Like Kitten Fur

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Die Worte die er Dale an den Kopf geworfen hat. Sagte er da "meine Frau"? Verwirrt schaue ich aus dem Fenster. Wir sitzen schon lange hier drin. Doch in der Ferne sehe ich die Lichter die in unserem Gebäude an sind. Aber ... Wieso fährt Tatsuno denn vorbei?! „Dort ist doch das Haus! Du fährst an unserem Haus vorbei!"
Er schlägt einmal genervt mir der Hand auf sein Steuerrad. „Ja!!! Ich weiss..."
Am besten bleibe ich jetzt ruhig...
Wer weiss, vielleicht bin ich die nächste die er tötet. Oder...
Vielleicht will er einen Unfall verursachen damit wir beide sterben!
Ich habe solche Angst. Ich weiss nicht was in Tatsuno's Kopf vor sich geht. Er sieht so konzentriert aus und zugleich auch extrem zornig. Ich getrau mich gar nicht mehr ihn anzuschauen.
Das Fahrtempo verlangsamt sich und ich schaue raus. Er parkt vor einem Haus das ziemlich edel aber abgelegen von der Stadt ist. Nämlich an einer Lichtung. Zwischen diesem Haus und der Stadt ist noch ein riesiger Wald dazwischen, den wir eben durchgefahren sind.
Tatsuno steigt aus und kommt auf meine Seite um mir die Türe aufzumachen. Ich möchte gleich aussteigen aber da hievt er mich auf seine Schulter und trägt mich so in das Haus. „Warte! Bevor wir reingehen möchte ich wissen wo wir da sind!" meckere ich und stosse mich mit meinem Bein beim Türrahmen ab, sodass wir nicht reingehen können.
„Das siehst du dann drinnen." sagt er und will rein, doch ich stosse jetzt auch noch mit meinem anderen Bein ab. „Nein! Ich will es jetzt wissen!"
„Verdammt. Wir sind bei mir Zuhause ok?! Können wir jetzt rein?!"
Wow... Sein Haus? Das wusste ich gar nicht. Ich hatte immer gedacht dass er in seinem 'Puppenhaus' wohnt.
Ich lasse meine Beine locker und er macht mit seiner freien Hand die Türe auf. „Sssooo..." macht er als er hinter sich die Türe abschliesst. Langsam und vorsichtig lässt er mich von seiner Schulter runterrutschen. Ich schaue um mich rum. Das ist wie in einem Haus eines Milliardären! „Mach es dir bequem. Ich muss mir die Hände waschen." sagt er und geht geradeaus und biegt danach links ab. Der Boden ist mit königsblauen Teppichen belegt und bevor es zum Wohnzimmer geht, gibt es noch eine spiralartige, hölzrige Treppe die zum zweiten Stock führt. Alles ist goldig, silbrig, weiss und hauptsächlich königsblau. Es hat auch viele grosse Fenster und edle Möbel die die Lust in mir wecken, mich auf diese niederzulassen. Ich höre wie das Wasser fliesst und Tatsuno sich die Hände wäscht. „Du kannst schon reinkommen!" ruft er und stellt das Wasser ab. Aber seit dem Missbrauch von Dale getrau ich mich zu gar nichts mehr. Tatsuno könnte mich ebenso töten. Wieso würde er nicht? Was versichert mir dass er mir nie etwas antun würde? Da kommt Tatsuno von der Küche zum Vorschein und schaut mich an. „Willst du nicht reinkommen?" fragt er mich und schaut mich ein wenig verwirrt an während er seine Hände mit einem weissen Tuch abtrocknet. Er seufzt, geht in die Küche und kommt wieder. Er zieht sein schwarzes Jackett aus und hängt es am Kleiderständer auf. Dann kommt er auf mich zu und streicht mir über die Haare. „Hör. Ich weiss ich habe dir vielleicht einen riesen Schrecken eingejagt aber... So bin ich nicht. Ich hatte Angst um dich. Sehr sogar. Ich wusste gleich, als Elina mich rausgebittet hat, dass etwas falsch läuft. Es tut mir so leid dass ich dich alleine gelassen habe." Er nimmt seine Hand aus meinen Haaren und schaut mir in die Augen. Seine Augenfarbe ist mir noch nie so richtig aufgefallen. Sie sind dunkel. Dafür aber wunderschön.
Sie haben eine unheimliche Tiefe sodass man sich bei langem anschauen völlig in seinen Augen verliert.
„Ich will es wieder gut machen." sagt er ganz leise als ob es ihm peinlich wäre.
Ich bin so überrascht dass ich nicht weiss was ich sagen soll. Tatsuno macht es klick und er versucht wieder Kontakt aufzunehmen. „Also... Willst du etwas trinken? Oder vielleicht... etwas essen?" fragt er mich und haltet sich mit einer Hand am Nacken.
