Our Stories...

189 3 0
                                    

Stanley sitzt in der dunkelsten Ecke in einer der Steinzellen.
„Lassen sie ihn raus!" schreie ich ihn an. Tatsuno stösst einen genervten Seufzer aus.
„Geh doch auch rein!"
schreit zurück.
Ich überlege in Ruhe, laufe zur Gittertüre und zeige auf das Schlüsselloch.
„Lassen sie mich rein..."
Makota schüttelt den Kopf, als würde er mir sagen: Nein, tu das besser nicht!
Doch mein Wille ist zu gross.
Tatsuno nimmt seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und sucht den richtigen Schlüssel.
Man hört das andauernde Geklimper der Schlüssel.
Nach knapp 20 Sekunden hat er den richtigen gefunden.
Er macht mir die Tür auf und lädt mich ein, reinzugehen.
„So, Madame Will-Alles..."
Als ich einige Schritte in die Zelle gemacht habe, schliesst er sie wieder und geht.
Makota jedoch, bleibt hier.
Er starrt mich an, bis Tatsuno ausser Sichtweite ist.
„Ich hole euch hier raus. Keine Angst ihr werdet hier nicht für immer sein wie Dolo." flüstert er.
„Dolo?" frage ich ihn.
Er zeigt mit seinem Kopf nach rechts.
Achso, wieso bin ich nur nicht selber draufgekommen?
Engels-Dolorea.
„Ich komme in einer Stunde wieder ok? Bye!" flüstert er uns zu und verschwindet.
Stille herrscht.
Ab und zu vielleicht ein Gähnen oder sonst irgendwelche Geräusche aus den anderen Käfigen.
Ich setze mich zu Stanley.
„Hey..."
Er hat sein Gesicht in seinen Armen vergraben.
Ich lege eine Hand auf seinen nackten wunden Rücken. Stanley reagiert nicht.
„Was ist passiert?"
Immernoch nichts...
„Ich bin hier...Du kannst mir alles sagen."
Da kommt Tatsuno.
„Stanley und Dolorea. Ihr habt in 3 Stunden ein Fotoshooting. Ich hole euch dann."
Er geht wieder.
Ich wende mich zu Stanley.
Der Boden ist sehr kalt und die Steinwand ist es auch.
Stanley schaut zu mir auf.
„Was ist passiert?" frage ich ihn neugierig.
Er seufzt: „Er schlug mich Millionen mal und fuchtelte mit einem Messer nach mir aber das auch gerecht."
Man hat es ihm angesehen.
Sein ganzer Rücken ist voller offenen Wunden und Schlitzer.
Sein ganzer Körper ist praktisch rot und voller Blut.
„Ich weiss noch gar nicht so viel über dich. Das wollte ich auch sagen, als wir draussen unsere Ruhe gehabt haben."
sagt er und streckt seine Beine aus.
Da bringt er mich zum grübeln.

„Ich wohnte in Charlieta Ville und zog dann auf Nataeka. Ich habe einen grösseren Bruder. Meine Eltern starben bei einem Flugzeug Absturz. Sie wollten zusammen Zeit verbringen und wollten darum auf Venedig..." Da muss ich kurz abbrechen.
Ein dicker Kloss hängt in meinem Hals.
Fast wäre ich in Tränen ausgebrochen.
„Ich wurde in der Schule immer missachtet weil ich halt einfach anders war als die anderen. Selbst die Lehrer missachteten mich. Ich höre gerne Rock und gehe sehr gerne mit meinem Bruder irgendwo hin..."

Bis auf das letzte Wort scheint Stanley mit Aufmerksamkeit zu schenken.
Noch nie hat jemand ausserhalb meiner Familie mir so viel Aufmerksamkeit geschenkt.
„Und du so? "
Er zögert und lehnt seinen Kopf an der Wand an.
„Schau..."
„Aber warte! Ich habe eine Frage!"
unterbreche ich ihn hastig.
Er seufzt und nickt. Hoffentlich ist er jetzt nicht sauer auf mich.
„Wieso habt ihr ausgerechnet mich gewählt?"
Wir starren uns an. Eine ganz lange Weile...
„Das hat alles einen einzigen, einfachen Grund." sagt er, hebt seinen Zeigefinger und grinst.

Einen einfachen Grund? Was soll da schon einfach sein! Man muss da doch eine psychisch gestörte Theorie haben!
„Und der wäre?" hacke ich nach.
„Deine wohlgeschnitzte Figur."

...

Das ist doch verrückt!
Wohlgeschnitzt, was soll das heissen?
Ich bin nicht aus Holz! Auch bin ich kein Objekt! Ein wenig empört schaue ich ihn an.
„Aber ja, ich habe dir auch zugehört und jetzt hörst du mir zu..."

Dollphotographer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt