Rhana blinzelte, als ein süßer Geruch ihr in die Nase drang.
Sie schreckte aus dem Halbschlaf, in den sie verfallen war, hoch und sah sich keuchend im Zimmer um.
Überall funkelte und schimmerte es, sodass sie glaubte, sie müsste noch träumen, bis sie sich daran erinnerte, dass sie in Idris Zimmer kam.
»Entschuldige, habe ich dich geweckt?«, fragte Idris besorgte Stimme und als sie aufsah, bemerkte sie, wie er in den Raum trat. In der Hand einen kleinen Teller mit einem Stück Honigkuchen, das den süßen Duft ausstrahlte.
»Ja, aber ich hab genug geschlafen«, sagte sie, denn sie fühlte sich nicht mehr müde.
Idris lächelte und reichte ihr den Teller, auf dem eine kleine Gabel lag. »Wie fühlst du dich?«, fragte er und ließ sich neben Rhana auf das Bett nieder. Sofort bewegte sich die weiche Matratze, doch Rhana gelang es, normal sitzenzubleiben.
»Erschöpft«, antwortete Rhana, die den Tee entgegennahm, den Idris ihr reichte. Er kümmerte sich so rührend um sie, dass Rhana ein schlechtes Gewissen bekam. Sie sollte ihm wirklich sagen, was vorgefallen war. Vielleicht konnte er ihr auch einen Rat geben.
Rhana hätte lieber ihren Bruder gefragt, denn mit Beziehungen außerhalb der Familie hatte sie so ihre Probleme. Idris kam dem, was sie einen guten Freund nennen würde, vermutlich am nächsten. Was daran lag, dass sie in ihrer Vergangenheit mit Freunden viele schlechte Erfahrungen gemacht hatte.
Gerade in Savrana hatten viele sich mit ihr abgegeben, weil sie Vorteile erhofften. Ob es Rabatte beim Einkaufen oder Steigerung des Ansehens war.
»Du kannst gern so lange hierbleiben, bis du dich erholt hast«, bot Idris an. »Ich habe bereits alles mit Mutter geklärt. Wenn es nicht besser wird, untersucht sie dich auch«, erklärte er, was Rhana ein leichtes Lächeln entlockte.
»Das ist lieb, aber ... ich bin körperlich nicht verletzt«, versicherte sie noch einmal. Ihre Verletzung war seelisch und nicht leicht zu heilen.
Idris musterte sie von der Seite, während Rhana weiterhin starr in die Tasse blickte, um ihn nicht ansehen zu müssen.
»Deine Formulierung«, sagte er langsam, was Rhana ertappt zucken ließ.
Sie spürte das Bedürfnis, darüber zu sprechen, doch sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte.
Vorsichtig befeuchtete sie sich die Lippen, bevor sie leise flüsterte: »Ich habe Angst.«
Idris blickte überrascht auf und musterte sie nun noch eingängiger. »Wovor?«, fragte er skeptisch, als könnte er ihr nicht ganz folgen.
Rhana biss sich auf die Lippen und überlegte, wie sie es sagen sollte. »Auf dem Fest«, brachte sie leise hervor, wobei sie sich fragte, ob Idris sie überhaupt hören konnte. Sie selbst verstand ihre Stimme kaum. »Lewin war sehr, sehr eifersüchtig«, brachte sie hervor, konnte jedoch die Sache nicht näher benennen. Schon diese Aussage sorgte dafür, dass sich alle ihre Härchen aufstellten und sie damit rechnete, dass Lewin es herausfand und erneut wütend wurde.
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Die Akademie der Drachen - Das Mal des Todes (Band 1)
FantasyBand 1 der geplanten Dilogie. Rhana ist bald 18 und erbt die Handelsgesellschaft ihres verstorbenen Vaters. Allerdings läuft nicht alles so, wie sie es sich gewünscht hatte. Stattdessen bekommt sie eine Einladung der Königin von Savrana, die sie mit...