Mit dickem Schädel machte ich mich erneut auf den Weg zum Supermarkt. Ich hatte beschlossen, dass ich, bevor ich von diesem mysteriösem Mann umgebracht werde, mein Leben doch wenigstens mit Alkohol genießen könnte.
Warum brauchte diese Ibo so scheiß lange zum wirken? Seid gestern konnte ich nicht mehr ohne jegliche Hintergedanken und Ängste das Haus verlassen. Ich war einfach so verwirrt und ich fragte mich warum es niemanden zu interessieren schien, dass dieser komische Mann etwas von mir wollte. Ich hatte es bei der Kripo mehrmals erwähnt gehabt.
Angestrengt machte ich mich jetzt auf den Weg zur Arbeit, immerhin hatte meine Tablette mittlerweile angefangen ihren Zweck zu erfüllen.
Als ich auf der Wache ankam musste ich allerdings feststellen, dass mein nerviger Kollege Thomas auch da war. Er war um die 30 und er schien es nicht haben zu können, nicht im Mittelpunkt zu stehen. Wie ich sowas doch hasste.
Stumm setzte ich mich an meinen Schreibtisch und loggte mich an dem PC ein. Wenn ich nicht zu oft auf die Uhr guckte, dann würde die Zeit auch schneller rum gehen. Ein Motto, was ich auf der Arbeit stets befolgte.
Ich verabschiedete gerade eine Frau, welche ihren Verlobten als vermisst gemeldet hatte, da kam Thomas grinsend in mein Büro spaziert. „Du machst jetzt Pause?" fragte er und hielt eine Tüte mit Essen in der Hand. „Ja, woher weißt du das?"
„Ich finde es doch etwas gemein, wenn du dir immer ohne mich Essen hier hin bestellst." quengelte er, stellte die Tüte auf den Tisch und verschwand beleidigt.
Ich hatte nichts bestellt, was sollte das? Aber warum sollte Thomas mir Essen bestellen? Vorsichtig öffnete ich die Tüte und holte eine Pappschachtel hinaus. Es waren Nudeln drin... Erschöpft seufzte ich, nahm die dazugelegte Holzgabel und aß gemütlich mein Mittagessen.
Was auch immer Thomas damit bewirken wollte, war mir egal. Ich war müde und die Nudeln lecker. Wenn mich jetzt auch niemand stören würde, dann würde meine Pause perfekt werden.
Als sich meine Schüssel langsam leerte, sah ich in ihr plötzlich etwas funkeln. Irgendwas hatte definitiv gerade das Licht reflektiert und als ich mir die Schüssel aus verschiedenen Richtungen ansah, konnte ich Plastik ausfindig machen. Zumindest ein Teil.
Was war das und was machte es in meinem Essen? Mit meinen Fingerspitzen zog ich vorsichtig an der herausragenden Ecke und zog schlussendlich eine kleine Tüte hervor. Was zur Hölle!? Wie ekelhaft ist das denn bitte? Die ganze Tüte war voll mit Tomatensoße.
Vorsichtig öffnete ich die Tüte, größtenteils um meine Uniform nicht dreckig zu machen und zog anschließend einen Zettel hervor.
Warum musste man mir so eine Nachricht überbringen? Vorsichtig öffnete ich den Zettel:
Hallo Marlon Eiden,
ich hoffe dir schmeckt dein Mittagessen. Ansonsten schicke ich dir gerne auch was anderes! Irgendwer muss dich ja ernähren, stimmt's?
Wir sehen uns demnächst.Mir wurde übel... Was zur Hölle!? Hatte ich gerade das Essen von diesem Mann gegessen!? Was wenn es vergiftet war? Oh Gott, was mach ich denn jetzt?
Ich merkte wie ich anfing zu schwitzen und meine Hände anfingen zu zittern. Würde ich so sterben? Sollte ich zu Thomas gehen? Was ist wenn er mit dahinter steckt?
Eine Weile lang saß ich stumm an meinem Schreibtisch und versuchte mich zu beruhigen. Er hatte doch gar keinen Grund mich zu vergiften, oder? Sonst hätte er doch auch nicht geschrieben ‚Wir sehen uns demnächst.', nicht?
Warum hatte er das überhaupt geschrieben? Was sollte das bedeuten?! Ich hatte nicht vor ihn wieder zu sehen! Warum sollte er mich wieder sehen wollen? Wollte er sich weiter über mich lustig machen?
Ich steckte den Zettel in meine Hosentasche und schmiss den Rest weg. Sollte ich jetzt einfach abwarten oder jemanden informieren? Man würde sich aber sowieso bald bei mir melden, nicht? Wann sollte das eigentlich sein? Warum brauchten die so lange?
Ich sollte mich lieber auf die Arbeit konzentrieren. Es brachte mir ja sowieso nichts darüber nachzudenken. Am besten wartete ich einfach ab, hinterher bereitete ich mir noch mehr Probleme als vorher.
Auch heute ging ich ängstlich Nachhause. Was wenn ich die ganze Zeit beobachtet werden würde? Wo war ich da nur reingeraten?
Aber das beste kam ja erst noch! Mein Chef hatte mich angerufen und mir eine Adresse genannt, zu welcher ich morgen kommen sollte. Man würde dort auf mich warten, sagte er. Mehr konnte er mir am Telefon nicht sagen, aber es sei sehr wichtig.
Ich konnte schon ahnen worum es ging, aber nicht wohin ich sollte. Immerhin musste ich morgen nicht auf die Wache, ein kleiner Trost. Ich denke zwar nicht, dass mich morgen etwas besseres erwarten würde, trotzdem würde die Abwechslung bestimmt gut tun.
Würde dieser Mann eigentlich auch in meine Wohnung einbrechen? Vorsichtig öffnete ich meine Wohnungstür und zu meiner Beruhigung sah alles so aus, wie als ich sie verlassen hatte. Ich hoffe es würde auch so bleiben.
Mit dem Alkohol sollte ich es heute am besten auch nicht übertreiben, morgen sollte ich wenigstens etwas fitter sein, als sonst. Aber ohne würde ich heute definitiv nicht ins Bett gehen.
Außerdem musste ich morgen erst gegen 12 Uhr aufstehen, weshalb sonst nichts gegen das ein oder andere Glas sprach.
Jetzt wo sich mein Leben zu ändern schien war ich mir nicht mehr sicher, ob ich das überhaupt noch wollte. Vielleicht war meine erdrückende Wohnung und mein ermüdender Job besser, als das was mich erwarten würde? Wenn ich Glück hatte, dann wäre alles schnell vorbei, aber wann hatte ich das mal?
Vielleicht würde ich morgen einfach meine Aussage machen und könnte dann wieder gehen. Vielleicht könnte ich dann ein friedliches Leben leben oder vielleicht würde ich mich auch nach einer neuen beruflichen Laufbahn umschauen. Es gab doch viel unnötigere Berufe, welche viel besser bezahlt wurden.
Ich sollte wirklich anfangen mir über so etwas Gedanken zu machen. Auch wenn es die Kriminalpolizei sein würde, wäre ich wahrscheinlich zufriedener. Aber ich sollte anfangen dafür etwas zu tun.
Wo sollte ich nur hin mit meinen ganzen Gedanken, ich konnte sie doch nicht immer einfach wegtrinken. Aber mir fehlte der Anlass etwas zu ändern.
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Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)
Historia CortaMarlon ist Polizist und gerät eines Tages zufällig in eine Geiselübergabe. Dort trifft er auf einen gesuchten Schwerverbrecher, welcher ein gewisses Interesse an ihm pflegt. Gleichzeitig ist er einer der wenigen Menschen, die ihn selber nicht nur al...