„Und weiter?"
„Du dummes Kind! Wir gehen da natürlich rein!" sagt Tatsuno lächelnd und will gerade die Türe aufmachen, als Rivus seinen Arm haltet.
„Warte. Was ist wenn 'er' es schon ahnt dass wir reingehen? Wir werden gleich in seine Falle tappen!" warnt er.
Da hat Rivus recht. Tatsuno reisst seinen Arm von Rivus und schaut ihn verdächtigt an, als wäre er ein Mittäter der ganzen Sache.
„Ich geb einen feuchten Dreck drauf." sagt Tatsuno plötzlich und mach die Türe mit einem Ruck auf.
Ich stolpere zurück und falle auf den Boden. Aus dem metallenen Tor blendet uns ein grelles Licht. So grell, dass ich nichts mehr sehe.
„Ach du Scheisse!" flucht Tatsuno und hält sich, wie alle anderen, einen Arm vor's Gesicht.
Doch im Licht sehe ich eine Silhouette die sich ungleichmässig bewegt. Sie gleicht einem Gorilla, doch viel aggressiver.
Mit der Zeit sehe ich auch weitere Silhouetten. Silhouetten der gleichen Art. Sie kommen aber nicht näher.
Als mein Bewusstsein endlich wieder angeknipst wird, zupfe ich wie wild an Tatsuno's Hose.
„Mach zu!!! Schnell!!! Macht das Tor zu!!!" rufe ich und schaue ab und zu, zu seinem verwirrten Gesicht rauf und wieder zu den drei Silhouetten.
„Macht zu!" ruft jetzt auch Makoto der das anscheinend ebenso bemerkt hat. Schnell stossen wir die zwei schweren Torflügel zu. Beim zustossen, schaue ich zu Stanley's dritten Auge.
Es ist rabenschwarz. Wieso? Es scheinen es alle zu verstehen ausser ich und das hält mich von der Ruhe ab.
Mit einem lauten Knall ist das Tor wieder geschlossen.
Tatsuno stürzt sich gleich zu mir und fragt mich aufgeregt: „Was ist denn?! Was hast du gesehen?"
Die Furcht in ihm ist gut zu erkennen.
„Da waren ... Gorilla artige Silhouetten." antworte ich.
Er macht einen Schritt zurück und reibt sich die Nase während er auf den Boden schaut.
„Wer zum Teufel... hat so etwas in so kurzer Zeit hingebracht?" fragt er sich
„Stanley, wann hast du diese Kammer gebaut?"
Ein wenig verängstigt schaut Stanley blitzartig zu Tatsuno rauf.
„Ä-ähm... seit du die Frauen getötet hast. Ich dachte man bräuchte einen Raum um sie irgendwie zu versorgen, also habe ich sie dort rein geschmissen. Aber da ich erst später wusste dass 'er' auf sowas scharf ist, ist er wahrscheinlich hier rein gegangen und hat sein eigenes Ding gebaut."
Tatsuno seufzt. „Gut. Also... Gratuliere dir zum ersten aber weisst du was diese Dinger sind?"
Stanley zuckt mit den Schultern.
Wir wissen nichts. Gar nichts.
Weder ob die Polizei hier ist oder was sich dadrinnen abspielt.
Nach langem Schweigen und Stillstehen geht Tatsuno zum Rucksack und hievt sie auf seine Schulter.
„Macht euch bereit. Mit Waffen und alles was ihr dabei habt." fordert er uns auf und lehnt sich schon gegen das Tor, bereit, den Gorillaviechern zu Augen zu bekommen.
Makoto legt seinen Turnsack auf den Boden und nimmt drei kleine Pistolen raus. Eine überreicht er mir und die andere behaltet er für sich. „Du weisst wie mit dem umgehen?" fragt er mich und wirft eine Pistole rüber zu Stanley, der es mit einer Hand fängt.
Verunsichert schaue ich auf die Pistole in meinen offenen Händen, rauf zu ihm. „N-Nein."
Als hätte er es erwartet, zeigt er auf eine Art bewegbaren Knopf.
„Entsichern, zielen, schiessen." erklärt er mir kurz und hilft Tatsuno das Tor aufzumachen. Entsichern, Zielen, Schiessen. Das klingt so leicht.
Als sie das Tor aufgebracht haben, stürmen sie alle rein und ich sehe sie nicht mehr. Hat es vorher gerade nicht geblendet? Es war eine einfache Dunkelheit die da drinnen lungerte.
Schnell renne ich ihnen nach. Ich renne in Tatsuno's Rücken rein weil ich dachte er sei schon weiter. Falsch gedacht, er steht gleich am Eingang. Geschockt schaut Tatsuno zurück. Sein Blick fällt auf mich runter. Er ist ziemlich gross... Ich hatte noch nie die Zeit gefunden seine Grösse wahrzunehmen. Auf einmal fängt Tatsuno an zu lächeln und schaut wieder nach vorne.
Die Pistole fest umklammert, schaue ich zwischen Makoto und Tatsuno durch. Alles was zu hören ist, ist das Klingen der Eisenketten. Rivus knipst die Taschenlampe an und leuchtet in die Dunkelheit. Eine weitere Höhle wie die vorherige. Einfach ohne Säule in der Mitte.
Rivus scheint auf einmal eine Gestalt an, die völlig verbrannt und blutig scheint. Die Augen sind schwarze, runde, kleine Murmeln und Lippen besitzt diese auch nicht, sodass wir einfach die langen Zähne dieser Kreatur sehen.
„Fu-" flucht Rivus erschrocken und lässt das Taschenlampenlicht von der Kreatur. Er scheint der einzige zu sein der sich gerade erschrocken hat.
Tatsuno, Makoto und Stanley schauen ihn komisch an.
„Reiss dich zusammen." befehlt Tatsuno und nimmt ihm die Taschenlampe aus der Hand.
Er leuchtet auf die Kreatur auf die Rivus schonmal geleuchtet hat und schwenkt die Taschenlampe rüber zu einem weiteren Viech, gleicher Rasse.
Insgesamt zählen wir drei von denen.
Nicht wirklich Schneewittchen...
Doch das komische ist, dass sie sich nicht bewegen. Mit ihren tiefschwarzen Murmel-Augen starren sie leblos in die Leere. Wie Roboter eben, bei denen man einen Knopf drückt und sie tun was du ihnen sagst. Ich vermute also auch dass diese Gorillas, Robotergorillas sind!
Etwas verrückt und gehirngewaschen von mir aber seien wir mal offen.
Mit einem lauten Knall, fällt das Tor hinter uns zu und zur selben Zeit fangen die Scheinwerfer an zu brennen.
Verwirrt schauen wir umher und halten uns die Arme vor die Gesichter. So etwas grelles habe ich doch schonmal gesehen! Die geflügelte Dolorea. Wo zum Teufel steckt sie eigentlich?
Unsere Blicke ruhen auf den drei Gorillas die immernoch schweigen und totspielen. „Ich hab Angst-" flüstert Rivus und wird gleich durch das Gebrüll und Geschreie der drei Affen unterbrochen. Alle stolpern zurück, bis einer von uns, genaugesagt Tatsuno, merkt, dass die Gorillas angemacht worden sind. Mit dicken Ketten und einem eisernen Halsband um den Hals. Die Kette führt zu einem einfachen Holzpfahl, die die Kreaturen gut zurückhalten. Die Drei haben aufgehört zu brüllen. Sie sind nun schön ruhig wie vor ein paar Sekunden.
So schlau wie mein Kopf nunmal ist, wird mir schnell klar, dass die Gorillas sich erst bewegen und aggressiv werden wenn sie etwas hören, das ihnen fremd vorkommt.
Das erzähle ich natürlich gleich den andern, die meiner Theorie einig sind.
„Das heisst?" fragt Rivus, worauf er sechs genervte Augenpaare auf ihn gerichtet bekommt.
„Das heisst dass wir leise sein müssen!" zischt Tatsuno so laut, dass die Gorillas wieder anfangen zu brüllen. Er hält sich schnell die Hand vor den Mund.
Oben rechts, hinter den Gorillas, blinkt in rot, die Zahl 5 auf und die Erde, das vorher hinter den Gorillas wie eine Wand vorkam, bröckelte ab und zu sehen ist nun ein weiteres eisernes Tor.
Das Gebrülle hat wieder aufgehört.
„Die 5... für was?" flüstert Stanley leise.
„Woher soll ich das wissen?" antwortet Tatsuno.
„Wenn wir weiterhin so leise sein können, dann schleichen wir uns an denen vorbei."
Alle schauen mich an.
„Bei denen Monstern willst du vorbei? Wenn du so sterben willst meinetwegen!" zischt Rivus und schüttelt den Kopf.
„Sch!!!" macht Makoto, worauf die Gorillas wieder anfangen, wie wild zu brüllen. Verdammt, habt ihr es denn immernoch nicht begriffen?
Ich blicke zur Tafel mit der Nummer 5... 4 rauf.
Die Zahl. Sie hat sich...
Die Affen hören wieder auf und stellen sich scheinheilig hin.
Ich glaube... Ich glaube ich weiss nun wie es läuft...
Mit einem leichten Lächeln nähere ich mich dem mittleren Gorilla.

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Dollphotographer
Mystery / ThrillerDolorea, 17, jung und ahnungslos. Yamato, ihr grosser Bruder, ist der Einzige aus der Familie, nachdem ihre Eltern auf der Reise nach Venedig wegen eines Flugzeugabsturzes umkamen. Als sie in ihrer neuen Schule sich einigermassen zurechtfand, war da...