Die Sonne tauchte das Königreich in warmes Gold, als ich mich auf Dreamcatcher zu meinem abendlichen Ausritt aufmachte. Sein schwarzes Fell schimmerte in dem warmen Licht der Abendsonne. Die Blumen am Wegesrand wiegten sich sanft im Wind, als ich die königlichen Wälder durchstreifte. Das einzig Schöne, das dieses Königreich für mich zu bieten hatte. Ich ließ ein Seufzen von mir und schloss für einen kurzen Moment meine Augen, um all die Schande des Tages vergessen zu können.
Das hatte das Leben also für mich vorgesehen? Gewalt, Schmerzen, Trauer? Ich war verzweifelt, beschämt und zu Tode betrübt. Ein stechendes Ziehen durchzog meinen geschändeten Unterleib wie auf Kommando, als sich die schlimmen Erinnerungen des Tages mal wieder versuchten in meinen Kopf zu schleichen. Ob ich mich je daran gewöhnen würde? An den Schmerz, dieses Gefühl benutzt und wie Dreck behandelt zu werden?
Vielleicht tut es irgendwann nicht mehr weh, sowohl seelisch als auch physisch dachte ich, öffnete meine Augen und brachte mit leichtem Druck meiner Schenkel Dreamcatcher in einen flüssigen Galopp, in der Hoffnung der entgegenkommende Wind ließ meine Gedanken und Erinnerungen verblassen und trug sie davon.
Ich galoppierte auf meinem treuen Begleiter, der mein einziger Freund in diesem Leben zu sein schien, durch den Wald. Unsere Geschwindigkeit war atemraubend und trieb mir Tränen in die Augen, zumindest redete ich mir ein, dass sie vom Wind kämen. Die dichten Sträucher und Bäume zogen in Windeseile an uns vorbei und waren nur mehr verschwommene Umrisse am Wegesrand. Mein weißes, luftiges Kleid wehte im entgegenkommenden Wind und ich fühlte mich, als würde ich fliegen, In der Ferne hörte ich die Möwen schreien und konnte das leise Rauschen des Meeres wahrnehmen.
Für einen kurzen Moment fühlte ich mich so leicht und frei und war meinem Pferd dankbar, dass ich dieses Gefühl wenigstens kurz verspüren konnte. Und zum ersten Mal in meinem Leben verspürte ich den ganz klaren Drang und Wunsch nach Freiheit. Nicht mehr der Schatten meiner selbst zu sein und wie eine Sklavin für die Dienste des Königs, meinem ach so tollen Gemahl, gefangen gehalten zu werden. Ich wollte so viel mehr. So viel mehr erleben, so viel mehr sein, mich so viel mehr entfalten und endlich keine Angst mehr spüren. Ich musste irgendetwas tun.
In dem Moment schreckte Dreamcatcher auf, machte noch ein paar letzte Galoppsprünge und bliebt dann scheuend am Rande einer Lichtung stehen, die noch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne reflektierte. Dreamcatcher starrte mit unruhigem Blick in die entgegengesetzte Richtung der Lichtung in das dunkle Dickicht. Er scheute eigentlich nie, weshalb auch ich anfing mich ängstlich umzusehen, in der Hoffnung den Grund seiner plötzlichen Angst ausmachen zu können.
Ich hörte ein leises Rascheln aus dem fast finsteren, dicht bewachsenen Waldstück. Vermutlich nur ein Wildschwein, dachte ich. Doch Dreamcatcher wurde immer panischer, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Und auf einmal erstarrte auch ich im Sattel und meine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
Vor mir erschienen wie Geister aus dem Schatten acht maskierte Gestalten, gekleidet mit schwarzen Hüten und ebenso schwarzen Mänteln. Ihre Blicke, hinter dunkeln Masken verborgen, fixierten mich, während sie langsam, aber bedrohlich auf mich zukamen. Ehe ich begreifen konnte, was hier geschah, hatten mich schon alle Acht in gleichmäßigen Abstand umstellt. Mein Herz raste, als ich versuchte zu verstehen, was hier vor sich ging und nicht gleich die Fassung zu verlieren. Hektisch drehte ich mich um und schaute zwischen den maskierten Männern hin und her. Mein erster Instinkt war die Flucht.
