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„Danke Makino, du bist ein Engel", sagte Lilli und überließ der langjährigen Haushälterin und Freundin die Einkaufstaschen, bevor sie sich für ihre Verabredung mit Reiju fertig machen wollte.

Sie überlegte gerade noch, was sie anziehen würde, als sie von jemandem gepackt und in das nächste Zimmer gezerrt wurde. Alles ging so schnell, dass sie keine Zeit hatte zu reagieren und ehe sie sich versah, hatte Ace sie auch schon an seine Wand gedrückt und ihr mit seiner Hand den Mund zugehalten.

„Ich will, dass du mir jetzt zuhörst!"

Sie nickte stumm, während sich Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten. Er schien nervös auf und aufgebracht zu sein. War es immer noch wegen dem Streit?

„Ich dachte wirklich ich bin über dich hinweg. Ich dachte ich könnte endlich neu anfangen, mit Reiju zusammen sein. Aber dann kommst du wieder, und du bist noch genauso ätzend wie vor einem Jahr." Dabei bildete sich ein kleines Grinsen auf seinem Gesicht. „Als ich dich nach so langer Zeit wieder gesehen habe, dachte ich, dass ich einen Herzinfarkt kriegen würde und keinen einzigen Ton mehr rauskriege. Ich war so glücklich, dich zu sehen und dann erzählst du, dass du verlobt bist, was ganz offensichtlich ein ziemlicher Schock war, und ich dachte: okay, dann ist das wohl endlich das Zeichen, auf das ich so verdammt lange gewartet habe. Das Zeichen, dass es einen anderen gibt, der besser zu dir passt, als ich es je könnte. Aber dann ist da dieser Sam, der größte Vollidiot, den ich je getroffen habe und erlaubt es mir einfach nicht sich für dich zu freuen! Ich kann dir sagen, es ist mir egal, ob du heiraten wirst oder nicht, aber ich werde gleich etwas furchtbar Dummes tun und niemand wird mich davon abhalten können. Ich will nie wieder auch nur einen Tag bereuen müssen, an dem ich nicht bei dir sein kann, verdammt", seine schwarzen Augen funkelten unter einigen seiner Haarsträhnen und ließen Lillis Beine zu einer wackelpuddingartigen Konsistenz schmelzen.

„Bitte, lass uns nicht mehr vor unseren Gefühlen davonlaufen, denn ich kann das alles langsam nicht mehr."

„Aber Ace..."

Mehr konnte sie nicht sagen, bevor seine dunklen Pupillen in die ihre sahen und Lilli aus unerklärlichen Gründen Mut und Hoffnung für alles Kommende zusprachen.

Die Blondine bemerkte noch, Aces kleines Grinsen auf seinen Lippen, bevor er schlussendlich ihre beanspruchte und die beiden in einen tiefen Kuss versanken. Der Kuss war warm und zart, während er ihre Taille umklammerte und sie noch enger an sich drückte. Sie war überfordert, überrumpelt oder einfach nur Opfer ihrer eigenen Gefühle, weshalb Lillis Herz ihr bis zum Hals schlug und sie es kurzzeitig erwiderte. Und doch fühlte es sich nicht richtig an.

Mit ihren Händen stieß sie ihn leicht von sich, um kurz Luft zu holen und um ihre Gedanken etwas sortieren zu können.

Doch Ace weigerte sich von ihr abzulassen. Viel zu entschlossen und sicher wie noch nie, umschloss er mit seiner linken Hand ihre Wange und strich mit dem Daumen dabei diese zärtlich entlang.

Und genau diese Geste schien Lillis harte Hülle zum Einsturz zu bringen.

„Ich wollte so sehr, dass alles wieder wird wie früher, wenn ich zurückkomme... ich wollte es endlich alles hinter mir lassen... aber ich kann es einfach nicht", hauchte sie. „Ich wollte dich so oft anrufen. Deine Stimme hören und wissen, wie es dir geht. Aber es ging nicht. Ich hatte Angst! Verstehst du?! Angst, dass ich dich dann noch mehr vermissen würde! Es war so schon unerträglich von dir getrennt zu sein!" Hastig entriss sie sich aus seiner Berührung, während sie ihn weiter anfunkelte.

„Ich dachte, wenn ich Sam eine Chance gebe, wenn ich mich auf ihn einlasse, dann komme ich über dich hinweg... ich wollte doch einfach nur glücklich mit jemanden zusammen sein, ohne dafür verurteilt werden zu müssen. Und ich wollte dich vergessen!" Plötzlich, als wäre ein Schalter umgelegt worden, änderte sich ihr kühler Blick zu einem den der junge Mann nicht definieren konnte. Ihre Lippen zuckten, dass bedeutete nicht Gutes, stellte er noch fest, bevor sich auch schon die ersten Tränen in ihren Augenwinkeln bildeten. „Wieso lässt du mich nicht endlich in Ruhe?!", schrie sie. „Wieso Ace?! Sag mir wieso?!" Mit einer einzigen Bewegung sprang sie auf ihn zu und schlug ihm mit all ihrer Kraft gegen seinen Oberkörper. Sie hämmerte und haute immer wieder mit ihren Fäusten auf ihn ein, doch Ace hielt tapfer stand, ließ es über sich ergehen. Sie weinte und schluchzte und innerlich musste er zugeben, dass der Schmerz ihrer Verzweiflungsschläge doller wehtat als gedacht. Aber am meisten schmerzte der Anblick dieser Frau in seinen Armen. Ihr ganzer Körper zitterte und drohte wie ein Häufchen Elend in sich zusammenzufallen.

Familiensache (Ace X OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt