Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten, um ein wenig Luft zu holen, stellte Ezra fest, dass ich meine Pflaster noch garnicht gewechselt hatte. Er meinte ich solle schonmal im Bad auf ihn warten und mich schonmal ‚bereit' machen, was so viel bedeutete, wie ich soll mein Tshirt ausziehen.
Allerdings bekam ich das durch meine Schulter immer noch nicht hin, schon eine falsche Bewegung verursachte viel zu viele Schmerzen. Ich sollte gleich auf jeden Fall schauen, ob da alles gut aussieht.
„Schaffst du's nicht alleine?" fragte Ezra, als er wiederkam und ich nickte. Er zog mir vorsichtig das Tshirt aus „Das sollten wir öfter machen." stellte er zufrieden fest. „Zwei Wochen muss ich die noch tragen." „Das ist ein Anfang." witzelte er weiter.
„Vielleicht geht das was leichter ab, wenn wir die Pflaster vorher nass machen." überlegte er und suchte nach einem Lappen und tränkte ihn in Wasser, dann drückte er ihn vorsichtig auf meine Schulter.
„Soll ich halten?" „Ja, dann kann ich einen zweiten fertig machen. Echt also, dass er zweimal auf dich geschossen hat, zeigt doch nur was für eine Schnapsidee das war." motze er, während er einen weiteren Lappen in Wasser tränkte. Anschließend hockte er sich neben mich und drückte ihn an meine Taille.
„Das dachte ich mir auch schon. Alleine wie unterschiedlich er mich getroffen hat, da hab ich wohl echt Glück gehabt." lachte ich verlegen. Irgendwie war es ein wenig unangenehm, dass Ezra sich schon wieder so viel um mich kümmerte, dabei wollte er das ja eigentlich so.
„Er hat sogar so schlecht getroffen, dass man es schon wieder als Talent ansehen könnte. Ich bin nur froh, dass es dir entsprechend gut geht. Soll ich mal versuchen das Pflaster abzuziehen?" fragte er und ich nickte.
Ezra war wirklich vorsichtig, manchmal musste ihn schon fast hetzen, dass er endlich schneller machen sollte. „Sieht doch eigentlich ganz gut aus." meinte er, als man den Streifschuss nun frei sehen konnte. „Immer noch ekelig." „Wie konntest du nur Polizist werden?" lachte Ezra. „Es ist halt was anderes, wenn ich Verletzungen bei anderen sehe." verteidigte ich mich.
„So jetzt müssen wir das noch sauber machen... Du hast doch ein Mittel bekommen, wo ist das? Ich hab das vorhin nicht gefunden." „In meinem Zimmer, müsste irgendwo rumstehen." „Ich hol es eben." und damit verließ er kurzfristig das Bad.
Ich versuchte in der Zeit schonmal das zweite Pflaster abzuziehen, da ich keine Lust mehr hatte den Lappen zu halten. Warum hatten die Krankenpfleger das damals nicht mit Wasser gemacht?
„Guck mal, deine Schulter sieht auch schon wieder ein bisschen besser aus. Ich hab mir überlegt, ich werde mal mit einem Arzt sprechen, was Physiotherapie angeht. Du solltest dich weiter bewegen, damit deine Muskeln nicht zu sehr zurückgehen. Was hältst du davon?" fragte Ezra mich, als er wiederkam. „Das wäre wahrscheinlich eine ziemlich gute Idee, danke." sagte ich während Ezra schon meine Wunden versorgte.
Es brannte, aber es war auszuhalten. Danach konnte Ezra die neuen Pflaster drauf kleben und damit waren wir auch schon fertig.
Er half mir noch mein Tshirt anzuziehen und begleitete mich anschließend mit in mein Zimmer. „Ich hab morgen frei, möchtest du irgendwas machen?" fragte er, während er mich beobachtete.
„Ich wollte mir noch deinen Dachboden angucken." schlug ich vor und Ezra nickte belustigt. „Wenn es mehr nicht ist, dann übernehme ich die restliche Planung, gute Nacht." „Gute Nacht, Ezra." seufzte ich und Ezra verließ das Zimmer.
Was denn für eine restliche Planung? Was wollte er denn noch machen? Ob wir wohl wieder ausgehen würden, das haben wir zumindest länger nicht mehr gemacht.
Ich ging in das Bad, welches an mein Zimmer anschloss und machte mich bettfertig. Meine Gedanken schweiften dabei wieder zu unserem Gespräch.
Der Tod seines besten Freundes nahm mich immer noch sehr mit, ich konnte mir nicht einmal vorstellen, wie er sich gefühlt haben musste. Ich war froh darüber, dass es ihm jetzt besser ging. Nicht einmal Bruno hatte er in der Zeit an sich rangelassen, dabei schienen sie sich sehr nahe zu stehen.
Ich hatte schon total ausgeblendet, dass wir uns vorhin ein weiteres Mal geküsst hatten und dann hatte ich auch noch die Initiative ergriffen. Wie konnte das denn schon wieder passieren? Ich musste wirklich durchgedreht sein oder so. Ich hatte nicht mal eine Sekunde irgendwelche Hintergedanken gehabt und hab ihn einfach direkt geküsst, als er mich gefragt hatte.
Ich glaube, dass gerade das ihm besonders gefallen hatte. Aber mir hatte der Kuss auch gefallen, ich durfte mich also nicht beschweren. Ezra konnte aber auch wirklich gut küssen, er wusste genau wie er wirkte und irgendwie konnte er auch erahnen, was das alles in mir auslöste.
Ezra gab wirklich sein bestes, damit ich mich auch in ihn verlieben würde und er war wirklich gut darin. Er ließ mich, mich so besonders und geliebt fühlen, dass ich gerne in seiner Nähe war und ihn vermisste, wenn er nicht da war.
Ich legte mich erschöpft in mein Bett. Dies würde meine erste richtige Nacht hier werden, was mich ein wenig aufgeregt machte.
Die Sache von gestern hatte ich schon vergessen gehabt. Ezra schien wirklich nicht sauer zu sein, allerdings war er wirklich besorgt und ich konnte es ihm nicht einmal über nehmen.
Auch das Bruno in seinem Auftrag nochmal die ganze Küche durchsucht hat, war wirklich aufmerksam von ihm gewesen und ich war sehr dankbar. Ich sollte ihm irgendwie danken, das würde ich mir als Aufgabe machen. Ein einfaches ‚danke' reichte bei all den Dingen, die Ezra bereits für mich getan hatte nicht mehr.
Er hatte es auf jeden Fall verdient, außerdem musste ich einfach mehr die Initiative ergreifen, damit diese Beziehung, in welcher auch immer wir waren, auch funktionierte.
Und ganz vielleicht konnte ich mir dann auch vorstellen mich in ihn zu verlieben. Aber ich sollte mich auch zu nichts zwingen, keiner hielt mich in diesem Haus gefangen. Ezra ließ mir immer die Möglichkeit zu gehen, zumindest bis jetzt.
Ich wollte aber auch nicht, dass Ezra irgendwann langweilig wurde und er es satt hatte sich ständig um mich zu bemühen.
Es waren so viele Sachen, die wir in unserem Zusammenleben beachten mussten, es konnte wirklich manchmal überwältigend werden und immer noch gab es viele ungeklärte Dinge.
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Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)
Short StoryMarlon ist Polizist und gerät eines Tages zufällig in eine Geiselübergabe. Dort trifft er auf einen gesuchten Schwerverbrecher, welcher ein gewisses Interesse an ihm pflegt. Gleichzeitig ist er einer der wenigen Menschen, die ihn selber nicht nur al...