Das Vorsprechen

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Eliza betrat gemeinsam mit Thomas Miller die große Halle, in der das Vorsprechen für das Märchen „Der Brunnen des wahren Glücks" stattfand.
„Wir sehen uns, Thomas." sagte Eliza. Sie hatte bereits ihre Freundinnen sichten können und wollte sich auf den Weg zu ihnen machen, als Thomas sie leicht am Arm festhielt.
„Wie ist dein Name?" fragte er sie.
„Mein Name ist Eliza." lächelte sie und ging dann zu ihren Freundinnen.
„Eliza.." sagte Thomas leise verträumt vor sich hin und begab sich dann ebenso zu seinen Hufflepuff-Freunden.
„Was machst du mit meinem Freund?!" fragte Jane leicht zornig aber in einem flüsternden Ton.
„Er ist in mich reingerannt." erklärte Eliza ruhig.
„Pssst." machte Amanda, da das Vorsprechen gerade anfing. Jane warf Eliza einen grimmigen Blick zu.
Die Schüler, die sich für das Vorsprechen der einzelnen Rollen eingetragen hatten, saßen alle an den großen Tischen, die sonst für das gemeinsame Essen genutzt wurden.
Professor Beery und Professor Kesselbrand standen ganz vorne.
„Guten Morgen liebe Schülerinnen und Schüler, ich danke Ihnen für Ihr zahlreiches Erscheinen. Wir gehen die Rollen nach und nach durch. Als Erstes kommen wir zum Ritter Sir Luckless, danach zu Amata, dann zu Alteda und anschließend Asha. Den Erzähler des Stücks spreche ich. Professor Kesselbrand ist so freundlich, für das Stück eine vergrößerte Aschwinderin bereitzustellen, die den Wurm darstellen soll." erklärte Professor Beery.
„Jeder von Ihnen wird ein bis zwei Sätze vortragen und dabei schauspielern. Nun denn, dann fangen wir mit Sir Luckless an. Ich rufe Sie nach und nach auf. Peter Barry."
Ein blonder Ravenclaw, der im jüngeren Jahrgang war, trat schüchtern hervor.
„Legen Sie los." forderte Professor Beery ihn auf.
„Wie soll ich anfangen?" fragte er nervös.
„Sie müssen doch etwas vorbereitet haben. Zeigen Sie uns Ihre schauspielerische Leistung und tragen Sie ein bis zwei Sätze vor. Am besten noch heute, wir haben hier noch genügend andere Schüler." sagte Professor Beery ein wenig genervt.
„Gut.. also ähm." der Schüler kniete sich mit einem Bein hin und tat so, als ob er einer Frau einen Antrag machen würde.
„Amata, du schöne ähm Person. Bitte heirate mich." sagte er und zitterte dabei.
„Der Nächste bitte." Professor Beery rollte mit den Augen. Der Ravenclaw-Schüler verließ sehr schnell die provisorische Bühne. Einige applaudierten aus Höflichkeit.
Es sprachen noch einige weitere für den Ritter Sir Luckless vor. Doch einer stach besonders heraus.
„Thomas Miller, Sie sind dran."
Der gut aussehende Thomas betrat die provisorische Bühne.
Er kniete sich hin, blickte nach oben zu einer imaginären Frau und sprach:
„Amata, du scheinst wie die Sonne. Deine Augen glänzen wie das Wasser dieses Brunnens. Ich dank' dem lieben Gott, selbst wenn es ihn nicht gibt, dass er einen Engel auf unsere Erde ließ. Ich weiß, das klingt verrückt, doch ich bin so verliebt; wo wir zusammen sind, blüht auf ein Paradies."
Professor Beery und alle anderen staunten nicht schlecht über Thomas' Vortrag. Die Schüler applaudierten.
Eliza sah zu der schluchzenden Jane.
„Meint.. meint ihr, er hat an mich gedacht?" lächelte sie unter Tränen.
Edith legte ihren Arm um sie.
„Wenn nicht an dich, an wen dann?" grinste sie.
„Wow.. dein Freund kann sehr gut mit Worten umgehen." sagte Eliza zu Jane. Offenbar haben sich die Wogen zwischen den beiden geglättet, denn Jane schien nicht mehr sauer zu sein.
„Jetzt sind alle Herren, die für Sir Luckless vorsprechen wollten, durch. Kommen wir zu Amata, der Schönen." sprach Professor Beery.
Die Mädchen tuschelten. Sie waren noch aufgeregter, als die Jungen.
Jane wurde aufgerufen und trug ihre Rolle als Amata vor.
Sie schüttelte den Kopf, lächelte und sprach mit höherer Stimme „Guter Herr, Ihr müsst baden! Als Lohn für all Eure Ritterlichkeit!".
Edith, die sich ebenfalls als Amata bewarb, wiederholte Janes Worte und trug es, zwar ein wenig schlechter als Jane, aber genauso vor wie sie.
„Sie haben wohl gemeinsam geübt." flüsterte Amanda zu Eliza. Eliza nickte.
Dann waren die Schülerinnen dran, die sich für Alteda eingeschrieben hatten.
