* 38 *

420 24 0
                                    

Abwartend saß Hendrik bereits am Frühstückstisch und trank gedankenverloren seinen Kaffee. Er hatte nicht gut geschlafen, aber er hatte ihren Wunsch respektiert und war in der Nacht nicht mehr in ihr Zimmer geschlichen, auch wenn ihm dies sehr schwergefallen war.

Ihr letzter Satz aber machte ihm Hoffnung. Wir sehen uns dann beim Frühstück, hatte sie gesagt. Sie würde sich also nicht mehr so lange in ihrem Zimmer verkriechen, bis er das Haus verlassen hatte. Sie würde früher herunterkommen und gemeinsam mit ihm frühstücken.

Es war noch sehr früh. Mara war gerade erst gekommen und begann nun, das Frühstück herzurichten.

„Wird Luna Tonya auch zum Frühstück kommen", fragte sie leise und stellte erfreut neben Alpha Hendrik noch ein weiteres Gedeck bereit, als er ihr lächelnd zunickte.

Sie mussten noch eine halbe Stunde warten, bis sich Tonyas Zimmertür öffnete und sie langsam die Treppe nach unten kam. Unsicher blickte sie Hendrik an.

„Willst du dich neben mich setzen?", fragte Hendrik sanft lächelnd.

Tonya nickte, setzte sich und ließ sich von Mara Kaffee einschenken und einen Tost reichen.

„Hast du gut geschlafen?", fragte Hendrik leise.

Tonya schüttelte leicht den Kopf. Vorsichtig legte Hendrik seine Hand auf Tonyas Hand. Erleichtert atmete er auf, als Tonya ihre Hand nicht zurückzog.

„Ich habe auch nicht gut geschlafen", murmelte er. „Aber ich bin glücklich, dass du mit mir zusammen frühstückst", fügte er etwas lauter hinzu.

Eine Zeitlang aßen sie schweigend und in Gedanken versunken. Schließlich brach Tonya die Stille.

„Ich kann nicht so einfach vergessen, was passiert ist, aber ich werde hierbleiben und dir eine Chance geben."

„Danke." Jetzt lächelte Hendrik glücklich und erleichtert.

„Ich muss noch ins Rudelhaus", sagte er bedauernd und streichelte Tonyas Handrücken. „Aber ich brauche nicht lange. Wenn du willst, können wir danach miteinander trainieren oder laufen gehen und über alles reden. OK?"

Tonya nickte. Gemeinsam standen sie auf und Hendrik zog sie sanft in seine Arme. Kurz nur zuckte sie zusammen, aber sie hielt still, als Hendrik ihr ein Küsschen auf die Wangen hauchte und mit einer Hand zärtlich über ihre Wange strich. Seine andere Hand streichelte sanft ihren Oberarm.

„Wir sehen uns später, Kleines", flüsterte er in ihr Ohr, dann drehte er sich um und ging zur Tür während Tonya sich wieder setzte.

Hendrik hatte noch nicht die Haustür erreicht, als diese aufgestoßen wurde und laut an die Wand knallte.

„Wir müssen reden, Sohn", erklang die harte Stimme von Alpha Norman.

Ohne auf eine Antwort zu warten, betrat er die Küche und stutzte, als er Tonya am Tisch sitzen sah. Mara, die leise „Guten Morgen, Alpha" flüsterte und respektvoll den Blick senkte, beachtete er überhaupt nicht.

„Ich wollte gerade ins Rudelhaus gehen, Vater", antwortete Hendrik und seine Stimme klang ähnlich hart. „Ich habe einen Brief von Alpha Benfried erhalten und wollte mit dir darüber reden."

„Das hat Zeit", knurrte Alpha Norman und starrte Tonya an, die ihn offen ansah. „Steh auf, Mädchen, und senke gefälligst deinen Blick. Oder hast du nicht gelernt, was Respekt bedeutet?"

„Wie redest du mit meiner Mate?", fragte Hendrik erbost, verstummte aber, als Alpha Norman herrisch seine Hand hob.

Langsam stand Tonya auf und senkte gehorsam ihren Blick. Aber wer sie kannte, bemerkte sehr schnell, dass sich unter ihrer artigen Oberfläche bereits Wut ansammelte.

Gehorche, Tonya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt