ausgesandt, die die Krieger aller Clans zusammenriefen. Jeder Kriegertrupp sollte sich selbstständig auf den Weg machen und sich mit ihnen im Chelly Canyon treffen. Dort würden sie auf die Nijoras warten, die auf dem Weg zu den Diné denselben durchqueren mussten.

Nitsas-Ini schickte zusätzlich einige Kundschafter aus, die sich mit Khasti-tine treffen und die Nijoras aufspüren und belauschen sollten. Khasti-tine, der junge, aber hervorragende Späher, der gleichzeitig durch die Adoption seiner Frau durch das Häuptlingspaar Nitsas-Inis Schwager war, sollte den Spähtrupp dann anführen.

Gidi trat erneut zu ihrem Mann, als dieser sich zum Aufbruch rüstete. Während Nitsas-Ini seinen Kugelbeutel füllte, die Winchester überprüfte und Nahrungsmittel in die Reittaschen füllte, fragte sie ihn:

„Geliebter, kann ich mit reiten? Du weißt, dass Schi-So bald mit seinem Freund durch den Chelly Canyon kommen muss, und es wäre für mich unerträglich, nicht zu wissen, was passiert."

Der Häuptling überlegte eine Weile. Er hatte vor, sein Kriegslager in einem Tal aufzuschlagen, welches noch zum Gebiet der Diné gehörte. Dort, unter hunderten seiner Krieger, würde seine Frau sicher aufgehoben sein. Also nickte er, bat sie aber, schnell zu packen.

Nitsas-IniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt