Die Beerdigung

114 3 0
                                    

Es war soweit.
Heute würden Eliza und Thomas Miller beerdigt werden. Sie starben, als sie ihre Familie schützen wollten.
Mary zog sich ihr schwarzes Trauerkleid an. Sie betrachtete sich im Spiegel. Sie hatte tief dunkle Augenringe, da sie kaum noch schlafen konnte. Ihr Haar war ungekämmt und zerzaust. Sie wollte zur Bürste greifen, da kam ihr Amanda zuvor.
„Ich mach das schon." sagte sie und fing an, Mary das Haar zu bürsten.
„Danke." sagte Mary leise.
„Deine Mutter und ich haben uns etwas geschworen. Falls eine von uns.. stirbt.. kümmern wir uns um ihre Kinder, als wären es unsere eigenen."
„Eure Freundschaft schien sehr stark gewesen zu sein, wenn sie über den Tod weit hinaus geht."
„Sie wird immer meine Freundin sein, auch wenn ich sie nun nicht mehr sehen kann. Sie ist aber trotzdem da. Sie beschützt dich und beobachtet dich."
„Darf ich dich etwas fragen..?" fragte Mary vorsichtig.
„Immerzu, Liebes." sagte Amanda und lächelte sie an.
„Wusstest du, wer mein Vater war?"
Amanda zögerte.
Dann nickte sie.
„Seit wann? Von Anfang an?"
„Nein. Eliza sagte es mir, kurz nachdem sie es festgestellt hatte. Du hast im Garten gespielt und eine Schlange entdeckt. Sie sah und hörte dich mit der Schlange sprechen, da wusste sie es. Sie hielt dich seitdem immer von diesen Tieren fern, damit deine Gabe nicht mehr hervorkommt. Sie wollte dich vor Voldemort schützen."
„Mom hatte mir am Abend, bevor wir geflüchtet sind, die Geschichte von ihr und Tom oder Lord Voldemort erzählt. Eigentlich hätte ich auch selbst drauf kommen können."
„Mach dir keine Vorwürfe. Du hattest den besten Vater, den deine Mutter dir geben konnte. Und er war auch der beste Mann, den sie hätte haben können..."
Amanda seufzte.
Innerlich trauerte sie sehr um ihre beste Freundin, doch sie wollte vor ihrer Familie, besonders vor Mary, stark sein. Sie hatte nun die Verantwortung für sie.
„Meinst du, dass ich auch.. naja.."
„Was meinst du, Liebes?"
„Dass ich genauso werde wie er. Ich meine.. steckt es nicht irgendwie in meinem Blut..?"
„Mary! Denk nicht an sowas! Du hattest die besten Eltern an deiner Seite! Du wurdest zu einer selbstbewussten, tapferen, klugen jungen Frau erzogen. Niemals könnte so ein Monster in dir schlummern, wie in Voldemort! Ich habe ihn erlebt. Deine Mutter hatte immer an ihm festgehalten. Doch er war bereits in seiner Kindheit ein Monster. Du hingegen, warst ein liebes und freundliches Mädchen! Also vergleiche dich bitte nie wieder mit ihm."
„Glaubst du, dass die beiden sich wirklich geliebt haben?"
„Deine Eltern haben sich sehr geliebt, ja. Eliza musste es jedoch erst erkennen und sich von Tom damals lösen."
„Ich meine Mom und Voldemort. Sie haben sich fast zwei Jahrzehnte nicht gesehen und trotzdem hatte er ihr nicht mit Absicht geschadet."
„Nimm diese Besessenheit zwischen den beiden nie als Beispiel für deine zukünftige Liebesbeziehung! Tom Riddle war besessen von Eliza. Umgekehrt genauso. Das war keine Liebe, wenn du mich fragst. Es war die emotionale Abhängigkeit voneinander. Sie haben sich gegenseitig nie geschadet, doch auch nicht wirklich gut getan. Dass sie durch seine eigene Hand starb, wird ihn hoffentlich bis ans Ende seines Lebens verfolgen. Dieser Mistkerl soll in der Hölle schmoren!"
Mary schwieg.
„Dein Vater, Thomas, hat deiner Mutter gezeigt, was wahre Liebe ist. Sie hat gelernt zu lieben. Und als du auf die Welt kamst, waren die beiden vollkommen. Du warst ihr kleines Wunder, ihr Ein und Alles."
„Ich hoffe, es geht ihnen gut... dort, wo sie jetzt sind. Ich hoffe, sie sind zusammen.." sagte Mary traurig.
„Das sind sie." lächelte Amanda.
Dann sah sie auf die Uhr.
„Wir müssen los, Liebes."
Mary sah nun viel besser aus. Amanda half ihr, ihre Augenringe abzudecken. Sie sah nun gesünder aus.
Dann begaben sich Amanda, Sam, John, Lilia und Mary zur Kapelle.
Das gesamte Zaubereiministerium war gekommen. Selbst Jane und Edith nahmen an der Trauerfeier teil. Die beiden weinten sogar.
Amanda setzte sich mit ihrer Familie und Mary ganz vorn hin.
Der Tag war grau und total verregnet. Mary fand das Wetter passend zu der ganzen Situation.
Der Trauerredner stellte sich nach vorne, um seine Rede über das Ehepaar zu halten.
„Wir denken heute ganz fest an das Ehepaar Eliza Miller und Thomas Miller. Wir denken heute fest an ihre gemeinsame Tochter Mary Miller. Wir denken heute fest an ihre Freunde, ihre Familie und an alle anderen, die Thomas und Eliza nah standen. Eliza und Thomas kannten sich seit der Schulzeit in Hogwarts. Sie freundeten sich schnell an und später, im Erwachsenenalter, erkannten sie ihre Liebe füreinander. Ihre geliebte Tochter Mary machte sich schnell auf den Weg, um die Familie komplett zu machen. Sie lebten in Upper Hogsfield in einem großen Anwesen glücklich und zufrieden. Ihre Tochter ging im Alter von elf Jahren nach Hogwarts und die Eltern konnten nicht stolzer sein. Eliza und Thomas waren immer füreinander und für ihre geliebte Tochter da. Als der Krieg kürzlich ausbrach, zögerten Eliza und Thomas nicht, ihre Familie zu schützen. Sie holten ihre Tochter aus der Schule und hegten einen Plan zur Flucht. Doch leider wurden ihre Pläne durchkreuzt. Eliza und Thomas Miller starben, als sie ihr Leben für diejenigen gaben, die sie am meisten liebten. Ihre Familie. Sie starben mutig, aufopfernd, loyal und liebend. Sie bleiben unvergessen und hinterlassen ein großes Loch in unserer Gesellschaft. Mögen sie ihren Frieden finden und auf ewig ruhen."
Die Trauergesellschaft weinte und schluchzte vor sich hin.
Mary war tief zu Tränen gerührt. All die Trauer, die sie innerlich verbarg, kam nun nach dieser Rede wieder hervor. Amanda nahm sie, ebenfalls schluchzend, in den Arm.

Die geheime SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt