Überfall auf die Poststation

13 3 39
                                    

„Geliebter?"

Gidi und ihr Mann saßen, wie gewohnt, am Abend vor ihrem Hogan.

Nitsas-Ini brummte und wartete leicht lächelnd darauf, dass seine Frau ihm ihre neueste Idee mitteilte.

„Wann hast du das letzte Mal mit Jack Ecklestone Neuigkeiten ausgetauscht?"

Jetzt schmunzelte der Häuptling und verbiss sich ein lautes Lachen. Jack und Virginia Ecklestone betreuten die Poststation New Lake und waren seit einem denkwürdigen Ereignis mit dem Häuptlingspaar befreundet.

„Geliebte, ich habe Jack schon mehrere Monde nicht gesprochen."

„Möchtest du nicht einmal nach New Lake reiten und ihn besuchen?"

„Und dich mitnehmen, damit du mit Virginia plaudern kannst?"

„Oh, es wäre wunderbar, wenn du mich mitnehmen würdest."

Nitsas-Ini legte einen Arm um die Schulter seiner Frau, blies ihr liebevoll ins Gesicht und versprach, mit ihr in den nächsten Tagen die Freunde zu besuchen.

Der Weg bis zur Poststation war zur Hälfte identisch mit dem zum Fort Defiance, sodass sie in dem neuerbauten Rasthogan übernachten konnten. Von dieser Hütte aus wandte sich ihr Weg nach links, während der Pfad zum Fort sich nach rechts schlängelte. So erreichten sie am späten Nachmittag des zweiten Tages ihrer Reise die Poststation New Lake.

Sie wurden herzlich von Jack und Virginia begrüßt, konnten ihre Pferde zu den Kutschpferden in den Coral hinter dem Haus stellen und begaben sich anschließend in die gemütliche Wohnstube. Virginia und Gidi setzten sich an den Küchentisch und waren schon bald in einem lebhaften Gespräch vertieft. Die Männer saßen am Tisch am Fenster und tauschten Neuigkeiten aus während sie immer mal wieder nach draußen blickten.

Nach einiger Zeit sahen sie eine Horde von zehn Cowboys auf die Station zureiten und Jack verließ das Haus, um die Leute zu begrüßen. Nitsas-Ini, der wachsam aus dem Fenster schaute, beobachtet, wie die Reiter einen Halbkreis um den Postmeister bildeten und auf ihn einredeten. Neugierig waren auch die Frauen an das Fenster getreten und wurden Zeuge davon, wie die Fremden plötzlich ihre Waffen zogen und auf Jack zielten.

Nitsas-Ini reagierte sofort, riss die Frauen vom Fenster weg und zischte:

„Gidi, das sieht nicht gut aus. Bring Virginia in Sicherheit und reite zum Fort, um Hilfe zu holen!"

„Wer ist das?", fragte die Häuptlingsfrau.

„Keine Ahnung, aber sie bringen nichts Gutes. Und",

der Häuptling fasste seine Frau hart am Arm,

„spiel nicht den Helden! Es reicht, wenn ich das tue. Ich sorge für eine Ablenkung, damit ihr ungesehen zu den Pferden gelangen könnt."

Unterdessen hatte auch Jack seine Waffe gezogen doch bevor er auch nur zielen konnte fiel ein Schuss und der Postmeister sank in den Staub.

Virginia jammerte:

„Ich muss hinaus zu meinem Mann!"

Gidi hielt die Freundin fest.

„Willst du auch erschossen werden? Wir müssen verschwinden!"

„Willst du deinen Mann im Stich lassen?"

„Nein, und darum müssen wir überleben und Hilfe holen. Komm zu den Pferden! Wir müssen hier weg, bevor die Männer uns entdecken. Wenn wir in gerader Linie zu dem Hügel dort reiten, verdeckt euer Haus die Sicht auf uns."

Gidi zerrte die Freundin zum Hintereingang. Vorsichtig lugte sie aus der Tür und schaute sich um. Der Weg zum Coral schien frei.

„Warte hier!", befahl sie der Freundin, schlich sich zu den Pferden und zäumte die zwei Mustangs auf. Ein Teil des Pferches konnte von den Banditen eingesehen werden, doch jetzt hörte Gidi die englischen Worte ihres Mannes, der sich anscheinend den Männern ergab.

Nitsas-IniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt