EINUNDZWANZIG

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Die letzten Sonnenstrahlen malten goldene Muster auf das smaragdgrüne Laub der Inseln von Velurien. Die Vögel sangen ihre Abendlieder, und ein sanfter Wind strich durch die Baumkronen, während ich in einem der ruhigen Gärten saß und den Duft der Blüten einatmete. Meine Genesung hier auf Velurien war wie ein Erwachen aus einem dunklen Traum. Elaria war mittlerweile meine engste Vertraute und hatte meine Wunden nicht nur körperlich, sondern auch seelisch geheilt; so gut wie es eben möglich war. Nie zuvor hatte ich eine Freundschaft so intensiv erlebt. Nie zuvor hatte ich eine solche Freundschaft. Es war, als ob sie in meine Seele blicken und jeden Schatten mit ihrem warmen Lächeln vertreiben konnte.

Gerade kam sie aus der Seitentür, die aus dem Schloss zum Garten führte, herausgetreten und setzte sich neben mich. Elaria musterte mich von Kopf bis Fuß und lächelte dann zufrieden. „Jetzt wo es dir und deinem Körper besser geht, ist es an der Zeit, dass ich dir etwas Besonderes zeige." Ihre Augen funkelten aufgeregt.

Neugierig folgte ich ihr zu einem Gebäude, dass mich an Stallungen erinnerte. Es war prachtvoll und harmonisch in die Natur integriert. Und meine Vermutung wurde bestätigt, als Elaria die schwere Holztür öffnete und mich hineinführte. Der Duft von Heu und frischer Erde empfing mich. Es war beruhigend, fast schon vertraut. Eine Welle von Vorfreude und Melancholie überkam mich. Erinnerungen an Dreamcatcher flackerten vor meinem inneren Auge auf und ließen mich ihn schmerzlich vermissen.

„Hier halten wir unsere Pferde. Wunderschöne Geschöpfe, die dir die Schönheit unserer Inseln noch auf eine andere Art und Wiese näherbringen können." Sie lächelte sanft, und ich konnte ihre Freude spüren.

„Kannst du reiten?" Elaria drehte sich zu mir.

„Machst du Witze? Ich war immerhin eine Prinzessin, da gehört das Reiten mit zu den Mindestanforderungen." Ich grinste sie vorfreudig an.

„Okay, okay." Sie hob beschwichtigend die Hände und lachte. „Das dachte ich mir bereits, deswegen hoffe ich, dir hiermit eine Freude machen zu können." Ihre Arme machten dabei eine ausladende Bewegung in Richtung der Ställe.

Wir gingen die Stallgasse entlang und ich bewunderte die prachtvollen Tiere. Elaria zeigte mir ihre Stute und holte noch ein weiteres Pferd aus der gegenüberliegenden Box. Es war ein Schimmel, der vor Anmut nur so strahlte.

„Das ist Celebriân. Das Pferd von Thalion. Er hat sicher nichts dagegen, wenn du es dir für einen Ausritt leihst."

Kurze Zeit später spielte der Wind in meinen Haaren und die Schönheit der Insel breitete sich vor uns aus wie ein Gemälde. Und da war es wieder, das vertraute Gefühl, wenn ich auf einem Pferdrücken saß, die Natur mich umgab und ich für einen Moment alles vergessen konnte. Obwohl Elaria und ich die größten Quasselstrippen waren, wenn wir zusammen waren, ritten wir die meiste Zeit stillschweigend nebeneinanderher. 

Sie hatte mich in der kurzen Zeit unseres Zusammenseins so studiert, dass sie merkte, dass ich diesen Moment intensiv in mich aufsaugte. Und wiedereinmal war ich ihr so dankbar, für alles, was sie mir in den letzten Wochen gegeben hatte. Sie hatte mein Leben gerettet, als es am seidenen Faden hing. Sie verurteilte mich nicht, obwohl ich mit ihr meine dunkelsten Geheimnisse teilte. Sie hörte mir immer zu und sprach in den richtigen Momentan das aus, was ich hören musste, auch wenn ich es manchmal nicht hören wollte. Sie verstand mein Innerstes und ließ mir Zeit mich zu öffnen, war aber gleichzeitig auch so fordernd, dass ich aus mir herauskommen musste, was mir unter anderem half, mich besser zu verstehen. 

Und jetzt ermöglichte sie mir noch meine liebste Freizeitbeschäftigung. Es war als könnte sie mich lesen. Vielleicht war das auch eine ihrer elbischen Fähigkeiten. Als ich mich zu ihr umdrehte, musste ich schmunzeln. Sie sah auf ihrer weißen Stute, mit ihren weißen Haaren und ihrem weißen Gewand mit goldenen Applikationen wahrhaftig aus wie ein Engel. Wenn man aber bedachte, wie versaut sie unter dieser schimmernden Oberfläche war, passte das nur schwer zusammen.

Aurora - You are my light (Ateez x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt