SECHS

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Mein Herz klopfte noch immer schnell vor Schreck und ich konnte das Geschehene von eben nur langsam verdauen. Hatte ich das wirklich getan? Hatte er das wirklich getan? Wie zum Test fuhr meine Zunge über meine Lippen und schmeckte die salzige Brühe die über meine Haare lief und mittlerweile mein Gesicht und mein Kleid an den Schultern und Dekolleté tränkte. 

Frustriert strampelte ich mit den Füßen. Musste ich es wirklich immer an die Spitze treiben und damit sogar noch verschlimmern? Wer weiß, vielleicht hätte San mich einfach mit Suppe versorgt und damit meinen Hunger gestillt und wäre dann sang- und klanglos wieder verschwunden, wenn ich ihn nicht angespuckt hätte. Dabei hatte ich doch so einen Hunger. Ich schloss verzweifelt die Augen und überlegte wie ich meinen Plan weiter in die Tat umsetzen konnte. Das eben ist ja eindeutig nach hinten losgegangen. 

„Aurora", sagte eine sanfte Stimme zu mir und als ich meine Augen öffnete blickte ich in das freundliche Gesicht von Seonghwa. „Es tut mir leid, was eben passiert ist. San hätte nicht so aus der Haut fahren dürfen." Er schaute mitfühlend auf die Sauerei über meinem Körper. 

„Es...es tut dir leid?" fragte ich ungläubig. 

„So sollte eine Prinzessin doch nicht behandelt werden." Sein Blick lag wieder sanft auf mir. 

„Wenn du so viel Mitleid mit mir hast, dann könntest du mich doch wenigstens losbinden." 

„Das liegt leider nicht in meiner Entscheidungsgewalt. Aber...", er stellte einen Eimer mit Wasser neben sich ab, den er die ganze Zeit schon festhielt und kniete sich vor mich „ich wasche dich wenigstens sauber." 

Ich schnaubte. „Bist du jetzt meine mir unterstellte Zofe?" Er lachte leise und fing vorsichtig an mit dem nassen Schwamm die Suppe aus meinem Gesicht zu wischen. Meine Haut kribbelte an den Stellen, wo der Schwamm mich berührte und aus einem sonderbaren Grund, wünschte ich mir, der Schwamm würde nicht den direkten Kontakt zwischen seinen Fingern und meinem Gesicht verhindern. 

Als er meinen Hals vorsichtig reinigte und dabei mit seiner anderen freien Hand dort meine nassen Haare wegstrich, musste ich unwillkürlich die Luft anhalten. Der direkte Hautkontakt ließ mich nicht mehr klar denken. Was war nur los mit mir? Mein Magen fing an zu rebellieren. Er wusch mich weiter an den Schultern bis zu der Stelle, an der die Seile um meinen Körper lagen.

Die Seile verdeckten zur Hälfte meine Brust und gaben den Blick auf mein beginnendes Dekolleté frei, drückten aber auch das, was davon zu sehen war, gleichzeitig so in Szene, dass es nicht zu übersehen war. 

Als sein Blick auf den beginnenden Ansatz meiner Brüste fiel, die unter dem nassen Stoff mittlerweile recht deutlich zu erkennen waren, schluckte er hart und wandte verlegen den Blick ab. 

In mir wurde es ganz heiß und ich hatte Mühe meine aufkommenden Emotionen wieder runterzuschlucken. Und dann passierte etwas, was in einer solchen Situation lieber nicht passieren sollten. 

Ich übergab mich. Seonghwa reagierte dankenswerter Weise instinktiv und griff mit schnellen Handbewegungen nach dem Eimer, um ihn mir vorzuhalten. Da ich lange nichts gegessen hatte, bestand mein Erbrochenes überwiegend aus Galle und Magensäure. Tränen liefen mir vom Würgen aus den Augenwinkeln und meine Kehle brannte, als ich das letzte Mal würgte. 

Erschöpft und beschämt blickte ich in Seonghwas besorgtes Gesicht. „S..sorry," mehr kam aus meiner schmerzenden Kehle nicht heraus. 

„Bist du seekrank?" fragte er und streichelte mir mitfühlend über mein Haar. Ich schüttelte den Kopf. Schon als Kind wurde ich in Arkanthia mit dem Fischfang vertraut gemacht, da er die Haupteinnahmequelle meiner Pflegeeltern und mir war. Wahrscheinlich bin ich krank vor Kummer. 

Tränen liefen mir unaufhörlich über meine Wangen, die Seonghwa immer wieder mit dem Daumen wegstrich. Mein Magen zog sich vor Schmerzen zusammen und wenn ich nicht durch die Seile und den Mast in meinem Rücken Halt gehabt hätte, wäre ich sicherlich umgekippt. 

„Das muss aufhören!" Mit einem Mal sprang Seonghwa wieder auf seine Füße und eilte unter Deck, während ich immer wieder in einen Dämmerzustand abdriftete. Mir ging es wirklich ganz und gar nicht gut. Ich kam erst wieder zu mir, als der Druck der Fesseln um meinen Oberkörper nachließ und ich von zwei starken Armen hochgehoben wurde. San

Er trug mich unter Deck und legte mich in einer Kajüte auf ein provisorisches Bett, wo ich mich sofort unter Schmerzen zusammenkrümmte und mir den Bauch hielt. Ich stöhnte und gab schmerzerfüllte Geräusche von mir, während mir eine Hand, die ich nicht zuordnen konnte, beruhigend meinen Rücken streichelte. 

Ich hörte eine bisher mir noch unbekannte Stimme „Was hat sie?" 

„Wir wissen es nicht," sagte Hongjoong nachdenklich. Seonghwa kam hereingestürmt und führte einen Becher mit Flüssigkeit an meine Lippen. „Hier, trink das, es ist gegen die Schmerzen." Zaghaft schluckte ich die bitter schmeckende Flüssigkeit hinunter und augenblicklich entspannte sich mein Körper etwas. 

„Seonghwa!" Ein weiterer von den Acht kam eilig in das Zimmer. Ich sah seine große Silhouette nur noch verschwommen. „Hier sind die kalten Tücher." 

„Danke Yunho," und daraufhin verspürte ich eine angenehme Kälte an meiner Stirn. 

„San, gehe bitte an Deck und halte mit Jongho, Wooyoung und Mingi die Stellung. Yeosang und Yunho, bleibt bitte bei ihr und holt sofort Hilfe, wenn sich ihr Zustand verschlechtert. Ich muss mit Seonghwa sprechen." Ertönte Hongjoongs ernste Stimme, ich nahm alles nur noch unscharf war.

Yunho nahm daraufhin den Platz von Seonghwa ein und wechselte vorsichtig das Tuch an meiner Stirn. „San, kannst du nicht etwas machen?" fragte dieser und San blieb daraufhin im Türrahmen stehen, drehte sich um und schüttelte seinen Kopf. „Nicht in diesem Zustand," damit verließ er die Kajüte. 

Was hatte er damit gemeint? Ich hatte Mühe meine Lider offen zu halten und driftete nach einiger Zeit in einen tiefen Schlaf.


- Hallöchen, wir sind mitten drin und die Geschichte nimmt so langsam Fahrt auf! Seonghwa scheint immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um sich um Aurora zu kümmern, ganz wie der Mutterinstinkt in ihm ;) Aber was könnte es mit Auroras Schmerzen auf sich haben? 

Bis bald hoffentlich :) -

Aurora - You are my light (Ateez x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt