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„Du bist also Tonya, meine Mate", stellte Hendrik trocken fest und betrachtete sie abschätzend vom Scheitel bis zur Sohle.

Er blickte kurz zu seinem Beta, dann wanderte sein Blick zurück zu Tonya.

„Du kannst den Göttern danken, dass du meine Mate bist", grinste er spöttisch. „Wäre dem nicht so, würde Florian dich jetzt mit ziemlicher Sicherheit übers Knie legen und dir herzhaft den Hintern versohlen."

Tonya reagierte nicht. Sie wirkte wie versteinert und starrte Hendrik nur an. Sie reagierte auch nicht, als er näher kam und eine Strähne ihres Haares durch seine Finger gleiten ließ. Dann nickte er kurz.

Der Bulle an der Tür ergriff Tonya's Oberarm und zog sie nach draußen. Tonya konnte gerade noch einen letzten Blick auf ihre Eltern und ihre Geschwister werfen. Sie saßen immer noch am Tisch, blickten sie traurig an und taten – nichts.

Sie taten nichts. Sie ließen es einfach zu, dass dieser Typ, Alpha hin oder her, sie einfach mitnahm? Da könnte ja jeder kommen und behaupten, sie wäre seine Mate.

Und plötzlich kam Leben in sie.

Ehe der bullige Typ sie versah, trat sie ihm mit voller Kraft auf den Fuß, drehte sich und rammte ihm ihre Faust mit voller Wucht in den Bauch. Pfeifend stieß der Typ die Luft aus und knickte ein. Doch schon stand ein zweiter bulliger Typ bereit und umklammerte mit seinen Armen ihren Oberkörper.

„Lass mich los", brüllte sie. Voller Wucht warf sie ihren Kopf nach hinten und traf den bulligen Typ voll auf die Nase. Für einen kurzen Moment lockerte sich sein Griff, doch lang genug für Tonya, die sich einfach schlaff nach unten aus diesem Griff fallen ließ. Im Fallen drehte sie sich und mähte den Typ von den Beinen. Sie sprang auf, doch schon hatte der zweite Typ sie von hinten umklammert und versuchte, sie an das Auto zu drückten. Noch rechtzeitig hatte Tonya ihre Beine angezogen und sich ruckartig vom Auto abgestoßen. Der Typ mit Tonya im Arm stolperte und fiel nach hinten. Sie fiel weich auf ihn und sprang schnell auf, doch leider in die Arme des anderen Typen, dem es nun doch gelang, sie an das Auto und auf die Motorhaube drückte. Sie versuchte nach hinten auszutreten, versuchte zu kratzen und zu beißen. Doch dann fiel ihr Blick auf Hendrik.

„Ich bin nicht deine Mate", brüllte sie ihn zornig an. „Niemals."

Doch so sehr sie sich auch wehrte, sie hatte keine Chance. Ehe sie sich versah, lag sie mit dem Bauch auf dem Boden und die beiden Bullen hatten ihr ihre Hände auf den Rücken und ihre Füße gefesselt. Dann zogen sie sie hoch auf ihre Beine und hielten sie fest, während Hendrik sich langsam näherte.

Er grinste. „Du hast Temperament. Sehr schön." Er griff ihr unter das Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.

„Wir werden viel Spaß miteinander haben."

„Vorher gefriert die Hölle", knurrte sie und blickte ihn verächtlich an.

„Wir werden sehen", flüsterte er so leise, dass nur sie ihn noch verstehen konnte.

Dann wandte er sich an die beiden bulligen Männer. „Bringt sie nach Hause und auf ihr Zimmer. Legt sie so wie sie ist auf ihr Bett. Ich werde mich später um sie kümmern."

Und schon lag Tonya fest verschnürt auf dem Rücksitz.

Nachdenklich blickte Hendrik dem abfahrenden Fahrzeug hinterher. Er hatte Herrn Dunning nicht geglaubt, als er behauptete, Tonya würde nicht freiwillig zur Tribüne kommen, weil sie es hasste, in der Öffentlichkeit zu stehen. Herr Dunning hatte Recht gehabt. Und er hatte Herrn Dunning noch viel weniger geglaubt, dass Tonya sich mit Händen und Füßen gegen einen Mate wehren würde. Auch da hatte Herr Dunning Recht gehabt.

Nie im Leben hatte er mit so viel Widerstand gerechnet. Er hatte sich eine liebevolle und zärtliche Mate gewünscht, aber eine, die trotzdem temperamentvoll und lebendig war. Temperamentvoll war sie – und wehrhaft. Sie wirkte nicht wie ein Mädchen, das seinen Schutz brauchte. Zumindest nicht, was ihre Haltung und ihr Verhalten betraf. Aber ihr zartes Gesichtchen mit diesen geheimnisvollen grünen Augen weckte den Beschützerinstinkt in ihm. Er wollte sie festhalten, beschützen und alles böse von ihr fernhalten.

Hendrik atmete tief durch, bevor er sich zur Familie Burmann umdrehte. Sie waren ihnen vor das Haus gefolgt und hatten alles mit angesehen. Und wieder taten sie nichts. Was hätten sie auch tun sollen? Sich dem Alpha widersetzen? Sie hatten seiner Macht und seiner Dominanz nichts entgegenzusetzen. Er hätte sie jederzeit in die Knie zwingen können. Vielleicht sogar schlimmeres. Also waren sie an der Haustür stehen geblieben und hatten reglos zugesehen, wie die beiden bulligen Männer in Hendrik's Gefolge Tonya bezwangen und banden.

„Ihr wird nichts geschehen", versicherte Hendrik ihnen. „Sie ist meine Mate und als solche gehört sie mir und an meine Seite. Ihr kennt die Gesetze. Aber ich will großzügig sein. Wenn ihr etwas braucht oder einen Wunsch habt, dann äußert dies meinem Diener, den ich in den nächsten Tagen zu euch schicken werde. Ihr seid die Familie meiner Seelengefährtin und deshalb soll es euch an nichts mangeln."

Er nickte der Familie Burmann kurz zu und setzte sich dann neben seinem Beta auf den Rücksitz des zweiten Fahrzeugs. Der Motor heulte kurz auf und gleich darauf war das Auto an der nächsten Kurve aus dem Blickfeld verschwunden.

Gehorche, Tonya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt