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Karim's Sicht:
Ich rutschte nervös auf meinem Stuhl hin und her, während Edin mir erneut eine Standpauke hielt. Von wegen, Mannschaft im Stich lassen und Verantwortung übernehmen. Es lag eine große Spannung in der Luft, doch er redete einfach weiter:,, Ich weiß immer noch nicht, was ich dazu sagen soll. Deine Disziplinlosigkeit hat das ganze Team und unsere Leistung auf dem Platz belastet. Und nach Rücksprache mit den Verantwortlichen, muss ich dir mitteilen, dass du die nächsten 5 Spiele vom Trainingsbetrieb ausgeschlossen bist. Demnach darfst du auch nicht mit der Mannschaft trainieren und dazu ist noch eine Geldstrafe fällig...", 5 Spiele. 5 Wochen kein Fußball spielen können. 5 Wochen nicht das tun können, was ich liebte.

Ich senkte den Blick und ein Gefühl der Scham überkam mich. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Doch da erinnerte ich mich wieder an Valentina's Worte...

Würdest du es als Fehler bezeichnen, wegen etwas wirklich wichtigem bei deinem besten Freund gewesen zu sein?

Edin redete noch weiter, doch ich hörte ihm nicht mehr zu. Die Zahl 5 schwirrte in meinem Kopf und verursachte Kopfschmerzen. Also war ich froh, als ich endlich in mein Auto steigen konnte.
Ich blickte noch einmal auf den Trainingsplatz, der sich hinter mir erstreckte. Den Platz, den ich für die nächsten 5 Wochen kaum bis gar nicht sehen würde...

Und mein erster Impuls war Valentina anzurufen.
,, Hey.", kam mir aus den Lautsprechern meines Autos entgegen:,, Wie war das Gespräch?", also erzählte ich ihr in der Kurzfassung, was Edin mir gesagt hatte. Zumindest das, was ich mitbekommen hatte:,, Ich fühle mich einfach so, als hätte ich versagt..."

,, Das hast du auf keinen Fall, Karim. Du bist ein starker Spieler und wirst aus der Situation lernen.", sagte Valentina liebevoll und mir wurde bewusst, was für ein Glück ich mit ihr hatte. Es war nicht selbstverständlich jemanden zu haben, der einem eine 2. Chance geben würde und bedingungslos hinter einem steht. Vor allem nach einer so kurzen Zeit...

Wir redeten noch ein wenig weiter und ich fühlte mich schon ein wenig besser, als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschloss. Es tat immer noch weh, dass es nicht mehr unsere Wohnung war, doch damit musste ich wohl oder übel leben. Denn von Ben hatte ich seit unserem Gespräch vor 2 Tagen nichts mehr gehört. Doch ich wollte ihm seinen Freiraum lassen. Ihn nicht bedrängen und ihm das Gefühl geben, unter Druck zu sein. Wahrscheinlich machte er sich schon genug Stress.

In meiner Wohnung steuerte ich direkt auf das Wohnzimmer zu, als ich in diesem Licht brennen sah. Und Ben auf der Couch. Ich ließ aus Reflex meine Tasche fallen und ging auf ihn zu, um ihn direkt in eine Umarmung zu ziehen:,, Was- Was machst du hier?"

,, Ich wollte gerne wieder einziehen.", entgegnete Ben mir trocken und sah mich eindringlich an.

,, Was, wie?", ich fand keine Worte. Trotz dieser durchaus beschissenen Situation hatte ich das Gefühl, dass die Last auf meinen Schultern jede Sekunde ein kleines bisschen weniger wurde.

,, Aber was ist mit...", ich schwieg kurz. Ich wollte das Thema nicht ansprechen.

,, Ich habe Chloe gesagt, dass du mein bester Freund bist und es so zwischen uns nicht klappt. Wer denkt, dass er meinen besten Freund verletzen kann und mich dann danach noch auf meiner Seite hat, liegt falsch.", beantwortete Ben meine Frage.

