Ehrlich währt am längsten

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Die nächsten Proben verliefen erfolgreich. Das Gute war, dass sie nicht viele Sätze zu sagen hatten, doch sie durften natürlich auf keinen Fall ihren Einsatz verpassen, daher war es wichtig alles genau durchzugehen. Eliza beobachtete öfters, wie Thomas zu ihr herüber blickte und sie anlächelte. Sie fühlte sich geschmeichelt, doch auch ein wenig unwohl.
Es gab immer noch nicht den richtigen Zeitpunkt ihn über seine Freundin Jane zu informieren. Und es brach Eliza irgendwie das Herz, es ihm noch nicht gesagt zu haben. Doch jedes Mal, war Jane in unmittelbarer Nähe oder sie konnte erst gar nicht mit Thomas irgendwie allein sprechen.
Eliza saß in der Bibliothek, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Sie griff in ihre Schultasche und zog ein Buch heraus.
Es war das Buch, welches Tom ihr auf der Krankenstation gab. Sie hatten es vollkommen vergessen. Sie versuchte sich daran zu erinnern, was Tom zu ihr gesagt hatte. Doch sie wusste nicht mehr den Begriff, welchen sie nachschlagen wollte.
Eliza sah sich um. Es war niemand in ihrer Nähe, also blätterte sie in dem Buch herum. Sie las sich die einzelnen dunklen Zauber im Inhaltsverzeichnis durch, bis ihr einer ins Auge fiel.
„Horkruxe, Seite 394" sagte sie leise zu sich selbst.
Sofort blätterte sie zu der besagten Seite.
„Horkruxe sind Objekte, in denen ein schwarzer Magier einen Teil seiner Seele außerhalb seines Körpers aufbewahrt. Wer einen Mord begeht, spaltet seine Seele und kann einen Teil davon behalten und den anderen durch einen schwarz-magischen Zauber in einen Gegenstand einschließen. Auf diese Weise lebt nicht seine ganze Seele in seinem eigenen Körper, sondern nur ein Teil von ihr. Der andere Teil der Seele ist sicher in einem Horkrux aufbewahrt. Wenn eine Person getötet wird, die einen Horkrux von sich hergestellt hat, bleibt ihre Seele erdgebunden, weil ein Teil von ihr in einem unversehrten Horkruxkörper erhalten ist. Deshalb wird diese Person entleibt, ohne zu sterben. Die verbliebene Rumpfseele aus dem jetzt toten eigenen Körper kann sich in fremde Körper einnisten oder sich mit fremder Hilfe wieder einen eigenen handlungsfähigen Körper schaffen."
Eliza war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Wollte Tom, dass sie einen Mord begehen? Um für immer zu leben? Oder für immer zusammen zu sein? Doch wieso sollte ihr Leben mehr wert sein, als das eines anderen?
Sie hörte Schritte hinter sich. Sofort schlug sie das Buch zu und steckte es zurück in ihre Tasche.
Thomas und einige seiner Hufflepuff-Freunde liefen durch die Bibliothek. Thomas erblickte Eliza und ging sofort freudestrahlend auf sie zu.
„Hey, Eliza. Alles gut bei dir?" fragte er sie.
„Ja. Was machst du hier?" fragte sie leicht nervös.
Für diese dumme Frage hätte sich Eliza am liebsten selbst geohrfeigt.
„Wir wollen unsere Hausaufgaben machen und brauchen ein bisschen Unterstützung der klugen Bücher hier." lachte er. Zum Glück fand er sie nicht so peinlich, wie Eliza sich selbst. Er schien sie echt zu mögen.
Eliza sah sich nervös um. Seine Freunde waren ein wenig weiter weg, da sie sich die einzelnen Regale ansahen und Jane war nicht in der Nähe. Sie musste die Chance jetzt nutzen.
„Ich muss dir was gestehen, Thomas." sagte Eliza mit nervöser Stimme.
Sofort verzog sich sein strahlendes Gesicht zu einem ernsten Gesicht.
„Um was geht's denn?"
„Um Jane. Sie betrügt dich."
„Was..?"
„Es tut mir leid." sagte sie zu ihm. Doch zu ihrem Verwundern, wirkte er nicht so verletzt, wie sie es erwartet hatte.
„Muss es nicht. Ich hatte mir so etwas bereits gedacht. Danke, dass du so ehrlich zu mir warst, Eliza." sagte er und nahm sie in den Arm.
Er wirkte fast schon erleichtert, wie Eliza fand.
Eliza und Thomas blieben einige Sekunden so innig stehen, ehe sie sich wieder losließen.
„Wenn du mich fragst, stimmt etwas mit deinem Freund aber auch nicht." sagte Thomas.
„Was meinst du?" fragte Eliza.
„Er wirkt so.. kühl. Er passt nicht zu dir. Meiner Meinung nach, hat er auch etwas mit den Versteinerungen zu tun. Pass bitte auf dich auf, Eliza. Ich möchte nicht, dass du auch noch verletzt wirst."
„Thomas, wo bleibst du?" fragte einer seiner Freunde, ehe Eliza auf Thomas Aussage antworten konnte. Offenbar wurden sie in der Bibliothek fündig und warteten nun auf ihren Freund.
„Ich muss los. Wir sehen uns."
„Wir sehen uns, Thomas."
Eliza sah Thomas nachdenklich hinterher. Tom Riddle sagte ihr, dass er damit nichts zu tun habe - doch war er wirklich ehrlich zu ihr?

Draußen wurden die Tage kürzer. Es wurde kälter und immer kälter. Schneeflocken fielen bereits vom Himmel und landeten auf dem erkalteten Boden, sodass sie liegen blieben und sich eine wunderschöne Schneelandschaft bildete.
Die Schüler staunten, wie jedes Jahr, über das schöne verschneite Hogwarts und erfreuten sich über das weihnachtlich-geschmückte Schloss.
Ein riesiger Weihnachtsbaum, mit ebenfalls riesigen schönen Kugeln, schmückte die große Halle, welche nun bereits zum Theater magisch verändert wurde.
Das Theaterstück würde heute Abend aufgeführt werden.
Die Schüler und Schülerinnen liefen aufgeregt hin und her, zogen sich ihre Kostüme an und gingen nochmals ihre Texte durch.
Morgen würden bereits so gut wie alle Schüler abreisen, um mit ihren Familien Weihnachten zu verbringen.
Eliza, die bereits ihr Kostüm an hatte, war etwas unkonzentriert, als sie sich noch einmal ihre wenigen Sätze, die sie zu sagen hatte, durchlas.
Ihre Gedanken waren gerade beim Weihnachtsfest, als jemand auf ihre Schulter tippte.
Sie drehte sich um.
Tom Riddle umarmte sie.
„Alles okay, mein Liebling?" fragte er sie und küsste sie kurz.
„Ich habe mir gerade Gedanken gemacht wegen morgen-"
„Du meinst wegen Weihnachten? Ich komme mit dir."
„Aber meine Mutter-"
„Wird mich lieben. Keine Angst, dafür sorge ich." grinste er und küsste ihre Stirn.
Eliza umarmte ihn und drückte ihn fest an sich.
Er streichelte ihren Kopf dabei.
„Ich liebe dich, Eli. Gemeinsam können wir alles schaffen, was wir wollen." flüsterte er ihr ins Ohr.

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