Schließlich saß ich auf einem Pferd und sie standen am Boden. Doch meine Versuche Dreamcatcher anzutreiben blieben ohne Erfolg, zudem fing er auch noch an entspannt zu schnauben und dachte gar nicht daran auch nur einen Schritt zu tun. Ich verstand gar nichts mehr. „Was um Himmels Willen..." stotterte ich verwirrt und voller Angst, immer noch verzweifelnd am Versuchen mein Pferd voranzutreiben, das mittlerweile anfing seelenruhig zu grasen, als hätte es sich all die Panik von eben nur eingebildet.
"Prinzessin Aurora", raunte einer der maskierten Gestalten mit einer Stimme, die mich an den Klang von rauen Wellen erinnerte und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich hob meinen Kopf und schenkte meine Aufmerksamkeit dem Mann, der genau vor mir stand und mich mit seinem Blick förmlich gefangen hielt. Nach meinem ersten Eindruck zu urteilen war er der Anführer dieser sonderbaren Truppe.
"Ihr seid für uns von besonderer Wichtigkeit. Was nun folgt wird Euch sicherlich nicht erfreuen, aber wir werden Euch wohl oder übel gefangen nehmen müssen. Es sei denn..." er machte eine dramatische Redepause „Ihr kommt freiwillig mit!" An seinen schmaler werdenden Augen konnte ich erkennen, dass er unter seiner Maske schmunzelte. Sehr witzig.
„Ich würde mich niemals freiwillig beugen, außerdem, wer seid ihr..." weiter kam ich nicht, da machte mein Gesprächspartner eine kaum merkliche Handbewegung und zwei der anderen setzten sich sofort in Bewegung und kamen von zwei Seiten auf mich zu. Beide waren um einiges größer und breiter gebaut als der Anführer und vermutlich seine Handlanger.
In mir stieg die Panik erneut auf und ich sprang aus meinem Sattel und landete mit beiden Füßen sicher auf dem Boden. Schnell wägte ich ab in welche Richtung ich laufen sollte, da mir jegliche Fluchtwege verstellt waren. Doch ich würde hier nicht kampflos aufgeben, nicht schon wieder. Ohne weiter nachzudenken rannte ich los.
Bevor ich aber auch nur einen weiteren Schritt machen konnte, umklammerten mich kräftige Arme und hielten mich fest. „Wohin denn so eilig, Prinzessin?" raunte die tiefe Stimme des Maskierten, der mich mit seinen Armen an Ort und Stelle hielt. Ich schrie und strampelte, doch ich fühlte mich nur wie eine Puppe in den Händen meines Kidnappers, der mich ohne jegliche Anstrengung über seine Schulter warf.
Machtlos, gefangen und meiner Freiheit beraubt, mal wieder... Es reichte anscheinend nicht, dass ich meine Welt nun kopfüber sah, denn kurze Zeit später wurde mir auch noch ein dichter, muffig riechender Stoff über den Kopf gezogen. Das Letzte was ich sah, war mein schwarzes Pferd, mein einziger treuer Begleiter und Freund, der mir gelassen nachschaute. Tränen liefen aus meinen Augen und die Welt vor ihnen verschwand in Dunkelheit während ich kurz darauf mein Bewusstsein verlor.
- Puuuh, mein erstes richtiges Kapitel ist da. Ich bin sehr gespannt wie du es findest. Wenn du magst, lass mir doch gerne einen netten oder kunstruktiven Kommentar da oder like die Geschichte :)See you soon, hopefully -
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Aurora - You are my light (Ateez x reader)
FanfictionDas Leben von Prinzessin Aurora ist schlimmer als die Hölle. Schuld daran ist der König ihres Königreiches, mit dem sie zwangsverheiratet wurde. Ihr Leben ändert sich von der einen auf die andere Sekunde, als sie von acht maskierten Piraten entführt...