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Valentina's Sicht:
Heute hatte ich zum ersten Mal, wahrscheinlich in meinem ganzen Leben, den Fernseher angemacht um Fußball zu schauen. Ich war mir zwar sicher, dass Karim nach der Nacht bei Ben wahrscheinlich nicht von Anfang an spielen würde, aber wenn er spielen sollte, würde ich ihn natürlich supporten. Oh Gott. Jetzt wurde ich auch schon so ein hormongesteuertes Fangirl.

Dennoch setzte ich mich vor den Fernseher, da es bereits 15:30 Uhr war und schaltete diesen an.

,, Vali, du kannst jetzt nichts schauen, Fußball läuft jetzt.", setzte sich mein Vater zu mir auf die Couch.

,, Ich weiß!", quittierte ich seinen verwirrten Blick nur und zog meine Beine näher an mich, während ich mit der linken Hand versuchte das richtige Programm zu finden. Warum mussten es auch so viele sein.

,, Sky HD 1", seufzte mein Vater nur und kurz darauf huschten gelbe Gestalten über den Bildschirm.

Das Spiel hatte scheinbar noch nicht angefangen, denn die Spieler auf dem Platz hatten mindestens 10 Bälle da liegen. Auch wenn ich nicht wirklich viel Ahnung von Fußball hatte, würde ich sagen, dass man nur mit einem Ball spielte. Wobei, die Regeln waren so abstrakt, da hätte man sich über diese auch nicht mehr wundern müssen. Fehlten nur Löwen, die über den Platz rennen, um für ein bisschen Spannung zu sorgen.

,, Seit wann schaust du Fußball?", fragte mein Papa, nachdem es ein paar Minuten ruhig gewesen war.

,, Seit...", Ich sah auf die Uhr:,, ungefähr 2,5 Minuten."

,,Ist alles gut bei dir? Du wolltest noch nie Fußball schauen.", mein Vater beäugte mich misstrauisch von der Seite:,, oder ist es wegen diesem Adeyemi?", 100 Punkte. Er hatte genau ins Schwarze getroffen.

Ich wollte gerade etwas darauf erwidern, da fuhr er aber fort:,, Denk dran, ich möchte nicht, dass du ihn weiterhin siehst! Er macht nur Ärger. Fußballer sind alle gleich!", ich nickte nur und hoffte dieses Thema sei nun beendet, doch dem war nicht so:,, Außerdem möchte ich nicht schon Opa werden.", er verzog sein Gesicht, wahrscheinlich bei dem Gedanken daran, was er gesehen hatte.

Ehe ich mehr darüber nachdenken konnte, wurde die Aufstellung bekannt gegeben. 1000 Namen, die ich nicht kannte waren dabei, aber kein Karim.

Papa quittierte das nur mit einem:,, Ach der Reus darf mal wieder spielen! Da freue ich mich ja für ihn. Der ist ja trotzdem noch wichtig für die Mannschaft.", ich stand auf, um in die Küche zu gehen. Bereits jetzt hatte ich das Gefühl, dass er so in das Spiel vertieft war, dass er gar nicht mehr merkte, wo ich hinging. Mir sollte es recht sein.

In der Küche nahm ich mir erstmal ein Glass Wasser, bevor ich ein wenig in meinen Gedanken versank.

War Karim vielleicht noch in München? Oder warum sollte er sonst nicht spielen. Anderseits: vielleicht war er auch einfach nur krank geworden. Oder vielleicht-

Das Klingeln an der Haustür, riss mich aus meinen Gedanken. Hm, vielleicht stand er auch direkt vor meiner Tür.

,, Ich geh schon!", rief ich, als ich an der angelegten Wohnzimmertür vorbei ging.
Mein Vater grummelte nur ein:,, Mh ja.", er war wahrscheinlich sehr in das Spiel vertieft.

Ich öffnete die Tür:,, Karim, was machst du hier?", mit großen Augen sah ich ihn an:,, Solltest du nicht auf dem Platz stehen und Tore für mich schießen?", wie ich auf diese Formulierung kam, war mir selbst auch nicht klar, denn eigentlich gab es wenige Dinge, die mir egaler waren, als wer wann wo ein Tor schoss.

