Der Verlust

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Eliza nahm Amanda den Brief aus der Hand und las ihn sich selbst durch, da sie es nicht glauben konnte.

Meine liebste Eliza,

Ich hoffe, du hast die Festtage in Hogwarts gut überstanden.
Ich muss dir leider mitteilen, dass dein Vater es nicht geschafft hat.
Es ist besser so, dass du ihn so in Erinnerung behältst, wie er vor seiner Erkrankung war.
Seine Beerdigung findet am kommenden Samstag statt. Dein Schuldirektor weiß Bescheid.

In Liebe,

deine Mutter

Eliza starrte die geschrieben Zeilen ihrer Mutter mit Tränen in den Augen an. Sie hätte sich gern von ihrem Vater verabschiedet, egal wie krank er aussah. Es war nicht fair, dass sie von seinem Tod per Brief erfuhr.
Eliza sprang vom Tisch auf und rannte die große Halle hinaus.
„Eliza!!" rief Amanda noch hinterher, doch sie hörte sie nicht mehr.
Eliza rannte in ihren Schlafsaal und verkroch sich unter der Decke.
Sie weinte in ihr Kissen hinein und schrie.
Das Leben war so unfair.
Sie hatte eine besondere Bindung zu ihrem Vater, mehr als zu ihrer Mutter.
Mit ihrer Mutter stritt sie oft und ihr Vater war derjenige, der immer zwischen den beiden vermittelte und für Eliza oftmals einstand.
Eliza ging es seelisch sehr schlecht und sie beschloss den Unterricht für den heutigen Tag zu Schwänzen.
Ihr war gerade alles egal.
Irgendwann am späten Nachmittag kam Amanda in den Schlafsaal.
Eliza war immer noch unter ihrer Decke und war ganz verheult.
Amanda setzte sich auf die Bettkante und streichelte das Deckenknäuel, unter dem Eliza eingewickelt war.
„Geh weg." sagte Eliza mit verheulter Stimme.
„Hey, ich wollte nur nach dir sehen. Du warst heute nicht im Unterricht." sagte Amanda einfühlsam.
„Warum wohl?" fragte Eliza genervt. Sie wollte allein sein.
„Ich verstehe dich ja.. Aber Professor Slughorn wünscht deine Anwesenheit." erklärte Amanda nervös. Eliza war klar, dass das nichts Gutes bedeuten würde. Sie zog sich die Decke über ihren Kopf und sah Amanda an.
„Ohje. Vorher müssen wir dich dringend wieder herrichten." sagte Amanda.
Elizas Haare waren zerzaust, ihre Augen waren rot und geschwollen und sie hatte schlimme Augenringe.
Eliza stand auf und lief zu einem großen Spiegel, der sich im Zimmer der Mädchen befand.
„Oh Mist." sagte sie und rieb sich ihre Augen.
„Das haben wir gleich." sagte Amanda und nahm ihren Zauberstab. Mit ein wenig Magie sah Eliza wieder normal aus. Ihre Augen waren nicht mehr gerötet oder geschwollen, ihre Augenringe waren weg und ihre Haare sahen schön gekämmt aus.
Sie hatte außerdem eine grüne Schleife in ihren Haaren.
„Danke, Manda." sagte Eliza und drückte ihre Freundin an sich.
„Nichts zu danken. Du solltest dich aber beeilen und Professor Slughorn nicht länger warten lassen."
Eliza nickte und verließ den Schlafsaal. Eigentlich war ihr immer noch zum Heulen zumute, doch sie riss sich zusammen.
Sie ging zum Büro des Zaubertränke-Lehrers und Hauslehrers von Slytherin und klopfte.
Professor Slughorn öffnete nach einigen Sekunden die Tür.
„Ah Miss Harper, treten Sie ein und setzen Sie sich." sagte Slughorn freundlich zu ihr. Eliza dachte, dass ihr nun Ärger blühte, doch dem schien nicht so.
Sie ging zum Schreibtisch und setzte sich. Slughorn setzte sich auf seinen Platz ihr gegenüber hin.
