20: Praxis

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Als ich am nächsten Tag aufwachte, war ich etwas entspannter als gestern. Heute waren Verhalten in besonderen Fällen, Sei dein Tier, Kampf und Überleben, Verwandlung und Tiersprachen dran. Darin erhoffte ich mir gute Noten, immerhin war ich zum Beispiel in Verwandlung mittlerweile sehr gut. Der heutige Tag würde also hoffentlich recht einfach werden. Vielleicht mit Ausnahme von der Tiersprachen Prüfung, aber ich hatte mich von Shiva abfragen lassen und war zumindest einigermaßen gut gewesen.

Auch heute begrüßte uns Mr. Blackheart nach dem Frühstück und einer kurzen Anwesenheitskontrolle in der Aula.
„Liebe Schülerinnen und Schüler, erst einmal: Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt den ersten Teil eurer Zwischenprüfungen gestern erfolgreich absolviert! Darauf könnt ihr stolz sein!" Er machte eine kurze Pause, um uns gemeinsam mit den anderen Lehrern zu applaudieren. Ein paar meiner Mitschüler jubelten ebenfalls, aber die meisten waren zu angespannt. Unser Schulleiter merkte es, denn er sprach schnell weiter:
„Also. Der heutige Tag verläuft ähnlich wie der erste, aber es werden immer mehrere von euch gleichzeitig die Prüfung haben. Das bedeutet, die erste Gruppe fängt in Zimmer eins an, die zweite in Zimmer zwei, die dritte in Zimmer drei und so weiter. Ihr werdet allerdings nicht unbedingt im Klassenzimmer bleiben. Aber das seht ihr ja dann. Diesmal werden euch verschiedenste Lehrer von Prüfung zu Prüfung begleiten, da ihr alle gleichzeitig fertig sein werdet. Dann würde ich gar nicht weiter drum herumreden. Die Gruppeneinteilung bekommt ihr oben nochmal gesagt, es ist NICHT die gleiche wie gestern. Und jetzt kommt bitte alle mit."
Wir standen alle auf und drängelten uns zur Treppe durch, den Lehrern hinterher. Als wir es geschafft hatten, uns mehr oder weniger problemlos in zu unseren Gruppen zu begeben, ging es endlich los. Ich, Crowley, June, Luna und Amy, das Wildpferd-Mädchen, waren diesmal gemeinsam in der ersten Gruppe.

In sei dein Tier wurden uns einzeln Fragen zu unserer Tiergestalt gestellt. Ich zum Beispiel sollte erklären, wofür meine Schwanzfedern gut waren. Einfachste Aufgabe überhaupt!
„Damit kann ich in der Luft besser lenken und sie stabilisieren mich beim Landen oder wenn ich etwas in der Luft fangen will." Die Antwort war richtig. Dann sollte ich vorführen, wie ich Beute aus der Luft angriff. Auch wenn es durch die Stoffmaus eines alten Katzenspielzeug nicht sehr realistisch war, bekam ich es relativ gut hin. Ich schaffte auch die folgenden Fragen mit links, auch wenn ich bei der letzten Frage ein paar schiefe Blicke abbekam. Es ging darum, wie Adler-Eier aussahen. Ich gab einfach eine kurze Zusammenfassung des Adler-Buchs, das ich gelesen hatte. Es waren anscheinend mehr Details, als die anderen erwartet hatten. Luna hob eine Augenbraue, sagte aber nichts, denn jetzt war sie dran.
Sie sollte erklären, warum ihr Fell als Nebelparder eine solch spezielle Musterung hatte, wo ihr natürlicher Lebensraum war, was ihre Feinde und was ihre Beutetiere waren. Außerdem wurde sie verschiedenste Sachen zu ihren Jagdtechniken gefragt und sollte anschließend demonstrieren, wie sie sich an ihre Beute anschlich. Ich hätte niemals sie viel über meine Tiergestalt gewusst! Doch dann fiel mir wieder ein, dass Luna ja als Tier aufgewachsen war, weshalb sie sich natürlich besonders gut damit auskannte.
Crowleys Aufgaben waren wieder recht einfach, aber er hatte trotzdem Schwierigkeiten, als er nach der ursprünglichen Herkunft seiner Meisenart gefragt wurde. Allerdings wusste er nicht genau, welche Meisenart er war, was ihm einen strengen Blick von den Prüfern einbrachte. Ich schätzte ihn insgeheim auf eine drei oder vier, also würde er wahrscheinlich nicht durchfallen.
