Rhana spürte, dass sich der Nebel, der ihren Kopf eingenommen hatte, langsam klärte. Obwohl ihr Körper sich noch immer bleischwer anfühlte und sie kaum einen Muskel bewegen konnte, schaffte sie es doch irgendwie, ihre Lider dazu zu bewegen, sich zu öffnen.
Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war Fürst Javar, der auf sie zugekommen war. Dann musste sie das Bewusstsein verloren haben.
Umso überraschter war sie, als sie an eine Decke starrte, die ihr bekannt vorkam.
Eine graue Steindecke, die mit Bildern bemalt war, um nicht zu trist zu wirken. Trotzdem konnte Rhana sehr deutlich erkennen, dass sie sich in einer Höhle befand.
Etwas Warmes, Weiches berührte ihre Wange und stupste sie auffordernd an. Als Rhana den Kopf drehte, traute sie zuerst ihren Augen nicht. Es war Kaza, die mit ihren Vorderpfoten auf dem Bett stand und ihre Schnauze schnuppernd und stupsend gegen ihre Wange drückte. Nur war sie viel größer als bei Rhanas Abreise.
Diese versuchte, die Hand zu heben, um Kaza zu streicheln, während sie sich fragte, wie lange sie ohnmächtig gewesen war. Es musste Wochen, wenn nicht sogar Jahre gewesen sein, wenn Kaza mittlerweile so groß war wie ein Wüstenwolf.
Rhana griff sich an den Kopf, als sich dort ein Stechen breitmachte und ihr kurz schwindlig wurde.
Kaza gab ein leises Fiepen von sich und drückte ihren Kopf etwas an Rhana. Diese streichelte sanft den Hals des Tieres.
Ein leises Geräusch erklang, doch als Rhana den Kopf drehte, wurde ihr erneut schwummrig, sodass sie nicht sofort erkannte, was los war. Lediglich eine großgewachsene Gestalt konnte sie erkennen. Sie betrat den Raum, dann musste Rhana die Augen schließen, weil sie zu sehr schmerzten. »Du musst dich ausruhen«, erklang eine tiefe Stimme, die sie zuerst für Idris hielt. Aber nur für einen Augenblick. Vermutlich, weil sie es sich gewünscht hatte. Allerdings konnte sie diese schnell Lir zuordnen.
»Was ist passiert?«, zwang sich Rhana keuchend zu fragen. Ihre Stimme machte kaum mit. »Wie geht es Idris?«
Wollte sie die Antwort überhaupt wissen? Was, wenn er es nicht überlebt hatte?
»Es geht ihm den Umständen entsprechend. Er wird es überleben«, erwiderte Lir mit ruhiger Stimme.
Rhana hielt die Luft an, während sie sich der Worte bewusst wurden. Erleichterung packte sie. So stark, dass ihr sogar die Tränen kamen.
Rhana sammelte all ihre Kraft und setzte sich auf, bevor sie langsam die Beine über das Bett schob. Obwohl sie sich noch nicht danach fühlte, zu laufen, war sie fest entschlossen. »Kann ich ihn sehen?«, fragte sie, denn sie musste sich davon überzeugen, dass Lir die Wahrheit sagte.
Diese wirkte zuerst, als würde er ihre Bitte ablehnen wollen, doch dann fuhr er sich durch die Haare und stieß die Luft aus. »Na gut«, brummte er nicht begeistert. »Er will dich auch sehen. Aber mach vorsichtig«, gab er sich schließlich geschlagen und reichte Rhana die Hand, um ihr auf zu helfen.
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Die Akademie der Drachen - Das Mal des Todes (Band 1)
FantasyBand 1 der geplanten Dilogie. Rhana ist bald 18 und erbt die Handelsgesellschaft ihres verstorbenen Vaters. Allerdings läuft nicht alles so, wie sie es sich gewünscht hatte. Stattdessen bekommt sie eine Einladung der Königin von Savrana, die sie mit...