„Professor Dippet bat mich nach Ihnen zu sehen. Ich habe gehört, was passiert ist. Sie sind von Freitag bis Montag freigestellt. Ich denke, dass eine Beerdigung in ihren Alter eine sehr belastende Sache ist. Mein Beileid." sagte Slughorn. Eliza wollte unter keinen Umständen mit ihrer Mutter über die Tage alleine sein.
„Das ist sehr freundlich von Ihnen, Professor. Aber ich werde Freitag Abend fahren und Samstag nach der Beerdigung wiederkommen." erklärte sie.
„Aber sind Sie sich sicher?"
„Ja." sagte Eliza und nickte.
„Wie Sie meinen.. Ich.. ähm kannte Ihren Vater. Wir wohnten in der gleichen Gegend. Schade um seinen Verlust. Er war ein kluger Mann. Schauen Sie doch gerne mal in meinem Slug-Club vorbei. Ich denke, sie haben sicher einiges an Talent von ihm geerbt."
„Slug-Club?"
„Ich lade hin und wieder in meinen Augen fähige Schüler und Schülerinnen ein. Sie können sich somit untereinander austauschen. Tom Riddle, der in ihrem Alter ist, ist auch dabei. Ihn kennen Sie sicher bereits."
„Tom ist auch da?"
„Ja, schauen Sie gerne mal vorbei. Am Donnerstag ist das erste Treffen im neuen Jahr. Sie sind eingeladen."
„Danke, Professor. Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich nehme Ihre Einladung gerne an."
„Ach ja und.. dass Sie nicht im Unterricht heute erschienen sind, habe ich mit Herrn Professor Dippet bereits geklärt. Sie brauchen sich darüber kein Gedanken mehr machen. Es darf nur nicht mehr vorkommen." fügte Slughorn hinzu.
„Sicher, Professor. Ich verspreche es Ihnen." sagte Eliza kleinlaut.
„Ich verstehe Ihre Lage und habe mich daher für Sie eingesetzt. Nun gehen Sie lieber, bevor man sie auch noch beim Abendessen vermisst."
„Danke, Professor." sagte Eliza und stand auf.
„Wiedersehen." sagte sie und schloss die Bürotür hinter sich. Sie war froh, Professor Slughorn als Hauslehrer zu haben.
„Eliza?" hörte sie eine Stimme fragen.
Sie drehte sich nach der Stimme um.
„Oh hallo, Tom." sagte sie.
„Wo warst du heute?"
„Ich.. Ähm.. mir ging es heute nicht gut."
„Geht es dir besser?"
„Nicht wirklich.. mein Vater ist verstorben.."
„Das tut mir leid." sagte Tom zu ihr.
„Das braucht es nicht. Wo wir gerade über Väter sprechen.. wollen wir die Suche nach deinem Vater beginnen?"
Sie wollte nicht in ihrer Trauer versinken und sich negativ auf ihr Umfeld auswirken. Tom Riddle bei seiner Suche nach seiner Vergangenheit zu helfen, würde sie auch sicher ablenken. Auch wenn sie ihren Vater verlor, Toms Vater war vermutlich noch am Leben und er hatte ein Recht darauf ihn kennenzulernen.
„Ich habe bereits etwas herausfinden können. Ich habe Professor Dumbledore gefragt, da er mich damals in dem Waisenhaus besucht hatte. Ich wurde nach meinem Vater benannt. Er heißt Tom Riddle."
„Aber das ist doch super. Was hast du nun vor? Wirst du ihn aufsuchen?"
„Vielleicht in den Sommerferien, wenn ich eh ins Waisenhaus zurück muss. Er wohnt dort in der Nähe, wie ich erfahren habe." sagte Tom.
„Wenn du möchtest, dann kann ich mitkommen."
„Das würdest du tun?"
„Du bist mein Freund. Es ist selbstverständlich, dass ich dir helfe."
„Danke, Eliza."
„Nicht dafür. Wir sehen uns, Tom." sagte Eliza und ging zurück in den Schlafsaal, wo die anderen bereits auf sie warteten, um gemeinsam mit ihr zum Abendessen zu gehen.
Sie hatte den ersten Schock über den Tod ihres Vater verarbeitet. Nun musste sie nur noch die Beerdigung überstehen.

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