6: Verrückte Vögel

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Es fühlte sich seltsam an, neben einem riesigen, grauen Vogel durch ein Bauernhaus zu laufen, während man von ihm etwas über Zwischen- und Abschlussprüfungen erklärt bekam. Trotzdem strengte ich mich an, mir alles zu merken, was Shiva, mein Mitbewohner, mir erzählte. Er führte mich durch die ganze Schule, erklärte mir, wo ich wann hinmusste, in welchem Raum welches Fach unterrichtet wurde und wie sich unsere Noten zusammensetzten. Ich erfuhr, dass wir ganz normal Noten bekamen, aber für die Versetzung ins nächste Jahr schienen nur die Prüfungen wichtig zu sein. Eine fand noch dieses Jahr vor Weihnachten statt, was mich etwas nervös machte. Ich war noch nie gut in der Schule gewesen und bei Prüfungen... naja. Immerhin wurde die Andere erst am Schuljahresende abgehalten. Shiva zählte mir außerdem die verschiedenen Fächer auf, die wir hatten, und verriet mir, wie man in der Cafeteria bei Mrs. Twenty, der Köchin, kostenlosen Nachtisch bekam. Allerdings wurden wir von einem Gong unterbrochen.
»Oh, es gibt endlich Essen!«, freute sich Shiva. Er führte mich in eine riesige Halle mit Glasdach, in der Tische und Stühle aufgestellt waren. Anscheinend war es hier Pflicht, in Menschengestalt zu essen, denn Shiva verschwand kurz in einer von Tüchern verhängten Ecke.
„Äh, hi du. Sky, richtig?" Ich wirbelte herum und erschrak: hinter mir stand June! Die, die mich bei meiner Ankunft so angemotzt hatte! Aber diesmal sah sie nicht sauer aus, sondern lächelte.
„Ja. Sky. Was ist?", fragte ich sie, fest entschlossen, ihr nicht zu zeigen, wie verunsichert ich war.
„Ich wollte mich entschuldigen, dass ich dich so angefahren habe. Ich war nur echt wütend weil ich etwas erfahren habe, was mir gar nicht gefallen hat. Ich wollte meine Ruhe. Sorry."
Ich war ziemlich überrascht. Aber positiv!
„Kein Problem", behauptete ich.
„Alles klar. Tschau!", verabschiedete sich June und ging zurück an einen der Tische.
Wenig später kam ein großer, grauhaariger Junge mit dünnen Beinen und asiatischen Gesichtszügen hinter den Tüchern in der Ecke heraus.
„Hi. Ich bin Shiva. Als Mensch. Sorry, die Verwandlung hat gedauert!", begrüßte er mich.
„Hi, Shiva.", gab ich lächelnd zurück. Dann brachte er mich an einen großen, eckigen Tisch, an dem schon ein paar andere Kinder in meinem Alter saßen. Ich erkannte Faeye unter ihnen und entspannte mich etwas.
„Du musst Sky sein. Setz dich doch zu uns.", begrüßte mich eine angenehm warme, seidenglatte Stimme. Ich hatte sie schonmal gehört; das war das Mädchen, das Faeye bei der Suche um Hilfe gebeten hatte. Und jetzt sah ich sie: Sie hatte dicke, geisterhaft weiße Haare, blasse Haut und kristallblaue Augen. Das Mädchen trug ein enges, bauchfreies Top und eine weite Jeans. Sie lächelte mich an.
„Ja genau, ich bin Sky. Meine 2. Gestalt ist Steinadler.", erklärte ich.
„Hallo, Avery." Shiva nickte ihr zu. Allerdings sah das Nicken ziemlich ehrfürchtig aus, mehr nach einem Kopfneigen. War diese Avery eine Prinzessin oder so?
Ich kam nicht dazu zu fragen, und vielleicht war das besser so.
