Am nächsten Morgen lag Lilli noch lange im Bett, grübelte über die vorletzte Nacht und wünschte sich nur, sie wäre Ace nicht mehr über den Weg gelaufen. Sie wusste nicht mehr viel von ihrem Gespräch, aber dass er sie wie ein kleines Kind ins Bett gebracht hatte, daran erinnerte sie sich sehr gut. Ob sie irgendwas Peinliches gemacht hatte, oder noch Schlimmer, sagte? Den vergangenen Tag über als sie mit Sabo und ihm unterwegs war, hatte er sich nichts anmerken lassen. Das Schlimmste aber war, dass sie sich heute erneut mit ihm zum Lernen verabredet hatte.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie eine Nachricht von Reiju bekam, um abzuhören, ob sich Niji bei ihr gemeldet hätte. Tatsächlich schien Reijus zweiältester Bruder wirklich Interesse an ihr zu haben, immerhin wollte er sich mit ihr auf ein Date treffen. Aber Lilli war irgendwie noch nicht so weit, sich direkt auf den nächsten Mann einzulassen, zumal Niji nicht unbedingt in ihr Männerbild passte, mit seiner wilden Frisur und seinem Sonnenbrillen-Tick.
Vorgestern im Club, war er erstaunlicherweise sehr zuvorkommend und zahm gewesen. Während sich Yonji von einer Frau zur nächsten hangelte, blieb Niji den ganzen Abend über an ihrer Seite. Reijus Brüder waren zwar noch testosterongesteuerter als Ace und Marco zusammen, aber im Grunde waren sie schwer in Ordnung.
Reiju hatte bereits Andeutungen gemacht, dass Niji Interesse an ihr bekundet hätte, aber das hielt Lilli für sehr unwahrscheinlich. Niji ist nicht der Typ für ernsthafte Dinge. Er war eher so der Draufgängertyp. Jemand mit dem man eine Nacht verbrachte und ihn dann vermutlich nie wieder sehen würde. Aber war das nicht genau der Typ Mann, zu dem sie sich bedauerlicherweise hingezogen fühlte?
Lustlos und unmotiviert legte sie ihr Handy zur Seite, um sich ein Top und eine Shorts überzuziehen und sich anschließend mit ihrem Naturwissenschaftsbuch auf dem Weg zu Ace zu machen. Es hatte doch sowieso keinen Zweck sich vor ihm zu verstecken. Außerdem warum sollte sie, sie hatte nichts verbrochen und ihn für seine Muskeln zu loben, war nun wirklich nichts Aufdringliches...
Als Lilli den Raum betrat saß er bereits hochkonzentriert an seinem Schreibtisch. Die Hand auf dem Kopf abgestützt, den Stift in die Luft haltend. Es sah fast ein bisschen witzig aus, aber vor allem war es ungewohnt ihn so zu sehen. Ace war nicht so bekannt dafür groß über Dinge nachzudenken, er handelte lieber.
Als sie nähertrat, übersah sie dabei allerdings die alte Bananenschale die auf seinem Boden neben einer benutzten Boxershorts und einem Comic lag. Mit einem lauten Rums landete sie fast auf dem Boden, wenn sie sich nicht noch mit letzter Kraft an seinem Stuhl festgehalten hätte. „Verdammt Ace, das ist echt widerlich!"
„Hm? Was hast du gesagt? Oh... hey Lilli..." Ace schüttelte sich kurz und rieb sich die Augen, als er durch das plötzliche Wackeln seines Stuhl auf die junge Frau aufmerksam wurde.
„Was zur Hölle?! Hast du geschlafen?"
„Ja... ich bin wohl glatt wieder eingepennt", lachte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Dieses Thema ist aber auch echt langweilig. Wer braucht denn diesen ganzen Mist...?!"
„Und ich dachte wirklich du würdest freiwillig alleine lernen... was für eine lächerliche Annahme", seufzte sie und zog sich einen weiteren Stuhl heran.
„Oi, oi, oi! Nicht so herablassend Schwesterherz."
„Lass das!" Die Worte kamen dabei ernster und kälter aus ihrem Mund, als sie es eigentlich wollte. Ace hatte nichts Verbotenes gesagt, aber von ihm als Schwester bezeichnet zu werden, nach all dem was passiert war, war fremd in ihren Ohren. Er muss es gespürt haben, denn er wechselte sofort das Thema und richtete seinen Blick von Lilli auf sein Buch.
„Also womit fangen wir an?"
„Ich würd sagen, wir widmen uns heute diesem Thema..." Dabei schlug Lilli ihr Buch auf und zeigte auf die Überschrift „Herkunft und eigenständiges Erzeugen von Feuer als Wärmequelle."
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Familiensache (Ace X OC)
RomanceLilli hat es oft nicht leicht, mit 5 Brüder zusammen zu leben, die ihr das Leben auf jede Mögliche Art und Weise erschweren. Immer wieder wird sie vor Herausforderungen gestellt, die im Laufe der Jahre nur noch komplizierter wurden. Besonders als si...