Das Ruckeln der Kutsche, in der Rhana und Lewin Platz genommen hatten, machte sie zunehmend nervöser. Sie wusste, dass sie sich dem Herrschaftssitz in den Nordlanden näherten, doch bereit dafür fühlte sie sich nicht.
Obwohl Idris ihr die letzten zwei Wochen neben Etikette und Tanzen auch die wichtigen Persönlichkeiten der Nordlande erklärt hatte und Rhana sogar einen Abstecher nach Savrana gemacht hatte, um die Bücher ihrer Handelsgesellschaft auszuleihen, hatte sie das Gefühl, etwas vergessen zu haben.
Lewin legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel und strich über das himmelblaue Kleid, das ihren Körper umspielte wie Wasser. Ein Geschenk von Idris, von dem Lewin nichts wusste. »Ich bin da«, versicherte er ihr beruhigend.
Allerdings halte das Rhana nur bedingt. Bei den Übungen hatte er sich teilweise nicht gut angestellt. Als Adliger aus den Aüdlanden glaubte er zu wissen, wie er sich zu geben hatte und Rhana machte sich Sorgen, dass das noch zu Problemen führte. Während ihrer Aufgabe konnte sie nicht auch noch Babysitter spielen.
Sie hatte das Ziel an Fürst Javar Rudonin heranzukommen und einen Handel mit ihm einzugehen. Das war das Wichtigste und dabei musste sie sehr vorsichtig sein.
Yuvan würde mit Lotta anwesend sein, doch was Rhana wirklich beruhigt, war die Tatsache, das scheinbar sogar Idris anwesend war.
Wie er auf das Fest kommen würde, hatte er ihr nicht verraten, doch sie musste so tun, als würde sie ihn nicht kennen.
Yuvan war davon gar nicht begeistert gewesen, doch Rhana verstand noch immer nicht, wie deren Beziehung war. Auch, weil sie in den letzten Tagen Lir viel mit Idris gesehen hatte. Jeden Morgen unter ihrem Fenster. Dort hatten sie Schwertkampf geübt. In einer solchen Schnelligkeit, dass Rhana kaum hinterher gekommen war.
Als Rhana bemerkte, dass ihre Gedanken um Idris kreisten, spürte sie Hitze in ihr Gesicht steigen. Wieso war das in letzter Zeit immer so? Konnte sie nicht an andere Dinge denken?
Aber Idris war so spannend und mysteriös.
Rhanas Gedanken waren so gewandert, dass Lewin sie völlig unerwartet traf, als er sagte: »Wir sind gleich da.«
Sofort blickte Rhana zum Fenster, zog den leichten Vorhang zur Seite und musterte die Umgebung. Hier war alles so anders als in Savrana. Noch nie hatte sie so viel Wiese und Bäume gesehen, doch richtig genießen konnte sie es nicht. Sie war einfach zu aufgeregt.
Als sie schließlich hielten, öffnete ihnen Soraya die Kutschentür. Sie war als ihre Kutscherin eingesprungen, damit sie dafür sorgen konnte, dass sie auch sicher ankamen. Der Weg aus dem Gebirge bis nach Kavalare war recht weit gewesen, doch zum Glück war nichts geschehen.
Lewin stieg zuerst aus, bevor er Rhana eine Hand reichte.
Diese trug ein wunderschönes, blaues Seidenkleid, das sie leicht raffte, um nicht die wenigen Stufen der Kutsche hinabzufallen oder es gar kaputt zu machen.
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Die Akademie der Drachen - Das Mal des Todes (Band 1)
FantasyBand 1 der geplanten Dilogie. Rhana ist bald 18 und erbt die Handelsgesellschaft ihres verstorbenen Vaters. Allerdings läuft nicht alles so, wie sie es sich gewünscht hatte. Stattdessen bekommt sie eine Einladung der Königin von Savrana, die sie mit...