Am nächsten Morgen wurde ich von einer Pflegerin geweckt. Sie kontrollierte meinen Blutdruck, meine Temperatur und stellte mir anschließend Tabletten hin, wobei sich wieder eine Tablette gegen die Schmerzen dabei befand.
Irgendwann kam auch das Frühstück und ich musste feststellen, dass ich das Essen wirklich gebraucht hatte. Dabei hatte ich das gestern garnicht bemerkt. Es tat auf jeden Fall gut etwas zu essen.
Ich dachte noch eine Weile über den gestrigen Tag nach. Ezra schien sehr besorgt gewesen zu sein, er hatte mich ja auch jeden Tag besucht. Das hatte mich echt überrascht, aber ich bin nicht weiter drauf eingegangen. Er musste sich für sowas ja auch nicht rechtfertigen.
Ich hoffte dass es ihm jetzt besser gehen würde und er sich wieder auf seine Arbeit konzentrieren könnte. Er sollte sich wirklich keine Sorgen um mich machen. Mir ging es doch schließlich gut.
Trotzdem war ich ihm sehr dankbar gewesen, dass er gestern da war. Wahrscheinlich läge ich sonst nur noch verwirrt in meinem Bett rum. Ob ich wohl laufen konnte? Ich sollte es wohl nicht alleine ausprobieren.
Allerdings musste ich auf die Toilette. Zögernd betätigte ich die Klingel und wartete darauf, dass jemand kam. Ich hing ja schließlich auch noch an diversen Kabeln, sowie einem Tropf.
Eine Pflegerin kam, löste die Kabel zwischenzeitlich von mir und half mir mich langsam aufzusetzen. Sie begleitete mich bis zum Bad, ließ mich aber alleine laufen.
Ich kam allerdings schleppend voran. Es war plötzlich total ungewohnt zu gehen und der Streifschuss an meiner Taille bereitete mir trotz der Medikamente schmerzen. Es war aber nicht wirklich verwunderlich, da ich sie für das Laufen schließlich viel mitbewegen musste.
Die Krankenpflegerin schien trotzdem sehr zufrieden damit zu sein, wie ich lief. Ich verabschiedete mich ins Bad und sie meinte ich solle sie rufen, wenn ich wieder im Bett wäre.
Nachdem ich auf der Toilette war, traf mein Blick meinen eigenen im Spiegel. Ich sah scheußlich aus. Ich hatte tiefe Augenringe, war blass und auch schien ich ein wenig abgenommen zu haben. Wie konnte Ezra mich noch normal angucken?
Ich wusch meine Hände und mein Gesicht und ging anschließend wieder in mein Bett, dann rief ich wieder nach der Pflegerin. Sie kam mit neuem Verbandszeug und erklärte mir, sie würde die Verbände wechseln.
Sie half mir mein Tshirt auszuziehen und fing an den Verband um meine Taille abzuwickeln. Als die Wunde frei lag erschreckte ich mich ein wenig.
Es war wie ein kleiner Graben, welcher sich in meine Taille gebohrt hatte. Das sah echt widerlich aus. Allerdings war auch der Heilungsprozess schon zu erkennen und wahrscheinlich war es anfangs noch tiefer.
„Warum wird sowas nicht genäht?" fragte ich. „Die Wunden müssen regelmäßig auf Infektionen geprüft werden, deshalb können sie nicht vernäht werden. Aber es sieht schon wieder viel besser aus." erklärte mir die Pflegerin, säuberte die Wunde und verband sie anschließend neu.
„Wenn es weiter abgeheilt ist, dann reicht auch so ein Pflaster, wie an Ihrer Schulter." erklärte die Pflegerin, als sie fertig war.
Dann zog sie vorsichtig das Pflaster an meiner Schulter ab. Mir blieb kurzzeitig der Atem stehen. Diese Wunde übertraf mit Abstand die an meiner Taille.
Es war wie ein Krater mit tausend Rissen, alles schien total zerfetzt. Der Gedanke, dass eine Kugel in mir gesteckt hatte und sich jetzt ein tiefes Loch in meiner Schulter befand, empfand ich als ziemlich abstoßend.
Ich versuchte mir allerdings nicht viel anmerken zu lassen. „Das sieht auch schon wieder viel besser aus." meinte die Pflegerin und begann auch diese Wunde zu reinigen.
Ezra hatte meine Wunden schon vorher gesehen? Kein Wunder dass er sich Sorgen gemacht hat, es sah einfach scheußlich aus. Dazu ließ es mich hilflos und schwach aussehen, was mir ein ziemlicher Dorn im Auge war.
Ich wollte gegenüber Ezra nicht noch schwächer sein, als ich es durch meine Sucht eh schon war. Ich mochte das Gefühl nicht, dass er ständig auf mich herab gucken konnte. Ich wollte ihm zeigen, dass ich auch stark war.
Etwas später war es Zeit für die Visite. Die Ärztin war die erste Person aus dem Krankenhaus, welche mich über mein Koma aufklärte. Sie erklärte mir, dass mein Heilungsprozess optimal verlief, wofür ich wirklich dankbar war.
Es kam mir wahrscheinlich zu Gute, dass ich bei der Polizei arbeitete und mein Körper deshalb in einem recht guten Zustand war.
Die Ärztin erklärte mir auch, dass ich nächsten Montag schon entlassen werden könnte, wenn sich mein Zustand nicht verschlechtern sollte.
„Ihr Freund hat sich bereit erklärt sich um Sie zu kümmern, aber dass hat er Ihnen wahrscheinlich auch selbst gesagt. Das ist der Vorteil, wenn man zusammenlebt, würde ich sagen." meinte die Ärztin und lächelte mich aufmunternd an.
BITTE WAS!? Ich soll mit meinem Freund zusammenleben!? Das passt doch vorne und hinten nicht! War Ezra das? Warum wollte er, dass ich entlassen werde, nur damit ich dann alleine Zuhause verrotte? Oder hatte Vincent etwas damit zutun...? Ich müsste Ezra heute unbedingt fragen.
Ich nickte und bedankte mich bei der Ärztin, welche kurze Zeit später wieder verschwand. Ich fragte mich wirklich was Ezra diesen Menschen hier erzählt hatte, dass alle ihn kannten und mochten und anscheinend davon ausgingen, dass er mein Freund war.
Aber auf meinen ‚Freund' würde ich jetzt auch warten, denn ich hatte nichts anderes zutun. Ich würde die Zeit aber definitiv nutzen, um mich auszuruhen.
Später bekam ich noch Mittagessen und danach verbrachte ich die Zeit damit, den Fernseher laufen zu lassen und vor mich hin zu dösen.
Geweckt wurde ich erst wieder durch ein Klopfen an meiner Tür. Schnell schaltete ich den Bildschirm aus und wartete darauf, dass jemand mein Zimmer betrat.
„Was hast du da geguckt?" begrüßte Ezra mich und lächelte mich warmherzig an, wodurch ich wieder diese Wärme um mein Herz spürte.
„Keine Ahnung, ich hab geschlafen." „Das ist sogar noch besser, damit du schnell wieder gesund wirst." Ezra setzte sich wieder mit einem Stuhl neben mich und ich konnte sehen, dass er eine Tüte dabei hatte. Ich fragte ihn allerdings nicht, was drin sei.
„Wie war dein Tag heute?" fragte er mich. Ich erzählte ihm davon, dass ich gelaufen war, dass ich meine Wunden gesehen hatte und das die Ärztin da war. Auch darüber musste ich eine genaue Berichterstattung abgeben, was mich aber auch zu meiner Frage leitete.
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Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)
Cerita PendekMarlon ist Polizist und gerät eines Tages zufällig in eine Geiselübergabe. Dort trifft er auf einen gesuchten Schwerverbrecher, welcher ein gewisses Interesse an ihm pflegt. Gleichzeitig ist er einer der wenigen Menschen, die ihn selber nicht nur al...