„Komm, ich zeig dir das Buffet. Das ist das Beste hieran: Du kannst dir dein Essen einfach HOLEN! Ohne eine Stunde rührungslos zu lauern, du gehst vorbei und schnappst dir was!", erzählte mir Shiva begeistert. Avery, Faeye und die anderen kicherten. Auch ich schmunzelte, bevor wir uns das Buffet vornahmen. Ich entschied mich für Fischstäbchen mit Kartoffelbrei. Shiva nahm ebenfalls Fischstäbchen, ließ das Kartoffelpüree jedoch weg. Mittlerweile hatte ich genug Zeit mit ihm verbracht, dass ich mir zusammenreimen konnte, dass er als Tier aufgewachsen war. Ich setzte mich zwischen ihn und ein gemütlich wirkendes, etwas rundlicheres Mädchen.
„Du kennst uns ja noch gar nicht alle.", stellte Avery fest.
„Vincent, Wanderfalke", brummte ein mürrisch wirkender Junge neben ihr.
„Bumble, Hummel", stellte sich meine Sitznachbarin vor.
„Ja, ich bin wie gesagt Faeye, kubanische Bienenelfe.", erklärte Faeye. War das nicht eine Art Kolibri? Kein Wunder, das sie immer so schnell herumrannte!
„Und ich bin Avery Storm Snowwing, Schneeeule. Nenn mich Avery.", bat sie mich.
„Ich bin die Anführerin der Windwalkers.", erklärte sie mir. Wow, die Anführerin? Jetzt verstand ich Shivas ehrfürchtige Geste von vorhin. Er schien Mitglied bei den „Windwalkern" zu sein.
„Und... was genau sind die... Windwalker?", wagte ich zu fragen.
„Wir sind eine Clique aus ausschließlich Flugtieren. Unser Quartier ist das Baumhaus, wir sind gerade dabei, es anständig zu sichern, damit man es nur noch per Flügel erreichen kann. Und wenn es fertig ist, wird es unsere Party-Location!"
Wow, eine richtige Clique mit Anführerin, Partys und Hauptquartier!
„Das klingt toll!", versicherte ich den anderen. Avery lächelte mich an.
„Dann bist du also dabei?", vergewisserte sie sich.
„Auf jeden Fall!", gab ich zurück.
Dann stießen wir alle zusammen mit unseren Gläsern an, ich hörte jemanden sagen:
„Windwalker für immer!"
Die anderen brachen in Jubel aus, und damit war alles klar: Ich wollte zu ihnen gehören!
„Guten Appetit", wünschte Avery den anderen. Aber niemand aß, sie schienen auf irgendwas zu warten. Erst als sich Avery einen Löffel Kartoffelbrei in den Mund schob, fingen auch die anderen an zu essen. Aha, das lief wie in einem Wolfsrudel: Der Anführer durfte zuerst essen. Krass, Avery hatte ihre Leute echt gut im Griff. Ich versuchte, das zu ignorieren und fröhlich mit den anderen zu plaudern. Aber tief in mir breitete sich ein flaues Gefühl aus. Worauf hatte ich mich da eingelassen?

Erst, als es längst dunkel war, fiel ich erschöpft ins Bett. Ich hatte noch lange mit den anderen Vogel-Wandlern abgehangen, wir hatten gequatscht, herumgeblödelt und Spaß gehabt. Es war ein echt cooler Abend geworden, da Vincent wusste, wie man Cola aus dem Vorratskeller klauen konnte. Wir hatten es uns im Wald gemütlich gemacht und eine kleine Party geschmissen. Bumble hatte eine Bluetooth-Box, sodass es sogar Musik gegeben hatte. Aber jetzt war es kurz vor Mitternacht und ich war fix und fertig.

Am nächsten Morgen wurde ich von einer Stimme geweckt.
»Sky! Wir verpassen das Frühstück!«
Müde öffnete ich die Augen und... fand mich Auge in Auge mit einem riesigen Monster wieder!
„AAAAAH!", kreischte ich und versuchte, rückwärts weg zu robben von dem spitzen Schnabel, der auf mein Auge zielte.