,, Und ist es okay?", fragte ich vorsichtig. Ich wollte nicht, dass er traurig war.

,, Naja, natürlich tut es weh. Ich meine wir waren zusammen. Wir haben uns gut verstanden und ich dachte wirklich, dass es die Person für immer sein könnte, verstehst du. Aber ich hatte dauerhaft ein schlechtes Gewissen. Und bitte glaube mir: hätte ich gewusst, was da abging, hätte ich mich niemals auf sie eingelassen."

,, Ich weiß...", entgegnete ich ihm nur und schluckte. Er hatte in Chloe die Person für immer gesehen. Die Person mit der er später in ein Haus ziehen wollte. Mit der er sich einen Hund holen wollte. Mit der er Kinder wollte und vor allem, mit der er alt werden wollte. Und nun war alles kaputt. Wegen mir...

Die Schuldgefühle überkamen mich mal wieder:,, Es tut mir unendlich leid Ben..."

,, Nein, das muss es nicht. Du bist mir wichtiger. Mir sollte es viel mehr leid tun. Ich denke, ich habe dich sehr verletzt.", antwortete Ben. Wir schwiegen uns kurz an ehe, er wieder auf das eigentliche Thema zurückkam:,, Also, was sagst du zu meinem Einzug?"

,, Gerne!", Ich lächelte und er daraufhin auch:,, aber kannst du mir vorher bitte noch das Geheimnis deiner weißen Zähne verraten? WIE können die so weiß sein, ohne dass du dafür was machst?"

,, Tja Karim, das nennt man wohl Zähne putzen, könntest du auch mal öfter machen. Genauso wie Tore schießen. Wann war das letzte und das wievielte war das?", ich wusste, dass das alles nur Ironie und Spaß war, aber das mit den Toren verletze mich trotzdem.

,, Im Moment läuft es einfach nicht so gut...", fing ich an und Ben schien zu merken, dass es viel zu erzählen gab. Und er hörte mir einfach zu. Gab mir ein gutes Gefühl.

Am meisten beschäftigte mich, dass ich das Team enttäuscht hatte. Das Spiel hatten wir verloren. Vielleicht nicht unbedingt, weil ich nicht gespielt hatte, aber vielleicht, weil es vor dem Spiel zu viel Ablenkung gab. Durch mich. Und diese 3 Punkte könnten uns am Ende fehlen. Für die Meisterschaft...

Was war mit Nico. Mit Marco, Gio oder Jude? Würden sie mir verzeihen können? Würden wir weiterhin noch Freunde sein, obwohl ich sie so enttäuscht hatte? In den letzen 2 Tagen hatte sich keiner von ihnen bei mir gemeldet. Wenn ich ihnen wichtig wäre, hätten sie es doch getan, oder nicht? Aber vielleicht wollte sie mir, so wie ich Ben, meinen Freiraum geben, um mich nicht noch mehr zu stressen. Die Schuldgefühle hatte ich nämlich auch ohne sie...

Und das alles erzählte ich Ben. Es tat gut, mit seinem besten Freund seit langem wieder offen reden zu können. Ich hatte das Gefühl unser letztes richtiges Gespräch, bis auf das in München war schon ewig her.

,, Ich lieb dich wirklich Karim, also nur als Freund, aber eine Sache musst du mir versprechen!", sagte Ben irgendwann, als wir erneut über seinen neuen Einzug redeten.

,, Alles!"

,, Ich will dich und Valentina niemals wieder bei irgendwas erwischen und am besten auch nicht hören.", dieses Thema war mir immer noch sehr unangenehm. Aber hey, nicht jeder schaffte es von gleich 2 Leuten bei bestimmten Aktionen erwischt zu werden. Also alles positiv sehen!

,, Du, glaub mir! Ich will auch nicht, dass du das siehst, geschweige denn hörst..."
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Heyyy,
Ich wünsche euch allen einen schönen Valentinstag 💘

Datum: 14.02.24

Lasst gerne einen Stern da, wenn es euch gefallen hat :)

Straight into my heart {karim adeyemi}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt