Als sie das Gebirge verließen, konnte Rhana unter sich nichts mehr erkennen, so hoch waren sie. Immer wieder verdeckten Wolken ihre Sicht und ansonsten erkannte sie lediglich weite Wälder und nur vereinzelt Wiesen. Immer mal wieder ragten kleinere Berge auf, die jedoch kaum mit der Gebirgskette der Drachen mithalten konnte.
»Wir werden in der Nähe des Passes landen«, erklärte Idris, was Rhana nicht wunderte. Sie hätte es sogar verstanden, wenn Freya noch im Gebirge gelandet wäre, um nicht aufzufallen. So fand sie es jetzt bereits etwas gewagt. Wer wusste schon, wer sie sehen konnte.
Allerdings schien Idris das nicht zum ersten Mal zu machen. Im Gegensatz zu Rhana, weshalb sie schwieg.
Als Freya jedoch in den Landeanflug überging, spürte sie ein Kribbeln im Bauch, das ihr nicht gefiel. Für einen kurzen Moment machte sich Angst in ihr breit, doch dann griff Idris sie fester. »Nach vorn lehnen«, hauchte er in ihr Ohr und schob sie so, dass sie sich nach vorn lehnen musste. Ihr Sitz wurde plötzlich viel fester.
Die Position half ihr das Gefühl zu fallen zu verlieren und das Kribbeln der Angst wurde weniger.
Rhana entschloss sich dazu, wenn sie zurückflogen, mehr darauf zu schien, wie Idris seinen Drachen dirigierte und auf ihn saß. Sicherlich konnte sie davon etwas lernen.
Jetzt aber musste sie erst einmal mit dem Aufprall klarkommen, der sie ganz schon durchrüttelte.
Von außen sah es zwar immer sanft und elegant aus, doch für Rhana war das nicht sonderlich angenehm.
Hinter ihr hörte sie Idris leise lachen, doch er sagte nichts, als er sich zuerst von Freya schwang. Dabei bewegte sich diese noch, was Rhana einen überraschten Laut ausstoßen ließ. Plötzlich war der Schutz in ihrem Rücken weg, was dafür sorgte, dass sie Panik bekam und sich festhalten, während sie darauf wartete, dass sich Freya soweit zu Boden senkte, dass Rhana absteigen konnte.
Doch auch, als sie zum Stehen kam, krallte sich Rhana noch immer fest. Ihr Herz schlug wild, während sie versuchte den verkrampften Griff zu lösen. Ihr Körper stand so unter Strom durch dieses plötzliche Ereignis, dass sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte.
»Komm her«, forderte Idris und hielt die Arme in ihre Richtung einladend auf.
Als Rhana angespannt ihren Kopf in seine Richtung drehte, spürte sie das plötzliche Bedürfnis dort zu sein. Zurück bei ihrem sicheren Anker, auch wenn das Quatsch war. Trotzdem schaffte sie es, die Finger zu lösen und langsam von Freya zu rutschen, nur um förmlich in seine Arme zu fallen. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding.
Idris machte ein beruhigendes Geräusch, während er sie in den Armen hielt. »Beim ersten Mal ist es immer anstrengend«, versicherte er. Rhana stellte schnell fest, dass ihre Beine nicht nur wegen des Landens so zitterten. Sie spürte jeden Muskel darin. Als wäre sie das erste Mal seit längerer Zeit wieder auf einem Kamel geritten.
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Die Akademie der Drachen - Das Mal des Todes (Band 1)
FantasyBand 1 der geplanten Dilogie. Rhana ist bald 18 und erbt die Handelsgesellschaft ihres verstorbenen Vaters. Allerdings läuft nicht alles so, wie sie es sich gewünscht hatte. Stattdessen bekommt sie eine Einladung der Königin von Savrana, die sie mit...