»Wow wow wow, sorry, ich wollte dich doch nur wecken!«, hörte ich Shivas stimme in meinem Kopf. Puh. Mein Puls beruhigte sich langsam wieder. Hier zu übernachten war definitiv gewöhnungsbedürftig! Bein Frühstück hockte ich mich wieder an den Windwalker-Tisch. Bumble und Vicent waren schon da, sie hatten sich sogar schon Müsli geholt. Allerdings schienen sie mit dem Essen zu warten, bis Avery da war. Sie hatten echt viel Respekt vor ihr. Auch ich und Shiva warteten, bis unsere holde Miss Anführerin sich zu uns bequemte. Ich fand das ja ehrlich gesagt etwas übertrieben. Aber gut, vielleicht wurden alle etwas lockerer, wenn das Schuljahr angefangen hatte und wir uns besser kannten. Als Avery anfing, ihr Müsli zu essen, lösten sich auch die anderen aus ihrer Starre. Aber es war irgendwie seltsam still, und nach kurzem Überlegen wusste ich auch, warum: Faeye fehlte!
„Hey Leute, wo bleibt eigentlich Faeye?", fragte ich in die Runde.
„Ich weiß es nicht. Hat irgendwer sie gesehen?", wollte Avery wissen.
„Nicht seit heute Morgen.", antwortete Bumble, „Vielleicht ist sie im Computerraum?"
Doch ehe wir uns weiter Gedanken machen konnten, hörten wir plötzlich Faeyes Stimme in unseren Köpfen:
»Windwalker, zum Haupteingang! Das wird hier gerade echt interessant!«
Von Neugier getrieben rannten wir los. Schon von drinnen sahen wir, was Faeye gemeint hatte: Zwei Mädchen standen sich gegenüber. Sie wirkten angespannt, im Näherkommen erkannte ich das Mädchen, das mich am ersten Schultag bedroht hatte. Wir beeilten uns, um nichts zu verpassen. Faeye stand mit Handy und Block daneben. Sie machte sich eifrig Notizen.
„Was ist mit dir, Autum?", rief das eine Mädchen aus. Moment, Autum? Sie hieß doch June, oder nicht?
„Was mit MIR los ist? Du hast wohl vergessen, was die letzten Jahre passiert ist, Hannah! Außerdem: mein wahrer Name ist JUNE!", schrie June zurück.
„Und mein wahrer Name ist Summer! Du heißt Autum, so wie es unsere Mutter entschieden hat! Und das ist Winter!", schrie Hannah oder Summer zurück und deutete auf ein etwas jüngeres Mädchen, das verlegen daneben stand. Erst jetzt fiel mir auf, wie ähnlich sich June-Autum und Hannah-Summer sahen. Auch Winter sah aus wie die beiden, rotbraune Haare mit orangenen Spitzen und große, bernsteinfarbene Augen.
„Nenn uns nie wieder so! Du kannst nicht ernsthaft einen Namen tragen, den dir eine wildlebende Irre verpasst hat!", nahm June oder Autum den Faden auf.
„Du trägst den Namen, den dir ein gesuchter Verbrecher gegeben hat! Das ist das letzte! Richtig Winter?", wandte sich Hannah oder Summer an die dritte im Bunde.
„Äh, also... das ist doch echt nicht wichtig, könnt ihr nicht einfach...", stammelte Winter.
„Ihr Name ist SOPHIE!", June-Autum sah aus, als wolle sie sich auf Hannah-Summer stürzen. Ihre Augen flackerten, aus den teilverwandelten Händen sprossen Krallen. In Hannah-Summers Augen stand ein einziges bestürztes Fragezeichen. Aber sie zögerte auch nicht mehr und verwandelte sich so schnell und mühelos, wie ich es nie hinbekommen würde. Alle umstehenden wichen hastig zurück, erschrockene Aufschreie ertönten. Jemand rief nach dem Schulleiter, aber auch der würde nicht mehr verhindern können, was hier geschah. Zwei riesige, orange-schwarz gestreifte Tiger sprangen aufeinander zu. Hannah-Summer war als Tiger allerdings sehr viel muskulöser und schien vertrauter mit dieser Gestalt. Sie rammte June-Autum zur Seite. Diese versuchte, ihr die Krallen über die Schultern zu ziehen, aber Hannah-Summer wich aus. Sophie-Winter verwandelte sich ebenfalls, aber etwas holpriger. Sie sprang June-Autum zur Hilfe. Doch mit einem knappen Tatzenhieb fegte Hannah-Summer sie zur Seite.
»Halt dich raus, Kleine!«, kommandierte sie. Sophie-Winter hatte es sehr eilig, ihrem Befehl zu folgen. Mit einem geschmeidigen Sprung landete Hannah oder Summer auf June-Autum, warf sie um und drückte sie auf den Boden. Die riesige Raubkatze bleckte die Fangzähne.
»Was ist dein Problem, Schwester?!«, schrie sie, sodass jeder den Schmerz und die Fassungslosigkeit in ihrer Stimme hören könnte.
»Nenn mich nie wieder SCHWESTER!!!« Jetzt rastete June-Autum komplett aus. Wild um sich schlagend rappelte sie sich wieder hoch und warf Hannah-Summer ab. Fauchend standen sie sich gegenüber. June oder Autum holte zu einem weiteren Schlag aus. Oh nein, Hannah oder Summer hatte keinen Platz zum Ausweichen!
„June Marth. Rückverwandlung, aber ganz schnell!!", befahl die junge Frau, die sich zwischen die beiden Tigerinnen stellte. In ihrer Stimme klirrte das Eis, es klang, als wolle sie die beiden Tigerinnen mit Worten in Fetzen schneiden. Ganz kleine Fetzen. Für einen kurzen Moment dachte ich, June würde die Frau mit einem Hieb in Stücke reißen. Doch dann fauchte sie nur und gehorchte ihr wiederwillig. Wow, wer war diese Frau, das sie es wagte, sich zwischen zwei kämpfende Raubkatzen zu stellen?
„Summer, June und Sophie Greenwood, ihr habt einen Termin beim Schulleiter. Genau jetzt. Mitkommen!", bestimmte sie. Dann führte sie die drei (zurückverwandelten) Mädchen in die Schule. Ein paar Minuten lang war alles still, dann brach ein Tumult los. Ich drängte mich durch die Menge zu Faeye, um zu fragen, was überhaupt passiert war.
„Hey, Faeye, was war denn hier los?"
„Diese Summer ist gerade angekommen. June, Sophie und sie müssen sich von früher kennen. Summer hat sich erst gefreut, die beiden zu sehen, aber June war voll im Aggro-Modus. Den Rest habt ihr gesehen. Das muss ich unbedingt Mr. Blackheart vorlegen! Ich würde nämlich so gern eine Schülerzeitung herausgeben, aber er meinte, es gäbe da nichts, was ich berichten könnte... Ich muss sofort heiße Neuigkeiten sammeln!", und weg war sie.
„Was hat sie vor? Sollen wir hinterher?", fragte ich die anderen, da sich die Schaulustigen langsam auflösten.
„Sie geht am Bürofenster lauschen. Geh besser nicht mit, sie ist die Einzige, die noch nie erwischt wurde.", erwiderte Avery knapp.
„Oh. Okay.", meinte ich nur.
Dann gingen wir wieder rein, um endlich zu frühstücken.

Später, als ich durchs Schulhaus lief, um mir alles anzusehen und mir zu merken, was wo war, hörte ich plötzlich lautes Klappern aus einem der Computerräume. Es war Faeye, die eifrig etwas am Computer tippte.
„Hi. Was machst du hier?", fragte ich sie.
„Ich tippe einen Bericht: Prügelei artet aus; wie das Wiedersehen dreier Schwestern in einem Kampf endet. Damit Mr. Blackheart einsieht, das wir jeden Tag eine Zeitung herausgeben sollten. Weil es eben DOCH was zu berichten gibt!", erklärte sie und reckte kämpferisch das Kinn vor.
„Was hast du denn beim... äh... lauschen herausbekommen?", fragte ich vorsichtig.
„Das kannst du hoffentlich morgen in der Zeitung nachlesen", kam es nur knapp zurück. Dann konzentrierte sich das Kolibrimädchen wieder auf ihren Text. Ich ließ sie allein, um sie nicht weiter zu stören. Nach einer kurzen Suche hatte ich den Ausgang der Schule im Erdgeschoss gefunden und ging nach draußen zum Baumhaus, um nach den anderen Windwalkern zu sehen. Ich hatte Lust auf Action und mit Avery, Vincent und Shiva wurde es nie langweilig. Heute allerdings war es recht still auf der Party-Lichtung im Wald. Was, wie ich beim Ankommen feststellte, an einem schlanken, blauhaarigen Jungen lag, der in der Mitte der Lichtung stand und irgendwie schüchtern wirkte. Wenn man genau hinsah, konnte man noch erkennen, dass er in einem Mädchenkörper geboren worden war.
„Ah, Sky, schön das du endlich da bist!" Avery strahlte mich an.
„Dann lasst uns loslegen, Faeye kriegt das schon irgendwie mit.", schlug Bumble vor.
„Okay. Aber bevor wir Party machen, habe ich noch jemanden vor zu stellen.", kündigte die Anführerin an.
„Äh, ja. Hi, ich bin Luan, blauer Ara. Sagt bitte auf keinen Fall Luana. Wird schwer genug das den Lehrern zu erklären!" Er grinste.
„Hi, Luan. Herzlich willkommen an der Redcliff High!", begrüßte Bumble den Neuen. Auch ich sagte „Hi" zu ihm und stellte mich vor, so, wie das hier alle machten: „Sky, Steinadler".
„Bumble, Hummel.", machte Bumble weiter.
„Vincent, Wanderfalke", brummte Vincent kaum hörbar.
Avery schloss sich an: „Und ich bin Avery Storm Snowwing, Schneeeule. Ich bin die Anführerin der Windwalker."
So, wie sie das sagte, hatte es ein ziemliches Gewicht. Es klag würdevoll und erhaben, so, als wäre sie eine Art Prinzessin. Mir gefiel das nicht so gut, dass sie meinte, sie stünde über uns allen. Aber das würde sicher bald besser werden. Bestimmt.

Beim Abendessen stellte sich auch Faeye vor.
„Was hast du eigentlich den ganzen Tag gemacht?", fragte Avery. Mir gefiel gar nicht, wie sie das sagte, so argwöhnisch und drohend. Als würde es ihr nicht passen das sie nicht wusste, was wir privat machten.
„Ich hab Material gesammelt. Soll ich erzählen?", fragte Faeye. Sie hibbelte herum und es stand ihr ins Gesicht geschrieben, dass sie es kaum aushielt, nicht sofort mit den Neuigkeiten herauszuplatzen. Ich wollte ihr antworten, war mir aber unsicher, wie das bei Avery ankam.
„Wenn du willst...", sagte die gedehnt, so, als würde es sie gar nicht sonderlich interessieren.
„Ich hab mir June, Summer und Sophie einzeln vorgenommen. Es ist echt krass: Anscheinend haben sie mit ihrer Mutter in 2. Gestalt gelebt, weil ihr Vater ein Verbrecher war. Aber irgendwann ist er zurückgekommen und hat June und Sophie überzeugt, als Menschen leben zu wollen. Dann haben die beiden angeblich erfahren, dass Summer und ihre Mutter in der Wildnis echt schlimme Sachen gemacht haben, zum Beispiel Menschen angegriffen. Summer streitet das ab. Aber June und Sophie haben sich dann gegen ihre Mutter gewendet und die Namen ihres Vaters angenommen. Er wollte das auch Summer als Hannah zu ihnen kommt, aber sie wollte die Freiheit als Tiger nicht aufgeben. Anscheinend ist der Vater jetzt im Knast und die Mutter will ihre ,falschen' Kinder nicht mehr.", ratterte Faeye herunter.
Wir sahen uns betroffen an. Was für eine kaputte Familie! Zum Glück war meine nicht so.
„Wow.", meinte Luan, der als erstes seine Sprache wiederfand, „Heftig."
Wir aßen schweigend weiter und dachten darüber nach, was Faeye erzählt hatte. Wie es wohl für die Tigerschwestern war, so eine zerrissene Familie zu haben? Plötzlich verstand ich auch, warum June am ersten Tag so gemein gewesen war. Sie hatte erfahren, dass sie ihre verhasste Schwester wiedersehen würde! Das war echt krass. Summer tat mir leid. Wie es wohl wäre, wenn Nele mich hassen würde? Was sie wohl gerade machte? Aß sie mit ihren neuen Freunden zu Abend? Ob sie gerade auch an mich dachte?

Windwalkers - Der Ruf des MeeresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt