Lilli saß bereits seit mehreren Minuten alleine vor dem Haupttor des Gebäudes und weinte immer noch. Sie konnte kaum in Worte fassen, wie sehr das schlechte Gewissen an ihr nagte. Sie wusste, dass das gerade keine einfache Situation war und dass es gar nicht anders ging, als Marco und die anderen im Unwissenden zu lassen, aber wieso fühlte sich etwas so Gutes wie die Zeit mit Ace, so schlecht an?
Ob das doch alles ein riesengroßer Fehler war? Sicher war es das! Aber sie konnte einfach tun was sie wollte, das Kribbeln in ihrem Bauch wurde von Mal zu Mal stärker und der Wunsch bei ihm zu sein immer intensiver.
Seit nun fast 7 Wochen ging das schon so, und das schlechte Gewissen machte sich jeden Tag aufs Neue bei ihr bemerkbar. Doch sobald Ace bei ihr war, war alles verflogen, es war, als gäbe es mit ihm keine Probleme und keine Familie die belogen und hintergangen wurde.
Warum musste Marco auch nur diese doofe Rede halten? Warum kam er ausgerechnet jetzt mit solch rührenden und von Herzen gemeinten Worten um die Ecke? Sie wusste ja, dass er betrunken etwas sentimental sein konnte, aber das war alles doch sehr unerwartet. Es war nicht so, dass sie sich nicht gefreut hatte. Marco so über ihre Freundschaft reden zu hören, hat sie fast genauso zu Tränen gerührt wie ihr schlechtes Gewissen, aber eben nur fast.
Sie schreckte hoch, als sie die Automatiktür aufgleiten hörte. Dumpfe, leicht schlurfende Männerschritte näherten sich von hinten, bis sich die Person mit einem leichten Schnaufen neben sie fallen ließ.
Doch die junge Frau starrte weiter durch ihren Tränenschleier hindurch, auf ihre Schuhe, bis sie sanft einen Ellenbogen in ihrer Seite spürte.
„Blödmann...", murmelte sie leise, und brachte Marco damit zum Lachen. „Musstest du mich vor allen Leuten so in den Mittelpunkt stellen und erzählen, dass ich von diesen Blödmännern vermöbelt wurde?"
„Komm schon. So schlimm war das nun wirklich nicht. Ist ja nicht so, dass ich allen erzählt hätte wie du Jozu mal versehentlich zum Geburtstag seiner Mutter gratulieren wolltest und sie schon seit 2 Jahren tot war."
„Das ist nicht witzig!" Wütend boxte sie ihm auf den Arm.
Marco legte freundschaftlich einen Arm um ihre Schulter, den Schmerz ignorierend, vermutlich weil es ihm sowieso nicht wehgetan hatte. „Ich hab dich lieb, Kleine."
„Du bist betrunken..." Laut schnaufend legte Lilli trotzdem ihren Kopf auf seiner Schulter ab, während sie beide in die Dunkelheit starrten.
„Ja, aber Betrunkene sagen immer die Wahrheit, oder?"
„Marco?"
„Hm?" Er richtete sich auf, als sich seine Schwester aus der Umarmung löste.
„Ich..." Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte sie ihm alles zu erzählen, entschied sich in letzter Minute dann doch dagegen. Es würde zu nichts führen und vermutlich nur eskalieren. „Ich hab dich auch lieb. Danke für die netten Worte. Ich schätze, ich bin es einfach nicht gewohnt, sowas von euch zu hören... deshalb musste ich anfangen zu heulen..."
„Und weil du eine Heulsuse bist..."
„Gar nicht!"
„Aber sowas von, yoi."
Obwohl es ihr immer noch nicht wirklich besser ging, schaffte Marco es dennoch sie endlich auf andere Gedanken zu bringen. Erst jetzt fiel Lilli auf, dass sie den ganzen Abend über kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte. Viel zu sehr war er damit beschäftigt gewesen, seine Gäste zu unterhalten und mit ihnen anzustoßen.
„Du hast das mit Hina beendet?"
„Woher weißt du das?"
„Ace und ich haben euch gesehen..."
„Achso... ja."
„Was war der Auslöser?"
„Auslöser? Es gab keinen..." Die beiden drehten sich um, als die Automatiktür ein weiteres Mal zu hören war und Kiku sich leise und etwas zurückhaltend näherte.
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Familiensache (Ace X OC)
RomanceLilli hat es oft nicht leicht, mit 5 Brüder zusammen zu leben, die ihr das Leben auf jede Mögliche Art und Weise erschweren. Immer wieder wird sie vor Herausforderungen gestellt, die im Laufe der Jahre nur noch komplizierter wurden. Besonders als si...