Ich vernahm ein leises Plätschern und ging neugierig der Geräuschquelle nach. An meinem Ziel angekommen, entdeckte ich einen kleinen Wasserfall, der sich seinen Weg durch hervorstehende Steine an einem Felsen hinunter bahnte, um sich dann in den mir bereits erschienen atemberaubenden See zu erstrecken.
Zum ersten Mal konnte ich den See in seiner vollen Pracht bestaunen. Der Nebel hatte sich gelegt und ich hatte das dringende Verlangen mit meinen Füßen durch das seichte Wasser am Ufer des Sees zu waten. Ich öffnete also die Schnürungen meiner braunen Lederstiefel, raffte mein weißes Kleid mit meiner rechten Hand etwas höher und testete mit den Fußspitzen die Temperatur. Erschrocken vor der Kälte des Wassers zog ich meinen Fuß zurück. Eine angenehme wohltuende Wärme durchlief daraufhin meine Zehen.
Ich versuche es erneut und wartete, bis sich meine Zehen an das kalte Wasser gewöhnt hatten, bevor ich den Fuß vollständig unter Wasser tauchte und sogleich meinen zweiten folgen ließ. Durch meine leichten Bewegungen, bewegten sich die wunderschönen Seerosen mit ihren weißen Blüten auf der Wasseroberfläche. Ich spürte eine innere Geborgenheit wie ich sie wahrscheinlich noch nie vernommen hatte und konnte mir das angenehme Gefühl nicht erklären.
Ich beschloss es einfach zu genießen so lange es noch an hielt. Von negativen Gefühlen konnte ich auch mal getrost eine Pause nehmen. Ich lächelte in mich hinein und wurde dann, durch eine Bewegung auf der anderen Uferseite des Sees, aus meinen Gedanken gerissen. Noch bevor ich genauer erkannte wer oder was dort war, wurde ich unsanft geweckt.
Einer der Männer rüttelte mich ungeduldig an der Schulter und brachte mich damit ins Hier und Jetzt zurück. Ich hatte ganz schön tief geschlafen, denn das Öffnen meiner Augen fiel mir schwerer als sonst. Kein Wunder, eine Entführung mit Fesseltrauma, welches eine Panikattacke auslöste, erlebte man nun auch nicht jeden Tag.
Langsam wurde ich wieder wach und konnte mich nun orientieren. Als mein Bewusstsein vollständig wieder zu funktionieren schien, zuckte ich zusammen, als hätte ich mich siedend heiß verbrannt, als mir einfiel, wo ich mich befand. Sofort versuchte ich zwischen mich und meinen Weckdienst einige Zentimeter zu bringen, allerdings scheiterten die Versuche hoffnungslos, als ich den harten Schiffsmast in meinem Rücken spürte.
Gefesselt. natürlich. Es wurde wohl Zeit, dass ich mich langsam an diese ausweglose Situation gewöhnte. Sag das mal deinem Trauma, sprach ich in Gedanken zu mir selbst, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann vor mir richtete. Er kniete vor mir auf dem Boden und sein Blick ruhte gelassen auf mir. Ich hatte ihn noch nicht aus der Nähe gesehen.
Und es wäre wohl besser auch so geblieben, denn mir blieb kurz die Luft zum Atmen weg. Wenn mir nicht sowieso schon durch die engen Seile um meinen Oberkörper das Atmen schwerfiel, dann spätestens durch seinen Anblick. Bei Gott, er war wunderschön. Es war der Hellblonde von ihnen. Seine Haare schien er immer wieder mit der Hand nach hinten zu streichen, zumindest verriet das seine derzeitige Frisur. Diese war für einen Seemann, oder was auch immer sie alle sein mochten, außergewöhnlich gut gestyled.
Einige Strähnen fielen ihm ungleichmäßig ins Gesicht und betonten damit seine feinen Gesichtskonturen. An seinem linken Ohr baumelte ein silberner Ohrring und seine Hände waren bestückt mit einigen auffälligen Ringen. Er trug eine weiße, locker sitzende Stoffhose und passende weiße Stiefel darunter. Sein schwarzes, elegantes Oberteil ging an seiner Rückseite in einen transparenten Halbrock über, der bis auf den Boden reichte.
Solche Kleider und Schnitte hatte ich noch nie zuvor gesehen. Sein Oberteil war dazu noch asymmetrisch geschnitten, auf der linken Seite hatte es einen langen Ärmel, während es auf der rechten Seite nur knapp seine Schulter bedeckte. Am Unterarm trug er als Ausgleich für den fehlenden Stoff einige schwarze Schnürungen, die sich bis zu seiner Schulter den Arm hinauf schlängelten. Es betonte seine schlanken Muskeln und erinnerte ein bisschen an den Hautschutz, den Bogenschützen trugen, nur viel graziler.
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Aurora - You are my light (Ateez x reader)
FanfictionDas Leben von Prinzessin Aurora ist schlimmer als die Hölle. Schuld daran ist der König ihres Königreiches, mit dem sie zwangsverheiratet wurde. Ihr Leben ändert sich von der einen auf die andere Sekunde, als sie von acht maskierten Piraten entführt...