Als Amanda aufgerufen wurde, sah Eliza gespannt zu. Sie hoffte so sehr, dass ihre beste Freundin die Rolle bekommen würde.
Amanda zauberte sich eine Schürze aus dem nichts herbei, die sie sich ummachte. Dann tat sie so, als pflücke sie Kräuter und Blumen und legte sie in ihre Schürze.
„Wenn ich diese Krankheit heilen kann, dann werde ich reichlich Gold verdienen. Lasst Amata baden!" sagte sie.
Eliza applaudierte am lautesten von allen.
Es gab schlechte, gute und weniger gute Vorstellungen der einzelnen Rollen.
Nun war Eliza als Asha dran.
Sie war ganz nervös, als sie zur Bühne vorging und alle Augen auf sie gerichtet waren. Sie kannte das Märchen in- und auswendig, daher hatte sie keinen spezielle Situation mit Asha vorbereitet, die sie darstellen wollte. Sie wollte spontan sein und das vortragen, was ihr als erstes in den Sinn kam.
Eliza trampelte wütend und sagte laut: „Nur eine kann in dem Brunnen baden! Es wird schwer genug sein zu entscheiden, welche von uns es sein soll. Da brauchen wir nicht noch einen!". Die Schüler applaudierten und als Eliza sich umsah, sah sie ganz hinten Tom Riddle, der ihr wohl offenbar zusah. Sie lächelte und winkte zu ihm. Er applaudierte und zwinkerte ihr zu.
Sie verließ die Bühne und setzte sich wieder auf ihren Platz. Nach ihr kamen nur noch drei weitere Mädchen dran. Danach beendete Professor Beery das Vorsprechen.
„Vielen Dank für die vielen Darbietungen. Wir haben zu jeder Rolle einige Favoriten, aus denen ich mit Professor Kesselbrand und reichlicher Überlegung den einzelnen Schüler und die einzelne Schülerin aussuchen werde. Sie bekommen nächste Woche am schwarzen Brett Bescheid! Ich entlasse Sie nun."
Die Schüler klatschten und standen anschließend auf, um die große Halle wieder zu verlassen.
„Tom hat mir zugesehen." flüsterte Eliza zu Amanda, als sie aufstanden.
„Los, geh zu ihm." grinste Amanda.
„Wollen wir nicht noch irgendwas unternehmen? Heute ist Samstag." fragte Eliza.
Amanda deutete zu Jane, die in Thomas' Hals hing und Edith, die ein wenig überfordert daneben stand.
„Ich denke, einige haben heute andere Pläne. Ich werde mit Edith vielleicht beim Quidditch-Training zusehen. Du kannst währenddessen Zeit mit Tom verbringen." zwinkerte sie Eliza zu.
Eliza nickte ihr zu und sah sich um. Tatsächlich wartete Tom am Eingang der großen Halle auf sie und begrüßte sie lächelnd.
„Du bist da." freute sich Eliza und umarmte ihn.
„Ich verpasse doch nicht dein Vorsprechen." lächelte er.
Tom sah sich um, dann nahm er Eliza an die Hand und sagte „Komm mit."
„Wohin gehen wir?" fragte sie neugierig.
„Ich möchte etwas ausprobieren."
Eliza sah ihn verwundert an, während er sie hinter sich her zog. Er führte sie direkt hoch zum Astronomieturm. Sie stellten sich nebeneinander als Geländer und blickten über Hogwarts.
„Ist die Aussicht nicht einfach fantastisch? Ist Hogwarts nicht einfach fantastisch? Es ist mein Zuhause.. Ich komme oft hier hoch, um über das Schloss und sein Gelände gucken zu können. Es zeigt mir, dass alle Wunder dieser Welt wahr werden können."
„Du bist lange nicht mehr der kleine schüchterne Waisenjunge vom Anfang. Ich merke, dass Hogwarts aus dir einen ganz neuen Tom Riddle gemacht hat. Und er gefällt mir sogar noch besser als der kleine schüchterne Tom Riddle." grinste sie.
Tom zog sie an sich ran und sah ihr tief in die Augen.
Elizas Bauch kribbelte und sie sah nervös weg.
„Was.. ähm.. wolltest du denn ausprobieren?" fragte sie ihn nervös, während sie wieder auf die Aussicht blickte.
„Ich weiß, dass wir mehr sind als Freunde. Und du weißt das genauso, Eli. Vielleicht sollten wir beide einen neuen gemeinsamen Weg einschlagen."
Eliza sah Tom in seine dunklen Augen.
Er kam ihrem Gesicht näher und nahm ihr Gesicht anschließend in die rechte Hand. Mit seiner linken Hand fasste er ihr an die Taille und zog sie näher an sich heran.
„Vielleicht sollten wir etwas Neues ausprobieren und unseren Gefühlen freien Lauf lassen. Du bist der einzige Mensch, der mich versteht und der mein größtes Geheimnis kennt." sagte er leise zu ihr und sah ihr anschließend auf die Lippen.
Eliza schloss die Augen und spürte wenige Sekunden später seine Lippen auf ihren.
Ihr Herz machte Freudensprünge und ihr Bauch kribbelte ganz verrückt. Tom Riddle wusste genau, was er wollte und er bekam es. Immer.

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