SECHZEHN

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Nervös tigerte ich in der Kapitänskajüte auf und ab. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich mich kaum darauf konzentrieren konnte wie es in dem Raum eigentlich aussah, obwohl mich das vor einigen Stunden noch so brennend interessierte.

Hongjoong hatte mich um ein Gespräch gebeten und mir angeordnet in seiner Kajüte zu warten. Er schien mächtig angepisst auf mich zu sein, als er mich höchstpersönlich in meinem Zimmer besuchte und mir verkündete, dass er mit mir sprechen möchte.

Jetzt lief ich hier auf und ab und konnte keinen klaren Gedanken fassen, weil ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde. Ich wusste selbst nicht, wieso San es schaffte, dass ich so aus der Haut fuhr. So kannte ich mich nicht. Ich war verwirrt und konnte sein Verhalten nicht nachvollziehen. Aber vor allem war ich verletzt. Warum?

Vielleicht weil ich insgeheim doch hoffte, dass er nicht der Arsch wäre, als der er sich immer ausgab. Vielleicht hatte ich auch Hoffnung, dass unsere Verbindung tiefer ging, als ich es anfangs annahm. Aber wahrscheinlich vermischte ich Traum und Wirklichkeit und bezog meine surrealen Gedanken mit ein. Und dennoch fühlte ich mich auf eine gewisse Art und Weise von ihm verarscht.

Ich seufzte frustriert und massierte mir mit dem Daumen meine Handinnenfläche. Wo blieb Hongjoong nur? Vermutlich musste er erst San seine wohlverdiente Standpauke halten. Lass dir ruhig Zeit damit. Ich schaute auf, weil ich das Gefühl hatte, dass irgendetwas oder irgendjemand meinen Namen rief. Als nach ein paar Sekunden der Stille nichts passierte, schüttelte ich meinen Kopf. Was war nur los mit mir? Dieses Schiff und diese Crew brachten mich noch um meinen Verstand, wenn nicht bereits geschehen.

Hongjoongs Kapitänskajüte war groß. Weitaus geräumiger als meine. Sie glich eher einem Wohnraum auf dem Festland als einer Kajüte auf einem Schiff. Zumindest wenn man ärmliche Verhältnisse kannte. Die Fenster waren teilweise durch blaue Vorhänge verhüllt und ließen nur spärlich das Licht des Tages hinein. Das große hölzerne Himmelbett wurde von transparenten hellen Stoffen umrahmt und verlieh dem Ganzen eine angenehme Atmosphäre.

Kurz kam der Gedanke von Seonghwa und Hongjoong zwischen den Laken in meinen Gedanken auf, ich vertrieb ihn aber schnell wieder. Definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, ermahnte ich mich selbst.

Der Rest des Raumes war mit Regalen voller Bücher und Antiquitäten ausgestattet und in der Ecke erblickte ich eine sonderbare gläserne Sanduhr. Ich wollte gerade an sie herantreten und sie aus der Nähe betrachten, da zog ein kurzer Lichtschimmer meine Aufmerksamkeit auf sich. Das Licht kam von der Mitte des Raumes, in der ein großer hölzerner Schreibtisch stand, auf dem einige Karten und Bücher aufgeschlagen waren.

Zögerlich, aber neugierig lief ich einmal um den Schreibtisch herum, um nun genau davor zu stehen. Ich suchte die Oberfläche ab, aber der Lichtschimmer schien verschwunden. Ich konnte schlecht hier in Hongjoongs Unterlagen rumwühlen, aber irgendetwas hier zog meine Aufmerksamkeit auf sich.

Ich hörte Schritte und Stimmen vor der Tür und huschte schnell wieder vor den Schreibtisch, um keine noch größere Aufmerksamkeit zu erregen und Hongjoong nicht noch weiter zu verärgern als ohnehin schon geschehen.

Der Captain trat ohne Anklopfen und eiligen Schrittes in seine Kabine. Die Tür ließ er dabei energischer als notwendig gewesen wäre ins Schloss fallen. Er würdigte mich keines Blickes, während er hinter seinen Schreibtisch trat. Mit einem tiefen Seufzen ließ er sich in seinen schweren Holzstuhl fallen, dessen abgenutzte Polster von unzähligen Abenteuern erzählten. Er legte seine schwarzen Lederstiefel, glänzend und verziert mit silbernen Schnallen, schwungvoll auf den massiven Eichenschreibtisch.

Das dumpfe Geräusch der Stiefel, die auf dem Holz auftrafen, schien den Raum für einen Moment zum Stillstand zu bringen und mich zusammenzucken. Die Bücher und Seekarten auf dem Schreibtisch raschelten leicht unter dem Druck seiner Stiefel. Mit verschränkten Armen und einem konzentrierten Blick, betrachtete er die aufgeschlagenen Karten und Bücher vor sich.

Aurora - You are my light (Ateez x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt