„Würde dann nicht sofort klarwerden, dass wir irgendwas miteinander zutun haben?" überlegte ich und schaute Ezra unsicher an.
„Lass das mal alles meine Sorge sein. Mich interessiert viel mehr wie es dir geht und wie du mit deinem Entzug voran kommst." so brach Ezra das Thema ab und drehte das Gespräch wieder auf mich.
„Na gut... Es ist anstrengend, wirklich anstrengend, aber ich denke ich bin bis jetzt ganz gut dabei. Ich geh joggen, hab wieder angefangen zu lesen und auf deine Empfehlung hin trinke ich jetzt mehr Kaffee." erzählte ich ihm und schaute wieder Richtung Boden.
Ich hasste es über das Thema zu sprechen. „Du kannst wirklich stolz auf dich sein. Denk dran, irgendwann geht es wieder Bergauf." versuchte Ezra mich aufzumuntern.
Nachdem ich eine Weile auf den Boden geschaut hatte, schaute ich ihn jetzt mit festem Blick an „Ich möchte mehr über dich wissen." stellte ich mit fester Stimme fest.
Ezra hatte damit sichtlich nicht gerechnet und hob verwirrt die Augenbrauen. „Wie kommst du denn jetzt darauf?" fragte er mich verwirrt.
„Du weißt, dass ich das schon länger möchte und gerade wenn wir so viel über mich reden, stört es mich, wenn ich nichts über dich weiß." stellte ich klar und schaute ihn erwartungsvoll an.
Ezra seufzte und schien eine Zeit lang zu überlegen. „Ich werd dich zu nichts zwingen." stellte ich klar, woraufhin er lachte „Du? Mich? Das will ich sehen.".
„Was willst du überhaupt über mich wissen?" fragte er mich, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. „Vieles, zum Beispiel wie alt du bist." überlegte ich.
„27, mehr kann ich dir heute aber nicht verraten, ich muss erst darüber nachdenken. Beim nächsten Mal, versprochen." „Du hältst dein Versprechen besser." drohte ich ihm, woraufhin ich wieder ein schmunzeln unter seiner Maske erkannte.
„Was hältst du hiervon als Entschuldigung?" flüsterte Ezra schon fast, weshalb ich automatisch näher zu ihm rückte. Er nahm vorsichtig meine Hände und führte sie hoch zu seinem Gesicht und strich mit unseren Fingern langsam die Maske von seinem Gesicht.
Innerlich viel mir die Kinnlade von dieser Geste runter. Ich riss aber nur meine Augen auf und versuchte meine Fassung zu waren. Er war wirklich hübsch.
Ezra hatte passend zu seiner Statur ein recht kantiges Gesicht und auf seiner linken Wange hatte sich eine größere Narbe gebildet. Sein Lächeln war für kurze Zeit verschwunden und erst jetzt merkte ich, dass er mich unsicher anstarrte.
„Da ist die hässliche Narbe." lachte er, wobei seine Augen nicht mitlachten. Wundern tat es mich aber auch nicht, ich hatte mich schließlich über ihn lustig gemacht.
„Die ist doch nicht hässlich." stammelte ich verwirrt. „Ach ja? Willst du sie mal anfassen?" fragte er woraufhin ich nickte. Ezra hielt meine Hände immer noch fest und führte meine Hand zu seiner Wange.
Er strich mit meinen Fingern vorsichtig über die Narbe, ehe er seinen Kopf in meine Handfläche ablegte und mich erwartungsvoll anschaute.
„Willst du erzählen wie das passiert ist?" fragte ich vorsichtig, mit meinem Daumen hatte ich angefangen über seine Wange zu streicheln, während Ezra meine Hände immernoch fest in seinen hielt.
„Man hat mir ein Messer in die Wange gerammt, verbirgt sich keine dramatische Geschichte hinter." „Ich finde das dramatisch genug." stellte ich fest. Warum spielte er das jetzt so runter?
„Ich weiß nicht, ob die andere Narbe noch da ist, aber auf der anderen Seite sollte noch die Stelle zu sehen sein, wo das Messer wieder rauskam." überlegte Ezra und drehte seinen Kopf etwas in die andere Richtung.
„Das ist wieder rausgekommen?! Oh ja, ein bisschen sieht man es." vorsichtig legte ich auch meine andere Hand an seine Wange und strich vorsichtig über die Narbe.
Ezra lächelte verlegen und schien den Moment zu genießen oder es wenigstens zu versuchen. „Findest du die Narben hässlich?" fragte ich ihn jetzt, da es für ihn ein wichtiges Thema zu sein schien.
„Ich hab mich dran gewöhnt, das Problem ist eher, dass ich damit überall erkannt werden könnte." „Macht Sinn... Tat es sehr weh?" fragte ich vorsichtig.
Ezra nahm meine Hände wieder und zog sie auf seinen Schoß, erst dann sprach er weiter. „Natürlich, vor allem als er es wieder rausgezogen hat." er schien eine Zeit lang in Gedanken zu sein.
„Hast du schon was gegessen?" fragte er nach einer Weile und ich schüttelte verwirrt den Kopf. „Hast du was hier, was ich dir machen kann?" fragte er weiter, dann stand er auf und ging in meine Küche.
Eine Zeit lang saß ich verwirrt da. Hatte ich was falsches gesagt? Was war das gerade überhaupt für ein Moment? Warum waren wir uns plötzlich so nah? Warum genoss ich das so sehr? Und warum vermisste ich es jetzt schon?
Ich stand auf und folgte Ezra in meine Küche. Dieser kramte schon verschiedene Sachen aus meinen Schubladen. Wollte er jetzt wirklich kochen?
„Ich kann auch kochen, weißt du? Ich hab dich schließlich auch eingeladen." versuchte ich ihn zu überzeugen mich kochen zu lassen. Ezra scheuchte mich allerdings einfach aus meiner Küche raus.
Zurück in meinem Wohnzimmer legte ich mich auf mein Sofa. Und jetzt? Ezra will für mich kochen? Wie darf ich mir das vorstellen?
Nach einer Weile, in welcher ich mich einfach auf meinem Sofa ausgeruht hatte, kam Ezra wieder. „Kommst du?" fragte er und wartete auf mich im Türrahmen.
Ich raffte mich wieder auf und folgte Ezra an meinen kleinen Esstisch. „Du hattest alles für Nudeln da, also war ich so frei und hab sie benutzt." erklärte er mir und setzte sich.
Ich setzt mich gegenüber von ihm hin. „Alles gut, ich hatte die eigentlich auch für heute gekauft, aber ich dachte du würdest nichts mit mir essen, wegen der Maske." er nickte und schenkte mir ein Lächeln.
Ein Schweigen breitete sich aus, ob es unangenehm war konnte ich nicht wirklich sagen. Wir aßen beide stumm vor uns hin und genossen die Anwesenheit des anderen.
„Warum machst du das alles?" fragte ich irgendwann und Ezra schaute auf. „Das hab ich dir schonmal gesagt. Du hast mir allerdings nie gesagt, ob du dich nur rein beruflich mit mir triffst." stellte er fest und guckte mich erwartungsvoll an.
War das nicht klar!? Ich wollte ihm garnicht antworten, er sollte sich darauf nichts einbilden. „Ich denke das weißt du." „Ich will's von dir hören." drängte er mich weiter.
„Natürlich treffe ich mich nicht nur wegen der Arbeit mit dir." seufzte ich und Ezra nickte zufrieden. „Siehst du." meinte er und konzentrierte sich wieder auf sein Essen. Das klang ja schon fast wie ein Geständnis.
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Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)
Storie breviMarlon ist Polizist und gerät eines Tages zufällig in eine Geiselübergabe. Dort trifft er auf einen gesuchten Schwerverbrecher, welcher ein gewisses Interesse an ihm pflegt. Gleichzeitig ist er einer der wenigen Menschen, die ihn selber nicht nur al...