Ich stottere: „Ämm... Ähh... Also..."
Er lächelt verlegen und nimmt seine Hand wieder runter. „Also komm." sagt er, dreht sich um und geht in die Küche. Mit grossem Abstand folge ich ihm. Er wirkt ja wirklich freundlich und nett. Aber das alles auf einmal?
Er füllt zwei Gläser mit Wasser auf und dreht sich dann zu mir um. Ich stehe klein und verängstigt ,wie ein kleines Kind, etwa um die 5 Meter Entfernung weit entfernt von ihm. Das überrascht ihn und das seht man ihm auch an.
„Oh...Ämm... Komm, komm. Wir machen es uns auf den Sesseln gemütlich." sagt er und macht sich auf den Weg, an mir vorbei, zu den zwei Sesseln die ebenso blau sind. Er stellt die zwei Gläser auf das kleine Glastischchen und setzt sich. Ich hingegen stehe noch und bin mir unsicher ob ich mich nun setzen soll oder nicht. Ich schaue ihn an wie er sein Glas nimmt und gerade etwas daraus trinken will, bis er merkt dass ich noch neben dem Sessel stehe.
„Wieso setzt du dich nicht?" Das klingt so als würde er mich bald schlagen. Nur dass seine Stimmlage bei diesem Satz viel ruhiger ist. Sonst würde er schreien. Das weiss ich noch.
Ich setze mich hin und habe meine Beine eng zusammengepresst und meinen Rücken gerade gestreckt.
In Ruhe trinkt Tatsuno jetzt aus seinem Glas und stellt sie dann nach einem Schluck wieder ab. „Ich kann verstehen" fängt er an, „dass du so verängstigt ist und dich schmutzig fühlst. Sehr sogar. Aber ich glaube du sollst dich erstmal ausruhen und etwas trinken. Wasser beruhigt."
Ich fahre meine zittrige Hand aus und nehme das Glas. Während dem Trinken fliesst mir ausversehen ein bisschen Wasser neben meinem Mund vorbei. Schnell stelle ich das Glas wieder gerade und halte mir eine Hand vor den Mund.
Tatsuno eilt zur Hilfe, holt ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischt mir das bisschen Wasser weg. Er seufzt: „ Wieso musst du nur so tollpatschig sein."
Ich weiss gar nicht wie ich mich fühlen soll...
Da nimmt er mir das Glas aus der Hand und legt es mir an die Lippen. „Trink. Ich helfe dir." sagt er ernst und konzentriert, um ja nicht das gleiche geschehen zu lassen. Als das Wasser meine Lippen berührt, mache ich meinen Mund ein Stück weit auf.
Als ich fertig getrunken habe, legt er das Glas wieder auf das Glastischchen.
Ich starre ihn an und er mich. Was denkt er wohl? Was denke ich eigentlich? Tatsuno ist auf einmal so... Wie mein Bruder.
Ich merke plötzlich dass ich ihn schon lange anstarre und das sicher lächerlich ausgesehen hat, also drehe ich meinen Kopf weg.
„Du... brauchst dringend Schlaf." sagt er und bringt die zwei Gläser wieder in die Küche, gleich in die Geschirrspülmaschine. Ich bin mit ihm in seinem Haus. Alleine. Jetzt gibt es keinen Stanley, Makoto oder... Rivus mehr die mich vor einer unangenehmen Situation retten könnten. Er kommt wieder zurück.
„Soll ich dich rauftragen oder kannst du das selber?" fragt er mich.
Ich entscheide mich dafür, dass ich das auch alleine schaffe. Am Anfang geht alles prima aber als die Treppen kamen, verfehlte ich jede zweite Stufe. Ich höre wie Tatsuno unten leise ins Fäustchen lacht. Mit einem verarschten Gefühl schaue ich zu ihm runter. Die Hälfte habe ich schon geschafft, also was soll er mich da auslachen?!
„Schön! Mach so weiter." ruft er mir lachend zu. Klar mach ich weiter. Er soll nicht denken ich sei ein schwaches Stück Elend. Ich versuche mit grösstem Willen noch die restlichen Treppen. Langsam komme ich mir aber lächerlich vor. Wieso wollen meine Beine nicht arbeiten verdammt?! Soll es doch blöd aussehen wenn ich jetzt die letzten fünf Stufen krieche...
1. Stufe
2. Stufe
3. Stufe
Und jetzt nurnoch zwei.
Aber halt... Diese zwei Stufen gehen sowas von leicht! Ich schwebe ja!
Oben angekommen berühre ich wieder den Boden. Das war vielleicht anstrengend! Aber da kann Tatsuno stauen! Dolorea hat's geschafft! Ich lege flach auf den Boden und drehe mich auf den Rücken.
Aber...

Dollphotographer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt