Irgendwann lag ich auf dem Sofa und philosophierte über die Flasche in meiner Hand, irgendwer musste ja ihre Form entworfen haben, nicht? Wer das war, wusste ich leider nicht, aber ich hatte wohl einige Fragen an diese Person.
Plötzlich hörte ich, wie jemand die Wohnung betrat und ich versuchte so leise wie möglich zu sein. Wer war das? Bricht hier gerade jemand ein!? Ich lauschte weiter in die Stille hinein, bis ich merkte, dass die Person sich dem Wohnzimmer näherte.
Langsam öffnete sich die Tür zum Wohnzimmer und als Ezra den Raum betrat, fiel mir ein Stein vom Herzen. „Da bist du wieder!" rief ich überrascht aus und versuchte aufzustehen, um ihn begrüßen zu gehen.
In Ezras Augen konnte man anfangs eine deutliche Verwirrung erkennen, ehe sich sein Blick mit Sorge füllte. „Hast du was getrunken?" fragte er erschrocken und fing mich auf, als ich auf ihn zukam.
„Psssscht, sag das nicht Ezra." meinte ich und hielt ihm meinen Finger vor dem Mund. „Möchtest du vielleicht schlafen gehen?" fragte er mich vorsichtig und drückte mich weiterhin an sich, damit ich einigermaßen Halt hatte.
„Ezra wollte noch einen Kuss von mir, ich muss noch auf ihn warten." versuchte ich ihm zu erklären. „Er hat mir gesagt, dass er den am liebsten morgen früh hätte und du für heute lieber schlafen gehen solltest." versuchte er mich zu überzeugen und ich gab nach. Wenn Ezra das so wollte, dann würde ich auf ihn warten.
Plötzlich lag ich mit diesem Mann im Bett, mit dem ich doch eigentlich nur auf Ezra warten wollte. „Wie geht es dir?" fragte er mich. Als ich mich zu ihm umdrehte, liefen mir plötzlich Tränen über mein Gesicht.
Neben mir lag Ezra und ich war immer noch deutlich angetrunken. Er hätte das niemals sehen dürfen. „Es tut mir leid!" schniefte ich und Ezra nahm mich fest in den Arm. Ich krallte mich förmlich an seinen Arm, da ich in diesem Moment nicht aufhören konnte zu weinen.
„Es tut mir so leid, bitte hass mich jetzt nicht." ich fühlte mich so unbeschreiblich schlecht. Anstatt dass ich mich dankbar gegenüber Ezra zeigte, bereitete ich ihm nur noch mehr Sorgen und Arbeit.
Warum antwortete er mir denn nicht? War er so enttäuscht von mir? Ich hatte das Gefühl, ich hatte alles kaputt gemacht. Warum hatte ich mich nicht im Griff? Ich krallte mich weiter in seinen Arm, er durfte nicht gehen. Ich wollte das mit ihm klären.
„Bitte schmeiß mich nicht raus, ich will nicht wieder alleine sein." flehte ich, ich hatte Angst wieder zurück in meine Wohnung zu müssen.
„Es ist alles gut, Marlon. Ich bin nicht sauer auf dich." seufzte er und strich mir mit seiner freien Hand über den Kopf. „Warum seufzt du dann so?" ich spürte, wie ich förmlich immer kleiner wurde.
„Ich dachte nur, dass ich den ganzen Alkohol entsorgt hatte, sonst hätte ich dich niemals alleine gelassen. Es tut mir leid." gab er zu und ich schaute überrascht zu ihm auf.
„Warum denkst du immer, dass das deine Schuld sei? Du weißt ganz genau, dass das meine Schuld ist." „Ich hätte es einfach besser wissen müssen. Wie ist es überhaupt dazu gekommen?", dass er das Thema einfach gewechselt hatte, merkte ich in diesem Moment nicht einmal wirklich.
„Ich hab einfach Angst. Ich will mich auf dich einlassen können, aber ich hab so Angst vor den Konsequenzen und davor, dass ich meine Kollegen hintergehe." als ich das aussprach fing ich noch mehr an zu weinen und zu zittern.
„Lass uns morgen nochmal ganz in Ruhe drüber sprechen, okay? Zwing dich zu nichts, was du nicht wirklich möchtest und wenn du mehr Zeit brauchst, dann warte ich auf dich." versuchte Ezra mich zu beruhigen.
Es bewirkte leider das genaue Gegenteil. Erst nickte ich, dann brachte ich allerdings kaum noch ein Wort raus, die Tränen hatten die Überhand genommen. „Ich will das, ich versteh nur nicht warum du das auch willst." schniefte ich, meine Stimme zitterte.
„Ich mag dich wirklich sehr gerne, Marlon. Einen weiteren Grund brauch ich nicht. Ich werde dir das morgen genauer erklären, lass uns jetzt schlafen gehen." bot er mir an und ich nickte. Er hatte recht, ich war viel zu fertig, als dass wir noch ein sinnvolles Gespräch führen konnten.
Ezra gab mir ein Taschentuch, mit welchen ich meine Tränen wegwischte und dann meine Nase putze. Danach klammerte ich mich wieder an ihn ran und ließ mich von seinem Geruch benebeln.
Am nächsten Morgen wachte ich erst ziemlich spät auf und lag alleine in einem großen Bett. Ziemlich schnell kamen die Erinnerung vom letzten Abend wieder und ich fragte mich wo Ezra war.
Irgendwann fand ich einen Zettel auf dem Nachtisch, ich nahm in und faltete ihn auf.
Ich musste leider schon zur Arbeit, ich versuche so früh wie möglich wieder zurück zu sein. Bitte warte bis dahin auf mich, ja? Sobald ich wieder da bin können wir gerne über gestern Abend sprechen. Ich hoffe dir geht es ein wenig besser.
In der Küche dürfte Bruno auf dich warten, ich hatte dir gestern von ihm erzählt. Falls du vergessen hast warum er da ist, dann erklärt er es dir auch nochmal.
Ich denk an dich
EzraDen Zettel würde ich behalten, alleine schon wegen dem „Ich denk an dich". Es befand sich also jemand fremdes in diesem Haus, während ich friedlich geschlafen hatte?
Ich begab mich in die Küche und dort war tatsächlich ein etwas älterer Mann, der gerade durch die Schubladen wühlte. Wenn ich nicht wissen würde, dass er da ist, dann würde ich mit großer Wahrscheinlichkeit denken, dass er gerade Ezras Lebensmittel klauen würde. Was wohl ein ziemlich dummer Diebstahl wäre, zumindest um in ein Haus einzubrechen.
„Hallo, sind Sie Bruno?" fragte ich vorsichtig, mit dem Versuch den Mann nicht zu erschrecken. Der Mann drehte sich zu mir um und ein kleines Lächeln begann sich auf seinem Gesicht auszubreiten. „Guten Morgen, Sie müssen Marlon sein. Sie können ruhig du zu mir sagen." begrüßte er mich und stand auf, um mir die Hand zu geben.
„Ah, danke, du kannst mich auch ruhig duzen." lachte ich verlegen und reichte auch ihm meine Hand. Mit einem festen Händedruck schüttelte er meine Hand, bis er wieder zurück zu den Schubladen ging.
„Was machst du da eigentlich?" fragte ich und begann etwas zu frühstücken zu suchen. „Ich soll nochmal die Küche durchsuchen, wegen gestern. Ich soll dir sagen, dass er nicht sauer auf dich ist. Was ein Glück." erklärte er mir.
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Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)
Short StoryMarlon ist Polizist und gerät eines Tages zufällig in eine Geiselübergabe. Dort trifft er auf einen gesuchten Schwerverbrecher, welcher ein gewisses Interesse an ihm pflegt. Gleichzeitig ist er einer der wenigen Menschen, die ihn selber nicht nur al...