Auch Amy hatte keine Probleme, doch als June an der Reihe war, wurde es interessant.
„Was fressen Sumatra-Tiger in ihrem natürlichen Lebensraum?", wurde sie gefragt. Man sah June an, dass sie die Antwort wusste. Dennoch zögerte sie.
„Also, früher...", sie verzog das Gesicht, als sie an ihre Zeit als Tiger dachte, wo sie mit oihrer verhassten Schwester Summer zusammengelebt hatte, „...früher habe ich meistens Hirsch, Reh oder - als kleinen Snack - ein Huhn gefressen." June verdrehte die Augen und es war deutlich zu sehen, dass sie nicht gern an diese Zeit zurückdachte. Ihre nächsten Fragen waren zum Glück über die Jagdtechniken und vor allem zu ihrem tödlichen Gebiss, sodass June nicht noch schlechtere Laune bekam.
Am Ende schienen alle relativ zufrieden mit sich zu sein. Wir wurden weitergeschickt zum Klassenzimmer zwei, wo Mrs. Twenty uns erwartete. Aber wir blieben nicht im Klassenzimmer, sie führte uns nach draußen. Bei der Kälte! Am Waldrand angekommen sahen wir farbige Bänder in den Bäumen flattern.
„Das ist eure Verhalten-in-besonderen-Fällen-Prüfung. Ihr geht jetzt so schnell ihr könnt durch den Parcours, aber passt auf: Es sind immer wieder Hindernisse eingebaut, teilweise nicht leicht zu entdecken. Also: Crowley geht die grün markierte Strecke, Luna die blaue, Sky die gelbe, Amy die rote und June die weiße!", wies uns Mrs. Twenty an. June verdrehte genervt die Augen.
„Ich mag kein weiß!", motzte sie, doch Mrs. Twenty war das egal.
„Ihr habt eine Dreiviertelstunde Zeit. Danach erwarte ich euch am Ausgang eures Parcours. Und nur als kleiner Tipp: Wir werden euch natürlich beobachten lassen, um sicher zu gehen, dass ihr nicht schummelt. Also versucht es gar nicht erst! Auch über den Baumkronen zu fliegen, ist verboten. Und jetzt bitte verwandeln, ihr dürft nämlich gleich starten." Mit diesen Worten trat unsere Hausmeisterin zurück und grinste uns an. Ich konzentrierte mich, um gleich als Adler abheben zu können. Es dauerte kurz, doch dann waren wir alle bereit.
„Eure Zeit beginnt... JETZT!" Mrs. Twenty aktivierte den Timer auf ihrem Handy. Eine große Tigerin jagte los, wurde beinahe von einem Wildpferd überrannt, dass zu den rot markierten Bäumen galoppierte. Eine Nebelparderin verschwand lautlos im Gebüsch und eine kleine Meise flatterte davon. Nur ich blieb noch sitzen und versuchte zu erkennen, ob sie verfolgt wurden. Es wäre sehr viel einfacher, meine Fehler zu vertuschen, wenn ich wüsste, wer die Beobachter waren. Doch sie hielten sich versteckt, ich konnte sie nicht sehen. Also drückte ich mich vom Boden ab. Meine kräftigen braunen Flügel griffen in die Luft und trugen mich in Richtung der gelb flatternden Bänder. Als ich zwischen den Bäumen hindurchfloss, entdeckte ich immer weitere, es war ein leichtes, ihnen zu folgen. Doch darauf kam es scheinbar gar nicht an. Ich merkte, wie die Büsche dichter wurden und das Blätterdach der Bäume sich langsam absenkte. Über den Bäumen zu fliegen, war nicht erlaubt, also wurde ich gezwungen, tiefer zu gehen und in bodennahem Flug durch den dichten Wald zu fliegen. Das war leichter gesagt als getan, denn hier waren so viele Büsche, Bäume, Sträucher und andere Hindernisse, dass ich mein Tempo deutlich verlangsamen musste, um nirgends gegenzufliegen. Und leider ertönten in diesem Moment Flügelschläge. Da kam etwas auf mich zu! Ich musste mich nicht umsehen, um zu wissen, dass es ein anderer Adler war. Definitiv ein Wandler. Aber er sagte nichts, sondern griff mich ohne Vorwarnung an. Seine scharfen Krallen griffen nach meinem Flügel, doch ich wich zur Seite aus. Dann allerdings hatte ich ein weiteres Problem: vor mir tauchte ein dichtes Gestrüpp auf! Ich konnte also nicht geradeaus fliegen, und links von mir war der fremde Adler, der noch immer versuchte, mich vom Himmel zu holen. Wieder wich ich aus, sodass ich auf seiner anderen Seite war und in letzter Sekunde um das Gestrüpp herumkurven konnte.
Das muss meine erste Prüfung sein! schoss es mir durch den Kopf. Ich überlegte. Die Lehrer wollten wahrscheinlich, dass ich meinen Konkurrenten irgendwie reinlegte oder ihn besiegte oder abhängte oder so. Doch mir fiel spontan etwas viel besseres ein.
Ich öffnete den Schnabel und kreischte, erst hoch, dann immer tiefer, genauso, wie es uns Mr. Jolly beigebracht hatte. Übersetzt hieß mein Schrei etwas wie:
Alles gut, ich komme in Frieden! Ich hörte den Adler wieder näherkommen, er kreischte etwas. Ich musste mich anstrengen, doch schließlich verstand ich etwas von
Du! Böse, Eindringling, weg! Mein Revier! Es ging also ums Revier. Ich kratzte all meine Sprachkenntnisse zusammen und kreischte:
Tut mir leid! Fliege gleich wieder weiter, bleibe nicht hier! Schon weg! Damit gab sich der Fremde scheinbar zufrieden, denn er griff nicht wieder an. Verfolgt wurde ich zwar noch immer, aber aus gespielter Neugier. Ich ignorierte das und ein paar Gleitstrecken später drehte der Fremde ab. Ich war erleichtert, anscheinend war sein gespieltes Revier hier zu Ende. Die erste Aufgabe hatte ich geschafft!
Doch die zweite wurde schwieriger. Das merkte ich, als es plötzlich keine gelben Bänder mehr gab. Durch die Verfolgungsjagd war ich so abgelenkt gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wo die Bänder aufgehört hatten. Außerdem wusste ich nicht mehr genau, woher ich gekommen war, schließlich war ich in Schlangenlinien um alle möglichen Sachen gekurvt. Doch anscheinend sollte das so passieren, denn unter mir entdeckte ich ein einzelnes gelbes Band. Anscheinend war die nächste Aufgabe, zum Weg zurückzufinden. Gar nicht so einfach, und vor allem: extrem zeitaufwendig! Als ich endlich die Strecke mit gelben Markierungen wiederfand, wusste ich instinktiv, dass meine Zeit bald zu Ende war. Ich musste mich beeilen, um rechtzeitig anzukommen! Ich schlug schneller mit den Flügeln, beschleunigte immer mehr und... hielt ruckartig an, als ich plötzlich etwas hörte. Es war ein leises Kichern, zart und doch sehr deutlich klang es durch meinen Kopf.
»Hallo? Ist das meine dritte Aufgabe?«, fragte ich und versuchte, mich auf den fremden Wandler zu konzentrieren.
»Oh, es ist erst der Anfang deiner zukünftigen Aufgabe!«, versprach mir die Stimme leise, in einem säuselnden Ton.
Ich drehte mich um mich selbst, um die Person ausfindig zu machen, doch ich konnte sie selbst mit meinen scharfen Adleraugen nicht erkennen.
»Pass auf:«, flüsterte die Stimme in verschwörerischem Tonfall, »Du musst bei etwas helfen. Eure Schule, nein, ihr alle, die ganze Wandlerwelt ist in Gefahr!«
Ich hielt alarmiert inne. »Aber wieso soll ich helfen? Am besten gehst du zu unserem Schulleiter, er heißt...«
»Ich weiß, wie er heißt.«, unterbrach mich die leise Stimme, »Doch er kann nicht helfen. Du bist der Einzige, der etwas unternehmen kann! Komm heute um Mitternacht zum Windwalker-Baumhaus, dort erfährst du alles weitere. Und erzähl niemandem davon!« Die letzten Sätze hatten einen drohenden Unterton. Das gefiel mir gar nicht!
Und jetzt mach mit deiner Prüfung weiter!, befahl die Stimme. Oh nein, die Prüfung! Wie viel Zeit blieb mir noch? Höchstens ein paar Minuten!
Ich schoss los, die gelben Banner entlang. Wenn ich noch eine dritte Aufgabe gehabt hatte, sah ich sie nicht. Ich war sowieso viel zu schnell, um mich von jemandem verfolgen zu lassen. Meine Flügel gaben alles, ich jagte durch den Wald wie ein Blitz.
Doch instinktiv wusste ich, dass ich es nicht mehr schaffen würde. Meine Zeit war abgelaufen. Fiel ich jetzt durch? Wahrscheinlich stellte ich einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Steinadler auf, als ich aus dem Gebüsch schoss. Wir befanden uns auf der anderen Seite der Schule, Mrs. Twenty, Luna, June, Crowley und Amy standen schon beisammen.
»ICH BIN DA!«, schrie ich atemlos. Meine Mitschüler wirbelten herum und sahen mich an. Mrs. Twenty trat vor.
„Sky. Du bist zehn Minuten zu spät. Ist dir klar, was das heißt?", fragte sie mich. Ich hatte mich inzwischen zurückverwandelt und starrte sie entsetzt an.
„Äh... nein?", meinte ich mit wackliger Stimme, denn natürlich wusste ich genau, dass es nicht gerade positiv auffiel. Was wenn mich Mrs. Twenty deswegen durchfallen ließ?!
„Du bist so lange im Parcours gewesen, dass ich mich ernsthaft frage, ob du diese Prüfung bestanden hast." Sie sah mich an. Ich hielt die Luft an und wagte nicht, mich zu bewegen. Würde sie mir jetzt direkt sagen, dass ich es nicht geschafft hatte und die Prüfungen abbrechen konnte? Würde sie mich in meine Hütte schicken, damit ich meine Sachen packte und auf die nächste Erstjahresklasse wartete?
„Wir werden das sicherlich im Kollegium diskutieren. Und ich rate dir dringend, in den anderen Fächern mit Bestnoten zu bestehen. Sonst ist es hier vorbei." Ich atmete auf. Zumindest war ich noch nicht rausgeworfen worden! Vielleicht sollte ich mich mal ein bisschen bei den Lehrern Einschleimen, damit die Diskussion zu meinem Vorteil verlief? Egal, jetzt zählte nur noch, was ich in den anderen Fächern geleistet hatte oder noch leisten würde. Ich musste gut sein. Ich musste einfach.
Aber als nächstes war Tiersprachen dran. Ich kam direkt nach Luna an die Reihe. Auch wenn ich vorhin ein paar Worte mit dem fremden Adler gewechselt hatte, die Aufgaben von Mr. Jolly würden sicherlich schwerer werden! Aber ich hatte jetzt extremen Druck.
„Was heißt "Achtung, Gefahr" auf Möwisch?", feuerte er seine erste Frage auf mich ab. Ich stieß einen tiefen Laut aus und danach zwei kurze Töne schnell hintereinander. Wahrscheinlich klang es ziemlich komisch, aber hoffentlich verstand man mich!
„Du klingst, als wärst du gegen eine Klippe geflogen! Vollgas und Bumm!", erklärte mir mein Lehrer. June, Crowley, Luna und Amy kicherten. Ich zog den Kopf ein. Das mit der Versetzung würde schwerer werden als gedacht!
„Aber man versteht dich einigermaßen, auch wenn es klingt, als hättest du einen zu viel auf den Kopf gekriegt!", erklärte Mr. Jolly. Ich hoffte einfach, dass er es trotzdem gelten ließ. Die nächsten Aufgaben klangen angeblich, als würde ich mich langsam von dem Aufprall erholen. Ich interpretierte das so, dass ich mich verbesserte. Als letztes sollte ich „Krebsparty in der Brandung! Alle man herkommen!" übersetzen. Ich brauchte etwas, bis mir die Wörter für „Krebsparty" und „Brandung" wieder einfielen, doch dann schaffte ich sogar eine fast perfekte Aussprache. Mr Jollys Kommentar war:
„Die Möwe wurde aus dem Krankenhaus entlassen" Dann lachten er und meine Mitschüler sich schlapp. Alles in allem schien er zu denken, ich hätte einfach etwas gebraucht, um meine Nervosität zu überwinden. Ich hatte nicht vor, ihn eines Besseren zu belehren. Also bekam ich hoffentlich eine einigermaßen gute Note. Amy schlug sich nicht schlecht, aber dafür hatte Crowley Schwierigkeiten und übersetzte „Ich liebe den leichten Wind hier" mit „Zieh mich bitte am Schnabel". Auch wenn es auf Möwisch ähnlich klang, hörte man den Unterschied deutlich. Dennoch war nicht die Rede davon, dass irgendjemand durchfiel.