Doch sein Blick gab mir direkt zu verstehen, dass ihm nicht nach Witzen zumute war:,, Alles okay? Komm erstmal rein.", sagte ich und trat einen Schritt zur Seite.

Dankend nahm er das Angebot an und im nächsten Moment schlichen wir schon die Treppe in mein Zimmer hoch.
Wow, so fühlte es sich also an sich raus  zu schleichen. Nur, dass ich jemanden hinein brachte und nicht selbst hinaus ging.

Ich schloss die Tür meines Zimmers und drehte den Schlüssel um. Karim stand mitten im Raum und machte keine Anstalten sich zu bewegen. Erst als ich ihn anwies, sich auf mein Bett zu setzen, tat er dies mit fast mechanischen Bewegungen.

,, Ich glaube das war's jetzt." brachte er über seine Lippen. Was war's jetzt?

,, Ich kam zu spät und wurde für das Spiel suspendiert.", wow. Aber eigentlich war es kein Wunder, dass er zu spät gekommen war. Er hatte nicht geschlafen und war aus München gekommen. Und wer hatte ihn dabei bestätigt das zu tun? Richtig, ich. Ich biss mir auf die Innenseite meines Mundes und versuchte die aufkeimenden Schuldgefühle zu ignorieren.

,, Ich habe es verkackt, Valentina. Ich habe das ganze Team enttäuscht...", seine Stimme wurde rauer und er schluckte. Noch immer mit den Schuldgefühlen kämpfend, sah ich ihn eindringlich an, bevor ich meine Hand auf seine Schulter legte. Die Nähe schien ihn ein wenig zu beruhigen:,, Das stimmt nicht Karim!", protestierte ich:,, Natürlich ist das alles ziemlich doof gelaufen, aber jeder macht mal Fehler...
Wobei, würdest du es als Fehler bezeichnen, wegen etwas wirklich wichtigen, bei deinem besten Freund gewesen zu sein?", Karim schien zu überlegen, ehe er seinen Kopf schüttelte.

,, Aber Fußball ist nicht nur mein Hobby. Ich spiele nicht in der Kreisliga, bei der ich einen Zehner bezahlen muss, wenn ich nicht da bin. Ich bin Profi. Dort wird mit anderen Sachen gehandelt.", zu gerne hätte ich gefragt, was denn Strafen für ein solches Vergehen waren, aber ich ließ es lieber bleiben.

,, Ich weiß. Und genauso weiß ich, dass du ein verantwortungsvoller Spieler bist, der immer nur das beste für sein Team möchte. Doch manchmal muss man eben auf sein Herz hören und tun was es sagt. Ich bin immer stolz auf dich. Auch wenn du nur noch Eigentore machst. Ich sag immer: Tor ist Tor.", über Karim's Gesicht huschte ein kleines grinsen, was aber genauso schnell, wie es gekommen, auch wieder verschwunden war.

,, Und was ist, wenn ich suspendiert werde? Vielleicht habe ich einfach nicht das Zeug zum Profi...", er senkte seinen Kopf.

,, Hey, hör mir zu! Du hast definitiv das Zeug zum Profi. Du hast Talent, Leidenschaft und Herz. Erst wenn du diese Eigenschaften nicht mehr hast, musst du anfangen dir Sorgen zu machen. Ich stehe hinter dir! Und du hast immer eine Wahl. Selbst wenn du suspendiert wirst, wovon wir jetzt nicht ausgehen, findest du eben durch Umwege einen Weg an die Spitze.", ich war überrascht, dass solche Worte meinen Mund verlassen hatten.

,, Wow, du könntest Poetin werden. Deine Worte sind irgendwie so...", er suchte nach dem richtigen Wort:,, erhellend!"

,, erhellend?", wiederholte ich dieses kopfschüttelnd.

,, Ja, in diesem Moment bist du mein Licht...", er sah mir fest in die Augen. Und es war das erste mal, dass ich wusste, woran diese mich erinnerten.

,,Bernstein. Deine Augen sehen aus wie Bernstein."
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Hoffe es gefällt euch :)

Datum: 09.02.24

Stadion heute war krass🤞🏼 aber war bisschen enttäuscht, dass Karim nicht gespielt hat lol

Straight into my heart {karim adeyemi}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt