Dieses Mal setzte Hendrik Tonya so, dass sie den Eingangsbereich direkt im Blick hatte. Sie brauchte nur ihren Kopf zu heben, schon konnte sie sehen, wer kam. Hendrik saß an der Stirnseite und gab vor, noch einen Brief zu lesen.
„Soll ich schon servieren, Alpha?", fragte Mara leise.
„Nein", antwortete Hendrik ohne aufzusehen. „Wir warten noch auf unsere Gäste."
Schweigend saßen sie am Tisch und warteten, Tonya reglos und starr wie eine Puppe, Hendrik konzentriert das Schreiben lesend. Er war gerade damit fertig geworden, als sich die Haustür öffnete. Florian trat als erster durch den Türbogen in die Küche, gefolgt von Max und hinter ihm Vicki, die beide wie erstarrt stehen blieben, als ihre Blicke auf Tonya fielen, die immer noch steif und gerade vor einem leeren Teller saß. Ihre Hände lagen still und artig gefaltet in ihrem Schoß und ihren Kopf hielt sie gesenkt.
„Tonya", flüsterte Max entsetzt und auch Vicki starrte Tonya fassungslos an.
Ganz kurz nur zuckte Tonya zusammen, als sie Max Stimme vernahm, aber ansonsten zeigte sie keine Regung. Doch Hendrik hatte diese Regung gesehen, genauso wie er registrierte, dass sich die Hände in ihrem Schoß verkrampften.
„Nehmt Platz", forderte er scheinbar gleichgültig Vicki und Max auf und wies auf die freien Stühle Tonya gegenüber.
„Tonya. Was ist mit dir geschehen?", fragte Max schockiert, doch Tonya antwortete nicht. Sie regte sich nicht einmal.
Nur ganz langsam begriff Max, was seine Augen sahen. Seine lebendige, freche, lebensfrohe, starke und unabhängige kleine Schwester saß da wie eine gebrochene Frau, reglos und willenlos, steif und gehorsam. Er fühlte Wut in sich aufsteigen und je mehr er begriff, was er da sah, umso wütender wurde er. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, seine Nasenflügel bebten und seine Augen wurden dunkel. Plötzlich explodierte er.
„Was hast du ihr angetan?", brüllte er Hendrik an.
„Ich habe ihr überhaupt nichts angetan", erwiderte er mit tiefer Stimme. „Setzt euch", befahl er.
Doch sein Befehl kam nicht mehr bei Max an. Er griff an. Voll Wut sauste seine Faust auf das Gesicht des Alphas zu, doch dieser wich geschickt aus und sprang auf. Der Stuhl polterte auf den Boden.
„Bring Tonya nach oben", befahl er Florian, der sofort nach ihrem Oberarm griff und sie hinter sich her zog die Treppe hinauf.
Rasend vor Wut schnellte Max herum und dieses Mal traf er den Alpha mit voller Wucht in der Magengegend. Doch Hendrik war deutlich stärker. Der Fausthieb konnte ihm nicht viel anhaben, seine Antwort aber traf Max mit voller Wucht am Kinn und sorgte dafür, dass er nach hinten geschleudert wurde und dabei sämtliche Stühle vor dem Tisch umwarf.
„Hört auf", brüllte Vicki. Doch weder Max noch Hendrik reagierten darauf. Ineinander verhakt rollten sie über den Boden.
„Müssen Männer denn immer wie testosterongesteuerte Idioten aufeinander losgehen?", fragte Vicki schreiend. Doch auch darauf reagierten die beiden Männer nicht.
Hendrik war aufgesprungen und hatte Max dabei mit nach oben gezogen. Max nutzte den Schwung und traf mit einem gezielten Schlag Hendrik an der Schläfe. Hendrik ließ Max los und schüttelte sich. Dann knurrte er und warf sich auf Max, der gerade noch rechtzeitig zur Seite springen konnte.
„Ihr seid krank in der Birne", jammerte Vicki. „Ihr verhaltet euch wie kranke hirnlose Affen."
Doch auch diese Beleidigung kam bei den kämpfenden Männern nicht an. Max hatte sich erneut auf Hendrik geworfen, doch Hendrik konnte den Schwung seiner Bewegung nutzen, um sich auf Max zu wälzen. Schließlich gelang es ihm, Max in den Schwitzkasten zu nehmen.
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Gehorche, Tonya.
Hombres LoboTonya wächst nur mit Brüdern auf und verbringt auch sonst ihre Zeit fast nur mit Jungs. Sie wird bald volljährig, aber einen Mate lehnt sie grundsätzlich ab. Ausgerechnet für sie hatte die Mondgöttin den jungen Alpha des Rudels vorgesehen, der si...