43. der Tag danach

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Als ich wieder aufwachte, war es draußen stockfinster und der Fernseher war aus. War ich eingeschlafen oder besser gesagt, waren wir eingeschlafen?

Hinter mir hörte ich das bereits bekannte leise Schnarchen von Ezra, der seinen Kopf an meinen Hals gekuschelt hatte und mich festhielt.

Vorsichtig versuchte ich ihn zu wecken. „Ezra, komm lass uns ins Bett gehen." flüsterte ich und schüttelte ihn leicht, aber er wollte nicht aufwachen. „Ezra, wach auf!" sprach ich nun etwas lauter.

Kurz darauf hörte ich ein Brummen und ein seufzen „Was ist denn?" fragte er mich und kuschelte sich wieder enger an mich ran. „Sollen wir nicht lieber ins Bett gehen, Ezra?" fragte ich ihn. „Ja." seufzte er und ließ mich langsam los, dass ich aufstehen konnte.

Ich half Ezra hoch und führte ihn in sein Schlafzimmer. Dort setzte ich ihn hin und sagte ihm, er solle sich hinlegen. Dann deckte ich ihn richtig zu und legte mich wieder neben ihn. „Dankeschön." nuschelte er und zog mich wieder eng an ihn heran. „Schlaf gut Ezra." flüsterte ich zurück.

Ezra schmiegte sich an mich und war ziemlich schnell wieder eingeschlafen, weshalb ich auch wieder meine Augen schloss. Ich musste lächeln, er benahm sich wie ein Kleinkind, das mochte ich irgendwie.

Ezra mochte diesen extremen Körperkontakt, aber auch ich fühlte mich wohl, wenn ich wusste, dass er an meiner Seite war. Glücklich, wie schon lange nicht mehr, kuschelte ich mich in seine Arme. War jetzt meine Zeit gekommen? Würde ich endlich wieder mein Leben in den Griff kriegen und glücklich werden können? Mit Ezra an meiner Seite hatte ich das Gefühl, dass ich alles erreichen könnte.

Als ich das nächste Mal aufwachte schien die Sonne und Ezra war noch am schlafen. Ich war überrascht, dass ich vor ihm wach war. Vorsichtig streichelte ich durch seine Haare und legte seinen Kopf auf meine Brust. Nach einer Zeit bewegte er sich etwas, kuschelte sich aber einfach mehr in meine Brust.

Ezra schlafen zu sehen löste immer etwas ganz besonderes in mir aus. So ruhig sah man ihn nämlich selten und ein wenig machte es mich auch traurig. Er hatte immer sehr viel zutun und konnte sich auf seiner Arbeit kaum Fehler erlauben. Immer war er im Stress und unterwegs. Umso mehr schätzte ich diese Momente und hoffte innig, dass ich sie noch unzählige weitere Male erleben dürfte.

„Ich liebe dich." flüsterte ich, aber Ezra antwortete mir nicht, aber das wollte ich auch garnicht. Er sollte weiterschlafen und die Ruhe genießen, die er hatte. Vorsichtig schob ich ihn wieder zurück auf sein Kissen und stand auf. Ich drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn und verließ den Raum.

Ich wollte Ezra Frühstück machen, ich wollte zumindest zeigen, dass ich dankbar war, für das was er tat und ich ihn sehr schätzte. Ich begann also alles für ein schönes Frühstück vorzubereiten und deckte nebenbei den Tisch.

Als das Rührei fertig war, füllte ich es in eine Schüssel und brachte sie zum Tisch. Was ich nicht bemerkte war, dass Ezra im Türrahmen stand und ich erschreckte mich so sehr, dass mir fast die Schüssel aus der Hand fiel.

„Was machst du da?" fragte er mich verschlafen und kratzte sich am Kopf. „Frühstück für den Herrn." erklärte ich und scheuchte ihn auf einen Stuhl. Ezra schmunzelte ein wenig, was mich auch zum schmunzeln brachte.

Da Ezra noch recht müde war unterhielten wir uns wenig und aßen beide erstmal in Ruhe. Erst zum Ende hin räusperte er sich. „Marlon, wenn du das nächste Mal vor mir aufstehst, sagst du mir bitte kurz Bescheid, was du machst?" fragte er mich. Ich schaute ihn ein wenig verwundert an. Hatte ich was falsches gemacht?

„Ja klar, warum denn?" fragte ich ihn, um meinen Fehler nicht nochmal zu wiederholen. Ezra seufzte und rieb sich die Schläfen. „Ich bekomme Panik, wenn du plötzlich weg bist oder nicht da wo du eigentlich sein solltest. Ich möchte einfach wissen, dass es dir gut geht und ich mir keine Sorgen machen muss." erklärte er mir und man merkte, dass es ihm unangenehm war, das zuzugeben.

„Dann mach ich das ab jetzt, okay?" sagte ich und Ezra nickte. Es war nicht zu übersehen, dass diese Bitte etwas mit dem Vorfall von Vorgestern zutun hatte. Ich fühlte mich immer noch sehr schlecht deswegen, aber wir hatten uns geeinigt das Thema erstmal ruhen zu lassen.

Stattdessen aßen wir zu Ende und Ezra erklärte mir, dass er nochmal weg musste. „Es dürfte aber nicht allzu lange dauern, ich muss nur kurz was auf der Arbeit klären." versicherte er mir.

Kurz darauf stand er auf, räumte den Tisch für mich ab und bedankte sich für das Frühstück. „Ich bin gleich wieder da." sagte er und verschwand Richtung seines Schlafzimmers. Was er wohl zu erledigen hatte? Es hatte bestimmt etwas mit mir oder sogar Vincent zutun. Wie ging es Vincent eigentlich? Was wohl mit ihm passiert ist? Vielleicht war es ja auch gut, dass ich das nicht wusste. Aber ich war mir auch nicht sicher, ob ich mich da einfach raushalten sollte, schließlich trug ich ja Schuld daran, wie Vincent geendet war.

Aber was konnte ich jetzt schon daran ändern. Ich hatte keinen Einfluss mehr darauf was mit ihm passieren würde und ich sollte Ezra auch nicht damit belasten, er hatte schon genug um die Ohren. Vielleicht könnte ich ja ein wenig aufräumen, auch wenn es nicht viel zu machen gab.

Zufrieden mit meiner Idee wartete ich noch einen Moment auf Ezra, bis dieser sich wieder blicken ließ. „Gut siehst du aus." sagte ich zu ihm und er nickte dankend. Er hatte zwar eine Jogginghose und ein schwarzes Shirt an, aber es hatte bei ihm einfach was.

„Ich dürfte in ungefähr 2 Stunden wieder da sein, falls das nicht so ist, werde ich dir Bescheid geben, okay?." erklärte er mir, gab mir einen schnellen Kuss und verabschiedete sich von mir.

Als er weg war stand ich endlich auf, als erster räumte ich die Küche auf. Ich wischte die Oberflächen ab und spülte das, was nicht in die Spülmaschine durfte. Soweit war ich ganz zufrieden, später sollte ich aber überall einmal Staubsaugen stellte ich fest.

Als ich mich bückte, um etwas in die Spülmaschine zutun, durchfuhr mich ein stechender Schmerz aus meiner Taille. Warum musste das immer dann passieren, sobald ich mal eine Sekunde unvorsichtig war. Ich musste die Pflaster sowieso wechseln, weshalb ich erstmal ins Bad ging, damit ich direkt gucken konnte, ob alles okay war.

Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt