ZWEIUNDDREIßIG

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Triggerwarnung: Waffen, Verletzungen, Blut, Gewalt, Gewaltverherrlichung, Wunden

Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich konnte nicht kämpfen und hatte es nie gelernt. Jedes Mal, wenn die Männer von Seraphil in einen Kampf zogen und nicht vollzählig wieder zurückkehrten, weinte ich stille Tränen für sie hinter verschlossenen Türen. Es brach mir das Herz zu sehen, wie ihre Frauen und Kinder im Dorf um sie trauerten. Ich ertrug es nicht, diesen Verlust mit anzusehen. Ich wusste, dass Kriege und Kämpfe nun mal dazugehörten, aber konnte sie nie für gut heißen.

Ich hatte Angst. Nicht um mein Leben, sondern um das Leben der anderen. Ich konnte nichts weiter tun, als dem Spektakel regungslos zuzusehen. Es war noch nicht im vollen Gange, denn das Schiff von König Valthor war noch in zu weiter Entfernung, aber dennoch zuckte ich bei jedem Kanonenschlag zusammen, als würde er die Treasure jeden Moment mit einem Mal ertränken.

Die Treasure schaukelte heftig auf den Wellen des Ozeans, der von den Kanonenschlägen aufgewühlt wurde. Das Holz des Schiffs knarrte unter dem Druck der Gewalt, und wenn es nicht so massiv gebaut wäre, würden sich sicherlich jetzt schon Risse durch die Planken ziehen. Die Seile der Segel schlugen gegen die Masten, und die Flagge der Treasure flatterte wild im Wind, als wäre sie ein stummer Zeuge des Chaos. Der Geruch von verbranntem Schießpulver vermischte sich mit dem salzigen Meerwasser, während Schaumkronen von den Wellen auf die Decks spritzten.

Seonghwa kam auf das Achterdeck geeilt und warf Hongjoong bereits auf der Treppe einen Gürtel mit Holstern zu, in denen zwei Pistolen steckten. Hongjoong ließ das Steuer kurz los, um sich den Gürtel umzulegen und zu verschließen. Seonghwa, der nun bei uns angekommen war, hatte sich ebenfalls bewaffnet. An seinem Gürtel hing ein massives Schwert. Es war ein Meisterwerk der Schmiedekunst, mit einer breiten Klinge aus poliertem Stahl. Entlang der Klingenlänge verliefen kunstvolle Gravuren, die das schwache Licht offenbarte. Es wirkte beeindruckend, wenn man die Tatsache vergaß, dass es tödlich war.

Ich schaute zwischen den beiden Männern hin und her. „Wozu die Waffen?" Es erschien mir so überflüssig, da ihre Fähigkeiten weit über das hinausgingen, was reine Kampfkraft bieten konnte.

„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist," Hongjoong stoppte kurz und deutete auf das immer näher kommende gegnerische Schiff. „Wir werden gerade angegriffen."

Seonghwa musterte mich eindringlich, bevor er sich schmunzelnd zu Hongjoong wandte. „Ist alles okay mit ihr?"

Hongjoong drehte sich zu seinem Stellvertreter. „Sie ist etwas durch den Wind."

„Ich stehe neben euch," funkte ich dazwischen, um die Aufmerksamkeit der beiden wieder zu erlangen. „Was ich meinte, ist, dass Seonghwa mal eben ganz beiläufig eine schwere Kanonenkugel aus der Luft gefischt hat, als wäre es ein Kinderspiel."

„Ja, das war ziemlich cool, findest du nicht?" Seonghwa lächelte mit zusammengepressten Lippen.

„Was ist nur los mit euch? Euch scheint der aufkommende Blutdurst wohl nicht zu bekommen." Ich betrachtete beide mit hochgezogenen Augenbrauen, die in diesem Moment wie zwei aufgeregte Kinder wirkten, die sich auf ihre erste Übernachtungsparty freuten. Die Tatsache, dass sie jedoch ausgewachsene Männer waren, die vernichtende Waffen trugen und die Absicht hatten, das Schiff von Seraphil auf den Meeresgrund zu befördern, brachte eine düstere Realität zurück und vernichtete den Gedanken sofort.

„Das sind keine ernstzunehmenden Gegner," Hongjoong machte eine abfällige Handbewegung. „Wir werden unsere Kräfte nur im Notfall einsetzen. Außerdem brauchen die Männer mal wieder etwas Auffrischung in Sachen Kampfführung. Das letzte Gefecht liegt schon einige Zeit zurück." Er grinste Seonghwa an, der kampfbereit zu seinem Schwert griff.

Aurora - You are my light (Ateez x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt