ZWEIUNDZWANZIG

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TRIGGERWARNUNGEN: Thematisierung von Vergewaltigung, Misshandlung, Folter, Schmerzen, Schwangerschaftsabbruch (im Rahmen eines Gesprächs)

SAN

Die große Halle im Elbenschloss, in der wir uns soeben eingefunden hatten, war erfüllt von angespannter Stille. Das silberne Licht des Mondes schien durch die hohen, spitz zulaufenden Fenster und reflektierte auf dem glänzenden, fast spiegelnden Marmorboden. Zwei der elbischen Wachen standen an der großen Tür und beäugten uns argwöhnisch. Sie hatten scheinbar noch nicht so viel Kontakt mit Piraten wie uns gehabt und fühlten sich in unserer Gegenwart sichtlich unwohl, als ob wir sie jederzeit auffressen würden.

Wir waren zu einer Sitzecke geführt worden, deren weiße Sofas und Sessel mit Fell ausgelegt waren. Hier hatten wir es uns bequem gemacht, wobei von bequem keine Rede sein konnte. Es war viel mehr ein nervöses Herumgerutsche. Seonghwa hatte nicht viel von seinem Gespräch mit Aurora berichtet, außer dass sie bereit war uns anzuhören. Das war schon mehr als wir erwarten konnten, wenn man bedachte, dass wir ihr so viel genommen hatten. Ihr Pferd, ihre Freiheit, ihr Kind und beinahe auch ihr Leben.

Keiner von uns konnte ahnen, dass sich die Dinge so entwickeln, als wir das Abkommen in Nerathia eingingen. Sie sollte eine Geisel sein, die wir entführen, an Bord gefangen und dennoch am Leben halten und dann in Nerathia ausliefern. Ich lachte innerlich sarkastisch auf. Das Wenigste davon war uns wirklich gelungen.

Und als ob das alles nicht schon schlimm genug für sie war, bin ich ungefragt in ihre Träume eingedrungen und habe sie manipuliert. Ich hatte keineswegs eine böse Absicht, im Gegenteil. Ich wollte ihr lediglich ihre Albträume von ihren Misshandlungen nehmen, aber auch das lief aus dem Ruder, als ich beinahe zwischen ihren Beinen landete.

Das war alles so eine abgefuckte Scheiße. Frustriert atmete ich aus. Yeosang, der zwischen mir und Wooyoung saß, wackelte nervös mit seinem Bein. Er war das offensichtlichste Nervenbündel unter uns. Ich legte sanft meine Hand auf seinen Oberschenkel und er entspannte sich unter meiner Berührung etwas und nickte mir dankend zu.

„Wie lange dauert das denn noch?" fragte schließlich Mingi, der im Saal auf und ab tigerte. Er hatte schließlich auch noch eine fette Entschuldigung bei Aurora für den Abend im Speisesaal auf seiner Liste stehen. Alle von uns waren angespannt bis in die Haarspitzen. Denn noch nie hatten wir unseren Kodex mit jemanden geteilt. Vor allem hatten wir uns noch niemanden so offenbart, der nicht zur Crew gehörte. Das würde sich jetzt ändern. Dementsprechend lagen unsere Nerven blank. Aber ich setzte auf den Captain; Kim schadensbegrenzend Hongjoong.

Und dann öffnete sich endlich die große Tür zum Saal und Aurora trat hinter ihrer elbischen Ärztin herein. Sie war tatsächlich hier und sie war am Leben. Es war als wäre jeglicher Sauerstoff aus dem Raum gewichen, denn es schien keiner mehr fähig zu atmen. Die Wachen verließen den Saal und ließen die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Langsam bewegten sich die zwei Frauen auf die Sitzgruppe zu. Aurora atmete hektisch, wie bei dem Kuss im Schiffsgang, denn ihr Brustkorb hob und sank sich schnell unter ihrem schwarzen Gewand.

Sie sah darin traumhaft aus. Es bestand aus einer mehrlagigen schwarzen Bluse, mit einem engen Stehkragen um den Hals, die tailliert saß und einen schmalen Schlitz Haut am Bauch zum Unterteil frei ließ. Die Ärmel der Bluse waren transparent und ausgestellt. Das Unterteil bildete ein schwarzer Rock, der ebenfalls aus mehreren Lagen bestand. An der Vorderseite ging er bis kurz über ihre Knie und an der Rückseite floss er in einem transparenten Halbrock bis fast auf den Boden und wehte zart um ihre Beine bei jedem Schritt, den sie tat. Abgerundet wurden die edlen Stoffe durch diverse Goldapplikationen. Es sah umwerfend aus. Sie sah umwerfend aus.

Sie kamen vor der Sitzgruppe zum Stehen und Aurora verbeugte sich leicht vor uns. Selbst jetzt besaß sie noch so viel Anstand unsere Sitten zu wahren, obwohl ich es verstehen würde, wenn sie uns die Haare inklusive Haut vom Körper gerissen hätte.

Aurora - You are my light (Ateez x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt