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Sehr früh am Morgen war Hendrik bereits wach und telefonierte mit Florian. Er hatte sich vorgenommen, den Tag mit Tonya zu verbringen. Er musste sie kennenlernen, musste wissen wie sie tickte, was ihr gefällt, was sie denkt und fühlt.

Wenn es tatsächlich Trotz war, was sie dazu brachte, sich so zu verhalten, wie sie es gerade tat, dann musste er einen Weg finden, diesen Trotz zu durchbrechen. Sie war seine Mate. Sie gefiel ihm. Sie sollte seine Luna werden und er wurde alles, nun ja, fast alles, dafür tun, dass sie es wurde.

Hendrik hatte Florian Anweisungen für die Aufgaben des Tages gegeben. Außerdem war Florian ja bei der Ratsbesprechung dabei gewesen und wusste Bescheid über die Absprachen und Beschlüsse. Sicherlich würde Hendrik zu jeder Zeit ansprechbar sein, aber er wusste auch, dass Florian durchaus in der Lage war, selbst Entscheidungen zu treffen. Er wurde ihn nur dann kontaktieren, wenn es wirklich unbedingt notwendig war.

Nachdenklich ging er hinunter in die Küche und ließ sich von Mara das Frühstück bringen. Tonyas Frühstück stellte sie auf ein Tablett. Mit dem Tablett in der Hand steuerte Hendrik wenig später auf ihr Zimmer zu. Der Schlüssel steckte wie immer von außen im Schloss. Er öffnete die Tür, trat ein und schloss die Tür hinter sich. Das Tablett stellte er auf den kleinen Tisch.

Eigentlich hatte er gehofft, sie würde noch schlafend im Bett liegen, doch Tonya war bereits wach und saß natürlich wieder nur in ihrer Unterwäsche vor der verschlossenen Balkontür. Sein T-Shirt lag achtlos auf dem Boden. Schnaubend bückte er sich, hob es auf und hielt es ihr hin. Sie beachtete ihn nicht. Hendrik verdrehte genervt die Augen bevor er ihren Oberarm mit festem, aber nicht schmerzhaftem Griff anfasste und sie hochzog. Erneut hielt er ihr das T-Shirt hin.

„Anziehen", befahl er leise.

Dieses Mal nahm sie es und zog es sich über. Hendrik zeigte auf den Stuhl neben dem Tischchen.

„Setzt dich und iss", lautete sein nächster Befehl. „Und wage es ja nicht, das Tablett auf den Boden zu schmeißen."

Widerstrebend nahm sie Platz. Aber sie saß nur steif da, ihre Hände auf ihrem Schoß verschlungen. Hendrik holte sich den Stuhl vom Schreibtisch und setzte sich ihr gegenüber hin.

„Iss, oder muss ich dich füttern?", fragte er lauernd und beobachtete sie aufmerksam.

Kurz glaubte er ein zorniges Aufleuchten in ihrem Gesicht zu sehen, doch er hatte sich wohl getäuscht. Sie hatte sich wirklich sehr gut im Griff. Langsam griff sie nach ein paar Trauben und schob sich ein in den Mund. Währenddessen goss Hendrik etwas Saft in ein Glas und hielt es ihr hin.

„Trink."

Sie nahm das Glas und nippte kurz daran, dann stellte sie es langsam zurück auf den Tisch und schob die zweite Traube in den Mund.

„Du schläfst lieber hart?", fragte er so nebenbei. Tonya blickte kurz auf, senkte ihren Blick aber gleich wieder.

„Nun ja", überlegte Hendrik laut, „Du schläfst lieber auf dem harten Boden als in einem weichen Bett. Vielleicht ist dir die Matratze zu weich?"

Tonya zuckte nur mit den Schultern. Scheinbar ungerührt nahm Hendrik eine große Scheibe Brot, bestrich es mit reichlich Butter und legte Wurst und Käse darauf, bevor er es in mundgerechte Stücke schnitt und mit Gurkenscheiben garnierte. Er legte noch etwas Obst dazu und schob dann den Teller zu Tonya.

„Lass es dir schmecken", sagte er betont freundlich, schlug die Beine übereinander und nahm sein Notizblock.

„Also", überlegte er weiter. ,Ich werde mich nach einer sehr harten Matratze umsehen. Vielleicht schläfst du dann zukünftig im Bett. Und was ist mit den Kleidern? Sie scheinen dir ja auch nicht gefallen zu haben. Vielleicht lag es an den Farben? Was ist deine Lieblingsfarbe?"

Gehorche, Tonya.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt