DREIUNDVIERZIG

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San lag oberkörperfrei in seinem Bett, gestützt von einer Ladung Kissen, die ihn in eine aufrechte Position hoben. Bangchan saß auf der Bettkante und unterhielt sich beiläufig mit ihm, während Seungmin auf der anderen Seite in einem tiefroten Ohrensessel hockte, versunken in einem dicken Buch, als wäre es der spannendste Thriller des Jahrhunderts.

Das Zimmer war genauso geräumig wie meins, doch irgendwie schien es düsterer. Die Vorhänge waren fast vollständig zugezogen, und durch die kleinen Spalten fiel nur ein bisschen Licht, in dem man winzige Staubkörner in der Luft tanzen sehen konnte.

San sah fast so aus, als hätte er seine alte Kraft wiedererlangt. Fast. Wären da nicht die dunklen Schatten unter seinen Augen, die frische Narbe auf seiner Brust und die Brandspuren an seinem Arm gewesen, hätte man glauben können, er sei wieder topfit. Er trug keinen Verband mehr über der Wunde – Bangchan oder Seungmin hatten wohl die Fäden gezogen, und es schien alles gut zu heilen. Besser als bei meiner letzten Untersuchung. Vermutlich konnte sich sein Körper ohne dämonischen Parasiten einfach besser erholen.

Kaum war die Tür hinter Wooyoung ins Schloss gefallen, drehte sich das Trio synchron zu uns um.

„Ah, da seid ihr ja," sagte Bangchan und stand auf, um uns auf halben Weg zu begrüßen. „San ist stabil und soweit wieder fit. Wir haben ihn die ganze Nacht überwacht, nichts Auffälliges. Es sieht so aus, als hätten wir den Dämon endgültig besiegt, bevor er seine schwarze Magie in San verankern konnte," informierte er mich.

Erleichtert atmete ich aus – endlich mal gute Nachrichten. Doch Bangchan setzte einen ernsteren Blick auf. „Allerdings vermuten wir, dass San seine magischen Fähigkeiten verloren hat oder zumindest momentan nicht darauf zugreifen kann." 

Wooyoung neben mir nickte geknickt. „Ich habe es Aurora eben bereits erzählt," informierte er Bangchan. Dieser nickte verstehend.

„San hat mir einiges erzählt," fuhr Bangchan fort und hatte sich dabei wieder an mich gerichtet. „Der Grund, warum wir glauben, dass du helfen kannst, ist die Verbindung, die du und San beim Traumwandern hattet."

„Eine unfreiwillige Verbindung," korrigierte ich ihn und warf San einen giftigen Blick über Bangchans Schulter zu, der daraufhin schuldbewusst den Kopf senkte.

Bangchan seufzte, als wäre er der Einzige im Raum, der alle Nerven zusammenhalten musste. „Wie auch immer, du warst die Letzte, mit der er diese Verbindung vor dem Dämonenbefall hatte."

„Nicht nur bevor der Dämon ihn befallen hatte, auch währenddessen kam er im Traum zu ihr," warf Wooyoung ein und die Erinnerung an den Dämon in Gestalt von San ließ mich innerlich frösteln.

Wooyoung erhielt überraschte Blicke von San und Bangchan, und auch Seungmin klappte sein Buch zu und musterte mich. Er wirkte jung, aber hatte eine erstaunlich selbstbewusste Ausstrahlung. Mit seinen schwarzen Haaren und dem lässigen Look, der aus einem ausgewaschenen schwarzen Shirt und dunklen Baggyjeans bestand, sah er fast unbeteiligt aus, aber seine Augen funkelten interessiert.

„Ist das wahr?" fragte San zögerlich und suchte meinen Blick. Ich nickte stumm.

„Das ist gut, sehr gut sogar", murmelte Bangchan.

Seungmin nickte. „Es könnte ein Zeichen dafür sein, dass eure Verbindung trotz dämonischer Magie Bestand hatte, und San unbewusst darauf zugreifen konnte. Das würde die Sache einfacher machen." Er überschlug in dem großen roten Sessel lässig seine Beine und lehnte sich nach hinten.

„Wir hoffen jedenfalls, dass du ihm helfen kannst, seine magischen Fähigkeiten wiederzuerlangen." Bangchan sah mich erwartungsvoll an.

„Erwartet jetzt nicht, dass ich Luftsprünge vor Freude mache, aber ich werde sehen, was ich tun kann", erwiderte ich trocken und drängte mich an Bangchan vorbei, um auf der Bettkante neben San Platz zu nehmen.

Aurora - You are my light (Ateez x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt