Rhana starrte auf die beiden Messer, die sie in ihrer Hand hielt. Idris nannte sie Schmetterlingsschwerter, doch für Rhana sahen sie aus wie längere Messer.
Die beiden Klingen waren breit und einschneidig. Zudem so lang wie ihr Unterarm. Das Heft war von Parierbügeln umgeben, weshalb Idris der Meinung gewesen war, es wäre eine gute Waffe für sie.
Rhana wandte sich zu Idris um, der hinter ihr stand und sie beobachtete. »Glaubst du wirklich, dass sie für mich geeignet sind?«, fragte sie, obwohl sie selbst nach einer Waffe zum Angriff gefragt hatte.
»Meiner Meinung nach reicht dein Schild, aber du wolltest unbedingt«, bemerkte er und schmunzelte, als würde er sie ärgern wollen.
Rhana blickte auf das glänzende Metall und schluckte schwer. Als sie nach einer Waffe zum Angriff gefragt hatte, hatte sie irgendwie mit etwas weniger Gefährlichem gerechnet. Mit einem Stab oder einer Keule. Aber diese Dinger waren scharf. Damit würde Blut fließen, das wollte sie nicht.
»Machst du das, um mich zu ärgern?«, wollte Rhana wissen, der es nicht einmal gefiel, diese scharfen Waffen zu tragen.
»Nein. Ich möchte nur, dass du verstehst, was es heißt, eine gefährliche Waffe zu tragen«, bemerkte Idris recht nüchtern.
Rhana zwang sich dazu, sich langsam auf das Gestell mit den Waffen zuzubewegen und die Klingen zurückzustellen. »Ich möchte lieber etwas ohne Klingen«, bemerkte sie und blickte mit großen Augen zu Idris.
Dieser schmunzelte. »Ja. Das passt auch besser zu dir«, sagte er gut gelaunt, bevor er auf das Gestell zuschlenderte und zwei längere Stäbe hervorzog. Rhana erkannte, dass sie im Rechtenwinkel eine Art Griff besaßen. »Diese hier nennt man Tonfa«, sagte er und reichte sie Rhana.
Diese nahm die Griffe und besaß sich das Holz. Es fühlte sich seltsam an und sie verstand auch nicht genau, was sie damit anfangen sollte.
Idris betrachtete ihre Reaktion und schmunzelte. »Sieh doch einfach ein, dass eine Waffe nichts für dich ist«, neckte er noch einmal, was dafür sorgte, dass Rhana ihn böse ansah. »Außerdem bringt eine solche Waffe gegen einen Artefaktnutzer auch nichts.«
Rhana verzog die Lippen. »Und wie soll ich dann angreifen?«, fragte sie, während sie sich einen kurzen Moment vorstellte, wie sie mit diesen Tonfa Lewin schlug, wenn er ihr zu nah kam. Es gab ihr ein gutes Gefühl, auch wenn sie genau wusste, dass sie nicht in der Lage sein würde, jemanden wirklich zu verletzen. Scheinbar wusste das auch Idris. Vermutlich war er nur mit ihr hier draußen, damit sie auf andere Gedanken kam.
Plötzlich wurde Idris ernst. »Ich verstehe deinen Wunsch danach, dich zu verteidigen«, sagte er und legte ihr eine Hand auf die Schultern. »Aber tu nichts, was du nicht tun willst. Manchmal ist es besser, wenn man gar nicht erst die Möglichkeit hat, gefährlich zu werden«, sagte er eindringlich. Rhana verstand nicht ganz, was er ihr damit sagen wollte, doch den Schmerz in seiner Stimme konnte sie durchaus hören.
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Die Akademie der Drachen - Das Mal des Todes (Band 1)
FantasyBand 1 der geplanten Dilogie. Rhana ist bald 18 und erbt die Handelsgesellschaft ihres verstorbenen Vaters. Allerdings läuft nicht alles so, wie sie es sich gewünscht hatte. Stattdessen bekommt sie eine Einladung der Königin von Savrana, die sie mit...