Als wir auch die Verwandlungsprüfung geschafft hatten – ich hatte die ägyptische Teilverwandlung, einen Tierkopf auf dem Menschenkörper, innerhalb von dreißig Sekunden machen müssen – kam als letztes die Kampf-und-Überleben-Prüfung dran. Vor der hatte ich ein bisschen Respekt, denn dafür trafen sich alle Schüler und Lehrer wieder in der großen Arena. Mr. Blackheart trat vor und rief erste Schüler und deren Kampfpartner auf. Zu seinem Pech kam Crowley direkt als erster dran, er sollte gegen Faeye kämpfen. Als die das hörte, stöhnte sie auf. Klar, sie war als Bienenelfe der kleinste Vogel der Welt und würde wahrscheinlich vor allem aufpassen müssen, dass Crowley sie nicht verschluckte. Generell waren ihre Kampfnoten nicht so außerordentlich gut, wie sie mir mal verraten hatte.
Doch ich hatte das Kolibri-Mädchen unterschätzt. Am Ende war klar, dass Crowley verloren hatte, auch wenn er wirklich nicht schlecht gewesen war. Die nächsten Kämpfe liefen wohl sehr spektakulär ab, doch leider bekam ich davon nichts mit. Ich war zu nervös und knabberte die ganze Zeit auf meiner Lippe herum. Gegen wen ich wohl antreten würde? Doch ich konnte nicht allzu lange überlegen, schon tönte wieder Mr. Blackhearts Stimme durch die Arena.

„Danke euch beiden. Als nächstes bitte Sky gegen Avery!" Okay, gut! Avery war zierlich und nicht allzu stark, als Mensch konnte ich sie bestimmt besiegen! Die Gestalt war frei wählbar, und Avery wusste scheinbar, worauf ich es anlegte. Kaum ertönte das Signal, schwang sie sich als Eule in die Luft. Beim großen Wind! Ich musste natürlich hinterher. Als ich sie eine Weile lang durch die Arena gejagt hatte, schien es ihr zu langweilig zu werden. Also schoss sie plötzlich im Sturzflug nach unten, bremste ab und verwandelte sich noch im Fall, sodass sie geduckt auf ihrem Kleid aufkam. Die Jungs wandten sich rasch ab, während sie es überwarf und ich ebenfalls zur Landung ansetzte. Mich im Flug zu verwandeln, schaffte ich allerdings nicht. Als ich mir endlich die Hose überstreifte, war Avery schon aufgesprungen und rannte auf mich zu, sie wollte mich scheinbar umwerfen. Ich schaffte es im letzten Moment, mich zur Seite wegzudrehen, sodass sie ins Leere griff und fast selbst hinfiel.
Ich sprang auf und wollte sie in den Rücken treten, um sie komplett umzuschubsen. Ich entlastete das linke Bein... und spürte gleichzeitig, wie jemand mir das andere von hinten wegzog. Ich hatte keine Chance. Schon lag ich in der weichen Sägespäne und sah Averys Kopf über mir. Sie warf sich auf mich und das Signal zum Ende des Kampfes ertönte. Ich hatte verloren. Und nicht nur dass, ich hatte mich auch bei einer der einfachsten Aufgaben – einem simplen Fußtritt – völlig blamiert. Als ich in Mr. Blackhearts Augen sah, wusste ich, was er gerade über mich dachte. Es war eine schwache Leistung gewesen. Doch zum Glück war ich ja nicht schuld daran. Das sagte ich den Lehrern auch.
„Mich hat jemand am Fuß gezogen! Irgendwer hat..." Ich brach ab, als mich Mr. Blackheart mit einem strengen Blick bedachte.
„Du hast verloren, Sky. Da gibt es nichts schönzureden!", erklärte er knapp. Dann drehte er sich um und rief die nächsten Kampfpartner auf.
Scheinbar hatte er nicht bemerkt, wie mich jemand am Fuß gezogen hatte. Irgendwer hatte diesen Kampf manipuliert! Doch das es niemand gesehen hatte, half es mir nichts. Trotzdem wunderte ich mich, dass unser Schulleiter schon wieder so fies gewesen war. Das war doch nicht normal!

Windwalkers - Der Ruf des MeeresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt