Als Rhana erwachte, fühlte sie sich überraschend leicht. Sowohl ihr Körper als auch ihr Geist fühlten sich anders an, auch wenn sie es schwer beschreiben konnte. Geschärfter und leichter. Irgendwie schwerelos.
Ihre Finger glitten über den seidenen Stoff, auf dem sie lag. Mit dem Bauch.
Rhana runzelte die Stirn. Warum lag sie auf dem Bauch?
Sie erinnerte sich nicht mehr, dass etwas vorgefallen war. Sie wusste jedoch, dass es nicht ihr Bett war. War es Idris? Aber warum war sie hier? Waren nach dem Kampf gegen die verdorbenen Artefakte doch Nachwirkungen aufgetreten?
Rhana hob ihre Hand an ihr Gesicht und musterte diese. Da war nichts. Kein schwarzes Mal. Allerdings fühlte sich auf ihrem Rücken etwas komisch an.
Da war in Kribbeln, das sie nicht ganz zuordnen konnte. Dazu etwas, das sie als das Anspannen von Muskeln deuten würde. Aber welche Muskeln hatte sie am Rücken?
Ein leises Surren erklang, bevor sie plötzlich vom Betz abholen, als würde etwas in ihrem Rücken sie hochziehen.
Ein leiser Schrei verließ ihre Lippen und irgendwo erklang eine Tür, die krachen aufgerissen wurde.
Rhana konnte sich jedoch nur darauf konzentrieren, dass etwas an ihrem Rücken war, das sie herumzog und durch das gesamte Zimmer schleuderte.
Sie wollte ihren Kopf drehen, um nachzusehen, doch es gelang ihr nicht. Ständig wurde ihr Blick von einer Art silbergrauem Schleier blockiert. Dieser schien aber nur an ihrem Rücken zu sein.
»Rhana!« Idris Stimme.
Jemand griff mach ihr und hielt sie, doch das Ziehen an ihrem Rücken blieb. »Beruhig dich«, bat Idris, der sie fest an sich zog.
Die Wärme seiner Brust hüllte Rhana ein, die erst jetzt bemerkte, wie ihr Herz raste.
»Was ist das?«, brachte sie keuchend hervor.
Idris gab ein beruhigendes Geräusch von sich. »Ruhig, Kleines. Es ist alles in Ordnung.«
Rhana wollte widersprechen, doch da sie nicht einmal wusste, was vor sich ging, wusste sie auch nicht, was sie sagen sollte.
»An meinem Rücken«, brachte sie schließlich hervor, wobei ihr klar wurde, dass ihre Stimme anders klang. Weil sie Panik hatte?
»Das bist du«, sagte Idris sanft. »Hör auf, die Muskeln zu bewegen.«
Rhana verstand nicht, was er wollte. Was für Muskeln bewegte sie?
Idris Hand glitt zu ihrem Rücken. »Die hier«, sagte er sanft und drückte seine Hand auf eine Stelle.
Dort, wo es so kribbelte und ihre Muskeln pulsierten. Aber wie sollte sie diese stoppen?
Allein der Gedanke daran sorgte dafür, dass das Kribbeln weniger wurde. Damit ließ auch das Ziehen nach uns Rhana stieß erleichtert die Luft aus.
»Was war das?«, fragte sie erschöpft und blickte zu Idris auf. Dieser schenkte ihr ein schiefes, irgendwie schuldbewusstes Lächeln. Dann hob er sie leicht an, sodass sie auf seinen Armen saß. Auch, wenn Rhana nicht genau verstand, wie das möglich war. Idris war irgendwie größer als sonst oder war sie kleiner?
Schließlich trat er mit ihr vor einen Spiegel, doch Rhana hatte Mühe, zu verstehen, was sie sah.
Auf Idris Arm saß eine junge Frau mit schönen Rundungen, aber einem kleinen Körperbau. Das schwarze Haar wirkte seidig, wenn auch etwas zerzaust. Das eigentlich interessante waren jedoch die libellenartigen Flügel auf dem Rücken der Frau.
Rhanas Mund wurde trocken, als ihr etwas bewusst wurde.
Das war sie.
Sie war die Frau mit den Flügeln, die auf Idris Armen saß.
Aber wie war das möglich? Nur Götterdrachen könnten Feen erschaffen.
Was war passiert, dass ein Götterdrache ausgerechnet sie zu einer Fee gemacht hatte?
»Du kannst dich nicht daran erinnern, wieso du vom Landeplatz gefallen bist, oder?«, wollte Idris besorgt wissen, während er sie durch den Spiegel hinweg anstarrte.
Rhana schüttelte leicht den Kopf, während sie ihre makellose Haut betrachtete. Sie konnte kaum verstehen, das sie das wirklich war.
Gleichzeitig fragte sie sich auch, was Idris damit meinte, dass sie vom Landeplatz gestürzt war. Sie erinnerte sich nur noch daran, dass sie mit Idris von ihrer Mission in den Minen zurückgekehrt war.
»Dann weißt du sicher auch nicht, was mit Lewin ist, oder?«, fragte er weiter und wurde ernst.
Rhana runzelte die Stirn. Lewin. Ein Name, der ihr irgendwie bekannt vorkam und gleichzeitig konnte sie ihn nicht zuordnen. Darum schüttelte sie den Kopf. »Wer soll das sein?«, fragte sie, während sich hinter ihrer Schläfe ein stechender Schmerz breit machte.
Idris stieß die Luft aus. »Du warst mit ihm zusammen. Ich glaube, ihr wolltet reden«, bemerkte er sanft und streichelte ihren Nacken, als wüsste er von ihren Kopfschmerzen.
Rhana versuchte sich zu erinnern, doch es gelang ihr einfach nicht. Stattdessen dröhnte ihr Kopf immer mehr. »Vermutlich wurdet ihr angegriffen«, bemerkte Idris, der Rhana sanft in seine Arme zog. »Denk nicht darüber nach. Es wird dir schon einfallen«, flüsterteer an ihr Ohr. Dabei tat er, als wäre alles in Ordnung, doch er wusste sehr gut, dass es kein Zufall sein konnte, dass sich niemand außer er und seinen Eltern an Lewin erinnern konnte.
Weder Yuvan, Lotta noch Soraya konnten mit diesen Namen etwas anfangen und das beunruhigte Idris sehr. Allerdings musste er sich zuerst einmal um Rhana kümmern. In wenigen Stunden hatte sich ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt und damit konnte er sie nicht alleine lassen.
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Die Akademie der Drachen - Das Mal des Todes (Band 1)
FantasyBand 1 der geplanten Dilogie. Rhana ist bald 18 und erbt die Handelsgesellschaft ihres verstorbenen Vaters. Allerdings läuft nicht alles so, wie sie es sich gewünscht hatte. Stattdessen bekommt sie eine Einladung der Königin von Savrana, die sie mit...